Schadet Veganismus dem Regenwald? 11 Mythen und Fakten zum Thema Umwelt und Klima

© Li-An Lim

Egal, ob es darum geht, Müll zu vermeiden, Wasser zu sparen, die eigene Ernährung mehr nach dem Wohl des Planeten auszurichten oder mit Leuten zu diskutieren, die den Einfluss der Menschheit auf das Klima leugnen – manchmal blickt man vor lauter gefühlter Fakten und Fehlinformationen gar nicht mehr durch. Wir haben uns einige mehr oder weniger verbreitete "Mythen" mal genauer angeschaut:

Mythos Nr. 1: Wetter = Klima

"Den Klimawandel gibt es nicht, schließlich war es im September schon wieder richtig kalt in Deutschland!" – Das ist natürlich großer Quatsch. Klar, die Erkenntnisse der Klimaforschung sind oft komplex und es muss nicht jede*r alles verstehen, aber dass sich der Klimawandel nicht auf Grundlage dessen leugnen lässt, dass sich ja selbst das Wetter für die nächste Woche nicht zuverlässig voraussagen lässt, sollte inzwischen eigentlich allen klar sein.

Mythos Nr. 2: Ernährung ohne tierische Produkte ist ungesund

Es gibt inzwischen vegane Eiscreme oder richtig gute vegane Burger, und Pommes sind auch meistens vegan (zum Glück!). Das heißt, wer sich ungesund und einseitig ernähren will, schafft das auch mit einer veganen Lebensweise. Yay! Spaß beiseite: Wer darauf achtet, alle wichtigen Nährstoffe abzudecken und fleißig sein Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte (Proteine!) futtert, kann mit einer veganen Ernährung sehr gesund leben. Dafür braucht man auch keine Unmengen an Nahrungsergänzungsmitteln. Für Vitamin B12 sollte man zwar ein Supplement besorgen, denn das steckt vor allem in Fleisch – aber wisst ihr, wie es da reinkommt? Meistens wird es auch den Tieren extra dem Futter beigemischt. Dann kann man es doch einfach gleich selber zu sich nehmen, oder?

Mythos Nr. 3: Duschen ist immer wassersparender als Baden

Je nachdem, wie lange ihr unter der Dusche braucht, kann es sein, dass ihr dabei tatsächlich mehr Wasser und Energie verbraucht als bei einem ausgiebigen Vollbad. Aus Umweltsicht lohnt sich eine Dusche nur, wenn sie weniger als zehn Minuten dauert. Am allerbesten ist aber natürlich: Einfach zu zweit duschen.

Mythos Nr. 4: Jutebeutel sind 100% nachhaltig

Mittlerweile gibt es an den meisten Supermarktkassen keine Plastiktüten mehr und der umweltbewusste Großstädter hat immer seinen Jutebeutel für den spontanen Einkauf nach Feierabend dabei. Eine super Entwicklung, wenn man bedenkt, wie viel Plastik unsere Ozeane zumüllt. Bei der Verbrennung von Plastiktüten werden außerdem fiese Giftstoffe freigesetzt. Leider ist die gute Jute aber auch nicht ganz unproblematisch, bei ihrer Herstellung wird unheimlich viel Wasser und Energie verbraucht, viel mehr als bei der Produktion von Plastiktüten. Dafür ist sie ökologisch abbaubar. Und nun? Na ja, das, was immer am Besten ist: Wiederverwenden, was ihr schon habt, und am besten keine neuen kaufen.

© Milena Zwerenz

Mythos Nr. 5: Das Kurzprogramm der Waschmaschine ist klimafreundlicher

Nope! Tatsächlich verbrauchen Schnellprogramme viel mehr Energie, um die Wäsche in kürzester Zeit sauber zu bekommen. Am umweltfreundlichsten sind Eco-Programme: Die dauern zwar länger, schaffen es dadurch aber, die Wäsche auf einer niedrigeren Temperatur richtig sauber zu bekommen, was am Ende effizienter ist.

Mythos Nr. 6: Wer Tofu isst, schadet der Umwelt

Ja, für den Anbau von Soja wird massenweise Regenwald abgeholzt. Schuld daran sind aber nicht Veganer*innen, die ihren Kaffee mit Soja- statt Kuhmilch trinken: Das meiste Soja aus dem weltweiten Anbau wird als Futtermittel in der industriellen Tierhaltung verwendet. Rund 75 Prozent des Sojas wird also an Schweine oder Hühner verfüttert, die später geschlachtet oder für die Produktion von Milch und Eiern gehalten werden; nur ein kleiner Teil wird zu anderen Produkten verarbeitet. Und nicht nur das: Das Soja für die allermeisten Sojaprodukte, die es in Deutschland zu kaufen gibt, wird aus EU-Ländern aus nachhaltigem, gentechnikfreiem Anbau bezogen.

