11 Fragen, die wir in unseren Gesprächen öfter stellen sollten – ein Crashkurs
Wir kommunizieren andauernd. Jeden Tag. In Person, übers Telefon oder Whatsapp. Mit allen möglichen Menschen. Mit Mama, Papa, dem Bruder, der Schwester, unseren Freund*innen und Arbeitskolleg*innen, Fremden im Supermarkt und mit uns selbst vorm Spiegel. Man sollte eigentlich meinen, dass wir das deswegen total gut können, das mit dem Quatschen, wir in Gesprächen immer die richtigen Fragen stellen und die besten Antworten haben, aber – dem ist nicht so. Denn unsere Gesellschaft ändert sich, die Themen, über die wir reden auch, aber die Floskeln und Sätze, die wir täglich verwenden, bleiben fest verankert. Selbst wenn sie nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen oder einfach nicht hilfreich sind. Aus diesem Grund haben wir hier 11 Fragen gesammelt, die wir in Zukunft mehr stellen wollen. Und zwar bewusst.
1. “Wie fühlst du dich?“
Täglich fragen wir Menschen, wie es ihnen geht, ohne es wirklich wissen zu wollen. Klar, bei unseren Engsten ist die Frage schon ernst gemeint, trotzdem stellen und hören wir sie so oft, im Dating oder als morgendlichen Gruß im Büro, dass sie selbst bei denen kaum noch wirkt. Geschweige denn eine tiefgründige Antwort herauskitzelt. Wenn wir also das Gefühl haben, einer Person in unserem Umfeld liegt etwas auf dem Herzen, dass sie heute ein offenes Ohr braucht, dann fragen wir ab jetzt lieber, wie sie sich fühlt.
2. “Bist du in einer Beziehung?“
Wir lernen eine Person neu kennen und wollen wissen, wie ihr Beziehungsstatus ist. Ja, manchmal sind wir Menschen einfach unglaublich neugierig, das ist okay, aber – warum fragen wir Männer 2019 eigentlich immer noch "Hast du eine Freundin?" und Frauen, ob sie einen Freund haben? Queere Personen gibt es schon eine ganze Weile, und die sind gekommen, um zu bleiben. Daher: aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es für mich als schwuler Mann viel angenehmer ist, "Ja, mein Freund heißt David" zu antworten, also das ganze "Hmm, also, ich habe keine Freundin, aber nun ja, es ist so ..."-Spiel spielen zu müssen.
3. “Bist du happy?“
Wir haben herausgefunden, dass unser Gegenüber nicht in einer Beziehung ist, sondern Single? Dann lasst uns doch mal aufhören zu fragen, wie er oder sie es sich denn dann mit Heirat vorstelle, oder Kindern, oder ob die Person denn nicht Angst habe, alleine zu bleiben, und irgendwann an einem Stück Kuchen zu ersticken. Happy ist doch das, was wir alle sein wollen, nicht verheiratet.
4. “Kann ich dir helfen?“
Wieder so simpel, und trotzdem zu wenig in Gebrauch. Anstelle Situationen einfach so hinzunehmen, der Person neben uns auf die Schulter zu klopfen, und zu sagen, dass das schon wieder alles wird, können wir ruhig mal fragen, ob wir ihnen etwas Gutes tun können. Helfen können. Egal ob es die Kollegin ist, die Menstruationsschmerzen hat, oder eine Person in der U-Bahn, die beleidigt wird.
5. “Wie kann ich dich unterstützen?“
Auf ob, folgt wie. Beziehungsweise, wenn du schon weißt, dass dein*e Gesprächspartner*in Hilfe braucht, frag' doch direkt, was du tun kannst. Das kann zum Beispiel sein, dass du dich als Mann für eine Arbeitskollegin einsetzt, wenn es um gerechte Bezahlung geht oder du deinem Kollegen mit dem Workload hilfst.
6. “Soll ich da für dich anrufen?“
Manchmal ist das Schwierigste, das vor einem liegen kann, etwas, das so “einfach“ und klein ist wie ein Anruf. Wenn man beispielsweise professionelle Hilfe sucht bei einem Problem der eigenen mentalen Gesundheit. Lasst uns da mehr auf Menschen zu- und das mit ihnen zusammen angehen. Was für dich ein paar Minuten sind, kann für die andere Person eine echte Belastung sein.
7. “Kann ich noch was für dich tun?“
Endlich geht es um unser aller Lieblingsthema: S.E.X. Anstelle deine*n Sexpartner*in zu fragen, wie's war, ob du gut warst, oder sie oder er gekommen ist, fragen: Kann ich noch was für dich tun? Im Bett sollte es schließlich darum gehen, dass beide Beteiligten am Ende happy sind. Ob das auch bedeutet, dass beide befriedigt sein müssen, sollte die Person entscheiden, die erst mal "zu kurz" gekommen ist.
8. “Kannst du mir das bitte noch mal erklären?“
Diese Situation gibt es wahrscheinlich am häufigsten im Job, aber generell sollten wir weniger davor zurückschrecken, Menschen wie auch Vorgesetzte, Kolleg*innen und Co. zu fragen, ob sie etwas noch mal mehr ausführen können. Manch eine Person braucht vielleicht eine Sekunde länger. Und später kann es für alle Beteiligten eine echte Zeitersparnis sein, wenn man von Beginn an auf dem selben Level war.
9. “Was wünschst du dir?“
Einsatzgebiet eins: Partnerschaft! Lasst uns mal häufiger nachfragen, was sich unser*e Partner*in wünscht. (Bei mir: Mehr Kuscheleinheiten, please. Immer.) Einsatzgebiet zwei: Immer, wenn wir in einer Position sind, die priviligter ist, als die unserer Gesprächspartnerin oder des Gesprächspartners können wir ihnen mit dieser Nachfrage ein Gespräch eröffnen, dass sie vielleicht schon lange gesucht haben.
10. “Was ist dein Lieblingsfilm?“
Diese Frage ist quasi ein Stellvertreter. Immer nämlich, wenn wir eine andere Person mit einer übergriffigen oder einfach nervigen Frage belästigen wollen (#vonhier oder alle dummen Fragen, die Trans* Personen gestellt werden), sollten wir eine Frage stellen, die uns die Person wirklich als Mensch näher bringt. "Was ist dein Lieblingsfilm" eben als Beispiel. "Welches Buch hast du zuletzt gelesen" oder doch wieder: "Wie fühlst du dich?"
11. “Lass uns das machen!!!!“
Okay, beim letzten Punkt haben wir ein bisschen geschummelt, weil es sich nicht um eine Frage handelt, sondern eine Aussage mit ganz vielen Ausrufezeichen. Aber: Bei manchen Themen sollten wir einfach keine Fragen mehr stellen. Wenn es um unsere Umwelt geht oder wenn wir unsere Freund*innen auf Demos begleiten können für Themen, die ihnen wichtig sind. Nicht mehr nachfragen, sondern einfach mal machen! Okay?