Zwei Berliner Studentinnen wehren sich gegen Sexismus in der Modebranche

© Nora Tabel

"Die Sexismus-Debatte hat die Modebranche erreicht", steht es 2018 auf vielen Seiten geschrieben. Nach dem Harvey-Weinstein-Skandal, der 2017 endlich die Filmbranche wachrüttelte, ist nun das Fashion-Business dran. Dabei ist Sexismus in der Mode freilich nichts Neues. Frauen werden seit jeher am liebsten leicht bekleidet in lasziven Posen fotografiert, Labels schicken 14-jährige Mädchen auf die Laufstege und immer wieder haben Models berichtet, wie sie als junge, beeinflussbare Teenager so manch fragwürdige Fotoshootings über sich ergehen lassen mussten. Zuletzt wurde bekannt, dass die beiden weltberühmten Fotografen Mario Testino und Terry Richardson weibliche wie männliche Models missbraucht haben sollen.

Zwei Mode-Alumnae der UdK Berlin haben diese Woche ihr ganz eigenes Zeichen gesetzt. Lisa Mann und Hagar Sophia Rieger, Masterabsolventinnen in Modedesign, zogen ihre Nominierung zum Euro Fashion Award zurück, nachdem sie erfahren haben, dass der Eigentümer des Kaufhauses Görlitz, Winfried Stöcker, Geldgeber des Awards ist. Der Award wurde 2016 zum ersten Mal vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

In ihrer Stellungnahme schreiben die beiden Almumnae:

(...) Winfried Stöcker ist während der letzten Jahre in zahlreichen Interviews, öffentlichen Reden und Beiträgen auf seinem Blog mit extrem nationalistischen und sexistischen Aussagen in Erscheinung getreten. In seinen Texten und Reden offenbart sich eine Weltsicht, die allem widerspricht, wofür wir persönlich und in unseren Arbeiten einstehen. Eine Zusammenarbeit, geschweige denn die Entgegennahme von Preisgeldern, ist uns daher aus moralischen Gründen unmöglich. Dieses Event ist schließlich keine rein karitative Veranstaltung, sondern gleichermaßen eine öffentlichkeitswirksame Bewerbung seines Kauf- und Modehauses.

Stöcker hatte beispielsweise 2014 ein Benefizkonzert für Geflüchtete in seinem Kaufhaus verboten und schrieb zuletzt Ende 2017 über die Sexismusdebatte: "Reihenweise treten angesehene Persönlichkeiten, Manager und Politiker zurück, weil sie angeblich in der Vergangenheit ihre Macht missbraucht und hübsche Mädchen dazu gebracht haben, für die Rolle in einem Film oder für eine steile Karriere den Sündern gefällig zu sein. Ich appelliere an die Eigenverantwortung der Betroffenen, die ja auch mit sechzehn Jahren oft schon zur Parlamentswahl gehen dürfen. Die Mädchen könnten zurückhaltender gekleidet und weniger provozierend zum Casting gehen, dass die armen Regisseure auf dem Pfad der Tugend bleiben."

Mann und Rieger setzen mit ihrem Rücktritt ein starkes Zeichen. Allerdings ist der Euro Fashion Award eine Veranstaltung des Kaufhaus' Görlitz. Warum die beiden Studentinnen erst jetzt von der Nominierung zurücktreten bzw. sich mit diesem Hintergrund überhaupt beworben haben, bleibt fragwürdig.

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