Mythos Nr. 7: Wenn auf einem Produkt "vegan" draufsteht, ist das nur sinnloses Marketing

Ihr habt euch schon öfter gefragt, warum auf Produkte, in denen augenscheinlich nichts "Unveganes" steckt, das Label "vegan" draufgepackt werden muss? Einfach nur, weil vegan jetzt so "cool" und "im Trend" ist? Nope. Tierische Inhaltsstoffe verstecken sich nämlich in so vielen Dingen, dass man manchmal nur mit dem Kopf schütteln kann. Ein paar Beispiele: Wein (wird manchmal mit Gelatine oder Casein versetzt), Bier (wird manchmal mit Fischblase geklärt), Kondome (Casein), Smartphones (tierisches Cholesterin im Display), Zigarettenfilter (Hämoglobin aus Schweineblut), Zahnpasta (Lactoferrin aus Kuhmilch), Fotoabzüge (mit Gelatine beschichtet)...

Mythos Nr. 8: Elektroautos sind das Beste für die Umwelt

Auch bei Elektroautos kann die CO2-Bilanz ziemlich schlecht ausfallen. Faktoren wie die Bauweise des Wagens, seine Lebensdauer oder die Herkunft des verwendeten Stroms spielen in die Rechnung mit hinein. Laut ADAC müsste ein Elektroauto zum Beispiel erstmal rund 219.000 Kilometer fahren, bis es tatsächlich umweltfreundlicher ist als ein Diesel.

© Marit Blossey

Mythos Nr. 9: Es bringt nichts, wenn Deutschland sich um mehr Klimaschutz bemüht

Es ist leider richtig, dass Deutschland trotz seiner Stellung als wichtige Industrienation nur einen vergleichsweise kleinen Teil der weltweiten Emissionen ausmacht; China oder die USA sind da wesentlich weiter vorne mit dabei. Aber was soll die Konsequenz daraus sein? Dass einfach gar keiner irgendwas macht? Deutschlands Rolle im Klimaschutz hat einen wesentlichen Einfluss auf die Klimapolitik der EU und ist allein schon deshalb von globaler Bedeutung. Außerdem ist der CO2-Ausstoß pro Kopf in Deutschland viel höher als beispielsweise in China – allein deshalb wäre es durchaus angemessen, wenn Deutschland sich im Klimaschutz ein bisschen mehr Mühe geben würde.

Mythos Nr. 10: Es macht keinen Unterschied, wenn wir weniger fliegen

In den letzten Monaten wurde vor allem über das Thema "Flugscham" viel diskutiert. Sind alle, die überhaupt noch fliegen, ignorante Klimasünder? Oder macht der Inlandsflug von München nach Berlin tatsächlich gar keinen so großen Unterschied? Inlandsflüge würden zum Beispiel emissionsmäßig gar nicht so schwer wiegen, hieß es häufiger. Der Emissionsausstoß, der vor allem durch Langstreckenflüge hervorgerufen wird, ist dennoch nicht von der Hand zu weisen, und Fliegen ist definitiv einer der größten Faktoren beim hohen Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 der Deutschen. Außerdem ist das CO2 nicht das einzige Problem beim Fliegen: Auch die Kondensstreifen spielen bei der globalen Erwärmung eine Rolle.

Mythos Nr. 11: Wir können eh nichts mehr gegen die Klimakrise ausrichten

Die Schäden, die bereits durch die Erderwärmung entstanden sind, sind zum Teil nicht mehr rückgängig zu machen, das stimmt. Wie schlimm die Folgen in der Zukunft noch werden, hängt aber trotzdem stark davon ab, um wie viel Grad sich die Erde noch erwärmen wird. Laut IPCC erwarten uns bei einer Erwärmung um 1,5 Grad bereits heftige Hitzeperioden, Umweltkatastrophen und ein Anstieg des Meeresspiegels um etwa einen halben Meter. Wenn eine Erwärmung von 1,5 Grad allerdings überschritten wird (und mit der aktuellen Klimapolitik sieht es ganz danach aus), werden laut Klimaforscher*innen bestimmte Kipppunkte überschritten, die irreversible Kettenreaktionen nach sich ziehen. Wir könnten aktuell also zumindest dafür sorgen, dass der Schaden nicht noch größer wird.

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