Schminken, kochen, heiraten: So einseitig ist das Frauenbild in Sozialen Medien

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YouTube, Instagram und Co. gehören zu den modernsten Plattformen unserer Medienwelt. Man könnte also meinen, dass die Inhalte dort nicht mehr so viel mit Geschlechterstereotypen, veralteten Rollenbildern und patriarchalen Strukturen zu tun haben: Immerhin sind die meisten Instagram-Nutzer*innen nicht älter als 34, in Deutschland liegt das Durchschnittsnutzeralter sogar bei unter 18 Jahren. Eine aktuelle Studie verdeutlicht jetzt aber: Das Frauenbild, das auf YouTube und Instagram präsentiert wird – man könnte auch sagen: das am erfolgreichsten ist –, ist ein einziges Klischee.

YouTube: Männer arbeiten, Frauen geben Schminktipps

Die Studie mit dem Titel "Weibliche Selbstinszenierung in den neuen Medien" wurde von der MaLisa Stiftung in Auftrag gegeben, die bereits 2017 die Repräsentation von Frauen in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft untersuchte. Die neue Studie zeigt zunächst einmal, dass Frauen auf YouTube insgesamt deutlich weniger sichtbar sind als Männer. Außerdem beschäftigen sich männliche YouTuber mit einem viel breiteren Themenspektrum als weibliche: Während männliche YouTuber von Musik, Games und Sport bis hin zu Comedy und Film quasi alles abdecken, drehen sich die Videos der weiblichen User hauptsächlich um Beauty, Mode, den Haushalt, Beziehungen und Food. Theoretisch kann zwar jede*r auf YouTube den Content veröffentlichen, den er will – am beliebtesten ist am Ende dennoch, was einem klassischen Rollenbild entspricht. Und na klar, Beautyprodukte lassen sich besser verkaufen als beispielsweise Beiträge zu politischen oder gesellschaftlich relevanten Themen. Die Befragungen ergaben nämlich auch, dass die Themenschwerpunkte der YouTuber*innen mitnichten allein ihre persönlichen Interessen abbilden – finanzielle Bedingungen spielen häufig eine Rolle. Die bestehenden Strukturen durchbrechen? Schwierig.

Eine starke eigene Meinung schmälert deinen finanziellen Wert, weil sich dann bestimmte Firmen nicht mehr mit dir zeigen wollen.
YouTube-Nutzerin, die für die Studie befragt wurde

Auch interessant: Die meisten für die Studie befragten Männer bezeichneten ihre Tätigkeit auf YouTube als Beruf, während Frauen eher dazu tendieren, ihre Videos als Hobby zu betrachten. Ein fast schon klassischer Fall des Phänomens, dass Frauen sich insbesondere im beruflichen Kontext häufig weniger zutrauen als ihre männlichen Kollegen – selbst dann, wenn sie selbst besser qualifiziert sind.

Auf Instagram zählt eigentlich nur Schönheit, sonst nix

Der zweite Teil der Studie widmet sich Instagram, und da sieht es nicht viel anders aus. Hier wurde untersucht, wie Mädchen sich selbst auf Instagram inszenieren, welche wiederkehrenden Muster auftauchen und wie sich Nutzerinnen an den Posts erfolgreicher Influencerinnen orientieren. Das Ergebnis: Mädchen, die Influencerinnen folgen, legen extrem großen Wert darauf, schlank zu sein. Keine große Überraschung eigentlich. Wer Influencerinnen folgt, empfindet sein eigenes Aussehen zunehmend als unzureichend, bearbeitet seine Bilder mit Filtern und zieht vermehrt Optimierungsmaßnahmen wie Zahnaufhellung in Erwägung.

Im letzten Teil der Studie geht es um Geschlechterverhältnisse in Musikvideos, die auf YouTube konsumiert werden. Hier lautet das Fazit: "Wir sehen noch immer mehrheitlich Frauen, die sexy und passiv inszeniert werden." Der Anteil der weiblichen Künstler*innen in den Top 100 liegt noch immer bei nur knapp einem Drittel.

Deutsche YouTube-Stars: Blond, schön, verheiratet

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Kurzum: Die Geschlechterbilder, die jungen Nutzer*innen auf YouTube und Instagram begegnen, sind gar nicht mal so weit entfernt von der traditionellen Rollenverteilung, von der so viele behaupten, wir hätten sie längst hinter uns gelassen. Deutschlands erfolgreichste YouTuberin, Bianca "Bibi" Heinicke, wurde zunächst mit Beauty-Tutorials und Shopping-Hauls berühmt, um dann mit Anfang 20 zu heiraten und ein Kind zu bekommen. Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden – aber wäre es nicht schön, wenn es auch etwas anderes geben würde? Vor allem wenn man bedenkt, dass ein so großer Anteil der Social-Media-Nutzer*innen aus Teenagern unter 18 besteht, die von diesen Inhalten geprägt werden, würde man sich doch wünschen, dass hier mal etwas mehr Diversität Einzug hält.

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