Neues Hochhaus nahe BER: Sollte nicht erst der Flughafen gebaut werden?

© Kerstin Musl

In Berlin will man mal wieder etwas richtig Großes bauen. Naja gut, es wird nur noch ganz knapp in der Hauptstadt sein. Aber dafür soll es ein echter Skyscraper werden. Einer, den man auch besonders gut sehen kann, wenn man in der Luft ist – vielleicht ja gerade vom BER abhebt und da noch einen letzten sehnsüchtigen Blick auf das erhascht, was da erst mal Schönefeld Tower genannt wird und mit seinen drei gebogenen Glasfassaden sicher etwas hermachen könnte. Man könnte meinen, hier hätte sich jemand einen kleinen Scherz erlaubt. Die BER-Eröffnung ist längst nicht in Sicht und schon überlegt sich das Bauland- und Bauprojektunternehmen Tamax, was für einen architektonischen Kracher man daneben platzieren könnte. Wie die „Berliner Morgenpost“ berichtet, ist ein 110-Meter-Turm mit 28 Stockwerken angedacht. Wenn so weit nach oben gepflastert wird, wäre es tatsächlich das höchste Gebäude Brandenburgs. Bisher würde noch die Freigabe fürs Bauen auf der Wiese und nahe der Stadtautobahnabfahrt Schönefeld Nord ausstehen.

Man stelle sich das mal vor: Brandenburg, ein Land, in dem gerade mal ein paar Spargelspitzen und Windräder in die Höhe ragen – hier soll jetzt auch noch so ein mächtig aufdringliches Hochhaus mit einer Gesamtfläche von ca. 41500 Quadratmetern hinkommen. Ein Tower, der von Hotelanlage bis hin zu Büro- und Boardinghouse-Möglichkeiten alles beinhaltet. Denn neben dem Basisbau sind auch noch drei weitere Gebäude drumherum in Planung. In diese Vision ballern Investoren um die 300 Millionen Euro. Potentielle Interessenten gibt es natürlich jede Menge. Udo Haase, Schönefelds Bürgermeister, nennt das alles ein „wunderbares Wahrzeichen“, aber wird das gerade wirklich benötigt?

Wenn erst mal der Bebauungsplan steht (was rund zwei Jahre dauern könnte), will man in schlanken fünf Jahren dem Ergebnis entgegenbauen. Was für eine schöne Vorstellung: Da steht so ein Riesenhaus, das bis in die Wolken guckt, und daneben? Da ist nichts. Weil beim BER einfach noch ein paar Kleinigkeiten hier und da zu tun sind. Oder eben alles geht glatt und im Oktober 2020 hat man einen neuen Flughafen vom Feinsten und wenige Jahre später noch ein Hochbau, in dem man auch einen neuen „Mission Impossible“-Teil drehen könnte. Man darf ja wohl noch träumen.

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