Von Athen nach Berlin: A-B.international ist das erste deutsch-griechische Magazin

© Ryan Christodoulou | Unsplash

Kaum eine Freundschaft hat in den letzten Jahren so gelitten wie die deutsch-griechische. Seit 2010 schon hält die Staatschuldenkrise in Griechenland an und hat durch negative Berichte auf beiden Seiten die Beziehung zwischen Deutschland und Griechenland zerrüttet. Ikonisch und vielleicht der Höhepunkt der teils absurden Berichterstattung ist noch immer der von Jan Böhmermann gefakte Mittelfinger Yanis Varoufakis'.

Ein Team aus unabhängigen Journalisten und Autoren glaubt aber nicht daran, dass die Konflikte auch stellvertretend für die Menschen beider Länder sein sollten. Deshalb haben sie das Magazin A-B.international ins Leben gerufen. A steht für Athen, B für Berlin, klar. Das Magazin, das zweisprachig erscheint, soll eine Brücke zur jeweils anderen Stadt aufbauen und befasst sich mit relevanten politischen und sozialen Themen aus beiden Ländern. Derzeit läuft die Crowdfunding-Kampagne für das Magazin, mit der vor allem der Druck der ersten Ausgabe finanziert werden soll. Ich habe der deutsch-griechischen Herausgeberin und Redakteurin Danai Moshona ein paar persönliche Fragen gestellt.

Wir sind Europäer. Auch wenn sich viele Griechen selber nicht als Europäer sehen, was ziemlich absurd klingt, da Europa eine Gestalt aus der griechischen Mythologie ist.
Danai Moshona
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Mit Vergnügen: Ich bin für 24 Stunden in Athen. Was muss ich gesehen haben?
Danai Moshona: Ahhh, ok also erstmal auf zur Akropolis. Von da dann zum Syntagma-Platz hoch die Guards bestaunen, dann Richtung Omonia zu Exarchia, dort einen griechischen kalten Frappé trinken, dann nach Metaxourgio in ein Mezopolio rein und sich auf ein kulinarisches Abenteuer begeben. Den Tag kannst du dann in einer der vielen tollen Bars ausklingen lassen, dazu kannst du nach Monastiraki fahren und dir Boiler oder Cantina Social anschauen oder einfach ab nach Gazi und sich da von Bar zu Bar durch trinken.

Was ist dein persönlicher Lieblingsort in Athen?
Ich liebe den alten Flughafen in Elliniko. Das ist so ein melancholischer, malerischer Ort. Es gibt viele Gerüchte darüber, dass man daraus ein Casino oder Hotel machen möchte, aber bisher ist nichts passiert. Der Flughafen ist menschenleer. Ich fahre da immer hin und schaue durch die eingeschlagenen Fensterscheiben rein und stelle mir vor, wie es hier damals in den 80er-Jahren aussah, als noch Betrieb herrschte.

Was verbindest du mit Athen speziell und Griechenland allgemein?
Ich bin zwischen Nationen aufgewachsen und Athen wird für mich immer der Ort meines Herzens bleiben. Da habe ich meine Wurzeln. Mit Athen und Griechenland verbinde ich die Sonne, die Gelassenheit der Menschen, ihre Liebe zum Leben und zu gutem Essen, die Gastfreundschaft und natürlich das Meer.

Welche Gemeinsamkeit haben Athen und Berlin?
Ein Statement, was ich besonders oft zu hören kriege und mich echt nervt, ist, dass Griechen und Deutschen nichts gemeinsam hätten. Für mich ist die größte Gemeinsamkeit die: Wir sind beides Menschen, haben ähnliche Träume, Wünsche, Ängste, Hoffnungen, Interessen und Hobbys. Und – wir sind Europäer. Auch wenn sich viele Griechen selber nicht als Europäer sehen, was ziemlich absurd klingt, da Europa eine Gestalt aus der griechischen Mythologie ist.

Die Herausgeber von A.B-international Theodor Hillmann, Majada Ramadan, Danai Moschona

Und was unterscheidet die beiden Städte?
Nun, der größte Unterschied wäre wohl die wirtschaftliche bzw. finanzielle Lage im Land. Denn auch wenn uns Menschen nicht so viel unterscheidet, haben die Deutschen eine viel größere Chance, ihre Hoffnungen und Ziele zu verwirklichen als die Griechen. In einem Land, in dem die Jugendarbeitslosenquote 45,4 Prozent ausmacht (Stand April 2018, Quelle Statista) bleibt nicht so viel zum Träumen übrig. Die Realität holt da einen ziemlich schnell wieder ein. Und die Sonne natürlich – die scheint insbesondere in Athen immer. Berlin könnte sich daran ein Beispiel nehmen!

Welches Vorurteil über Griechenland stimmt nicht?
Dass die Griechen nur Ouzo und Feta kennen – und dass sie faul wären.

Hast du über Jan Böhmermanns Mittelfinger von Yanis Varoufakis gelacht?
Ich hab mich totgelacht, insbesondere darüber dass die Medien so aus dem Häuschen waren. Meiner Meinung nach brauchen wir wieder einen Mittelfinger. Die Krise ist in Vergessenheit geraten und viele denken, Griechenland ginge es besser. Nun, dem ist nicht so, die Medien haben einfach aufgehört darüber zu berichten. Also in diesem Sinne, Jan wenn du da draußen bist und das liest, ich erhebe meinen Mittelfinger!

Meiner Meinung nach brauchen wir wieder einen Mittelfinger. Die Krise ist in Vergessenheit geraten und viele denken, Griechenland ginge es besser.
Danai Moshona
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