Feine lokale Küche in Potsdam in der Villa Kellermann schlemmen

© Rebecca Hoffmann

von Rebecca Hoffmann

Im September war es endlich soweit: Die Villa Kellermann öffnete ihre Türen in Potsdam, nachdem schon vielfach über das neue Projekt von Tim Raue und Günther Jauch berichtet wurde. Der Fernsehmoderator hatte die alte und knapp zehn Jahre leerstehende Villa gekauft und das historische Haus nach aufwendiger Restaurierung nun wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Was zuletzt Restaurant war, sollte wieder Restaurant werden. Ein Ort, an dem vor allem Potsdamer*innen, aber auch wir als Berliner*innen genießen können. So kam es, dass Jauch mit dem Sternekoch Tim Raue ins Gespräch kam. In seinem La Soupe Populaire servierte er schließlich auch schon deutsche Gerichte und die dann dank Barack Obama sehr berühmt gewordenen Königsberger Klopse. 

Das Konzept jetzt in der Villa Kellermann: Gerichte, die Raue schon von seiner Großmutter kennt, eine regionale Küche von Brandenburg und Potsdam inspiriert, die natürlich dennoch den unverwechselbaren Charakter von Raues Aromenspiel trägt. Nicht ganz klassisch also und dennoch so, dass jede*r die Speisen kennt.

© Villa Kellermann

Ich bin super pünktlich, es ist ein verregneter Sonntag und der Eingang noch etwas schwierig zu finden. Aber dann kommt die Gastgeberin Patricia Liebscher heraus und öffnet den Bauzaun. Noch sind außen nicht alle Bauarbeiten abgeschlossen. Kaum betreten, fühlt man sich auch schon sehr wohl. In der Villa Kellermann gibt es drei verschiedene Salons, von denen einer schöner als der andere ist und ich habe die Qual der Wahl, wo ich sitzen will. Verantwortlich für diese Atmosphäre ist übrigens Ester Bruzkus, die auch schon das Interieur der Brasserie Colette und auch vom L.A. Poke gemacht hat. Aber letztendlich entscheide ich mich für den Elefantensaal, der in der Mitte liegt. In royalem Blau und mit weißen Elefanten an den Wänden, kann hier der Sonntagmittag verbracht werden. 

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Es sind die kleinen Details, die dem Restaurant etwas Persönliches geben. So ist das Geschirr teilweise deutsches Vintage-Porzellan und das Besteck ist ebenfalls altes Silberbesteck. Jeder Platz ist ein wenig anders eingedeckt. Die Speisekarte wird in alten deutschen Kochbüchern aus dem Antiquariat gereicht. Die Vorspeisen beginnen bei neun Euro und Hauptspeisen bekommt ihr ab 18 Euro. Die Empfehlung wäre aber “Der gedeckte Tisch”. Das ist ein 3-Gang-Menü für mindestens zwei Personen und kostet 56 Euro pro Person, wobei es direkt fünf Vorspeisen gibt. Günther Jauch und auch Tim Raue war es wichtig, dass sich möglichst jede*r Potsdamer*in hier eine Mahlzeit leisten kann.

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Für mich gibt’s nach dem Apéro mit Gewürzgurken, eingelegten Zwiebeln, verschiedenen Aufstrichen und Brot – übrigens aus Berlin von Zeit für Brot – die Rindertatarstulle. Wie man es von Raue kennt, ist die Rindertatarstulle, die nicht mehr so viel mit einer typischen Stulle gemein hat, sehr aromatisch und wenn man ein einziges Wort finden müsste, wäre es wohl eben umami. Dazu habe ich eine Weinbegleitung. Natürlich ist es ein Riesling von Jauchs Weingut Othegraven, der in einer Sonderedition für die Villa Kellermann abgefüllt wird. Weinfans können übrigens den Wein auch für zu Hause kaufen. Und beim nächsten Mal würde ich mir das nicht entgehen lassen, denn der war wirklich richtig gut.

© Rebecca Hoffmann

Wer Raue kennt, weiß dass er bei seiner Produktauswahl auf hohe Qualität achtet. Im Hauptgang wird es dann typisch preußisch für mich mit eben jenen berühmten Königsberger Klopsen. Aber auch Veganer*innen und Vegetarier*innen würden hier glücklich werden. Dazu gibt’s erneut einen deutschen Wein, dieses Mal von Markus Schneider. Und ja, nach diesem Gang weiß ich, warum die Klopse so berühmt sind. Als Berliner Kind gab’s natürlich auch des Öfteren die Klopse aus Kalbfleisch, aber großer Fan war ich nie. Aber hier finde ich Gefallen an dem Gericht. Das Kartoffelpüree mag pur gegessen fast etwas salzig sein, aber in Zusammenspiel mit dem Salat aus Rote Bete und Apfel, so wie der cremigen Sauce passt es wieder perfekt.

Und weil Bienenstich auf der Karte steht und uns den meine Großmutter bei jedem Besuch servierte, muss ich natürlich auch den Bienenstich testen. Es wäre aber nicht Raue, wenn es eben ein typischer Bienenstich wäre und so ist da eine minimale Enttäuschung bei mir, dass es eben nicht so ist, wie ich es von meiner Oma kenne, sondern eine viel speziellere Variante. Hier gesellt sich nämlich noch ein Safran-Eis versteckt unter dem knusprigen Mandelkrokant dazu. Der Vanillegeschmack ist mild, der vom Safran etwas stark. Aber wer eben nicht wie ich mit Bienenstich aufgewachsen ist, der wird den Gang lieben.

© Rebecca Hoffmann

Überhaupt gibt es nichts auszusetzen. Zum Service kann ich nur sagen, dass der sehr zuvorkommend war, auch an den anderen Tischen. An denen übrigens die unterschiedlichsten Leute sitzen. Ein Pärchen in den 30ern, eine Familie, pensionierte Freundinnen und Ehepaare und alles ist super entspannt. Hier könnt ihr definitiv herkommen, wenn ihr Besuch von den Eltern habt oder auch mal etwas Kunst und Kultur in Potsdam beim nahe gelegenen Museum Barberini genießt, um dann nach einem gemütlichen Spaziergang durch Potsdam in der Villa Kellermann einzukehren. Und sei es nur für ein Stück Kuchen. Potsdam sollten wir wirklich viel öfter einen Besuch abstatten. Außerdem hat Gault & Millau 2020 Günther Jauch als Gastronom des Jahres ausgezeichnet und die Villa Kellermann mit 16 Punkten bewertet. Damit ist wohl klar, dass das Restaurant, mit regionaler Küche ab sofort auf jede Foodie-Liste gehört.

Unbedingt probieren: Natürlich die berühmten Königsberger Klopse.

Veggie: Zwei Vorspeisen und zwei Hauptspeisen, einiges ist davon sogar vegan.

Besonderheit des Ladens: Hier gibt es feine modern abgewandelte lokale Gerichte mit Tim Raue-Aromen. 

Mit wem gehst du hin: Den Eltern oder Schwiegereltern. 

Für Fans vom: La Soupe Populaire, Brasserie Colette und Fans deutscher Küche.

Preise: Vorspeisen ab 9 Euro, Hauptgerichte ab 19 Euro.

Villa Kellermann | Mangerstraße 34, 14467 Potsdam | Mittwoch – Freitag: 18–21.30 Uhr, Samstag & Sonntag 12–14.30 Uhr und 18–21.30 Uhr | Mehr Info

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