Silvester-Vorsätze zu fassen, ist nicht nur Unfug, sondern geradezu fahrlässig

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Viele Menschen nehmen sich vor, im neuen Jahr mehr Sport zu treiben, gehen aber schon in der zweiten Woche nicht mehr ins Fitnessstudio.

Neujahrsvorsätze. Ich kann dieses Wort nicht mehr hören. „Und was nimmst du dir vor?“, wird mich auch dieses Silvester wieder mindestens einer meiner Freund oder ein Familienmitglied fragen. Höchstwahrscheinlich ist es dann schon spät am Abend, die ersten Sektchen sind gekippt und mit leichtem Schwips folgt meine natürlich ehrlich gemeinte und seit Wochen durchdachte Antwort: „Endlich mit dem Rauchen aufhören!“. Hicks, und schon wird die nächste Fluppe angesteckt.

Uns alle haben die gleichen schlechten Gewohnheiten im Griff: Wir rauchen und trinken zu viel, dafür schlafen wir zu wenig und treiben zu selten Sport. Wir nehmen uns vor, mehr Zeit für Freunde und Familie zu haben, hängen aber stattdessen eine weitere Überstunde an unseren eh viel zu langen Arbeitstag. Wir wollen ausgewogener essen, laufen aber in der Mittagspause schnurstracks zur nächsten Currywurstbude. Wir wollen unsere Termine einhalten, sagen aber fünf Minuten vor dem Treffen ab, weil wir doch keine Zeit haben oder auch keine Lust oder schon verabredet sind und das Treffen im Eifer des Gefechts völlig vergessen haben. Wir nehmen uns vor, beruflich endlich so richtig durchstarten. Wir wollen in eine schönere Wohnung ziehen. Wir wollen einfach sorglos leben.

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Die Punkte, die ich hier aufschreibe, sind nicht neu. Alle Jahre wieder gibt es neben nettgemeinten Serviceartikeln, die uns zur Selbstoptimierung im neuen Jahr raten, auch diverse Pamphlete, die ihrerseits belegen, warum diese Vorhaben scheitern müssen. Dennoch ist es erstaunlich, wie sehr die Gesellschaft sich von einem Jahreswechsel beeindrucken lässt.

Wart ihr beispielsweise schon einmal in der ersten Januarwoche in einem x-beliebigen Fitnessstudio? Gönnt euch den Spaß! Die Muckibuden sind durch die Bank weg knüppeldicke voll. Schon eine Woche später lässt diese anfängliche Motivation bei vielen nach. Spätestens im Februar trifft sich wieder die eingeschworene Gemeinschaft. Die Gewinner sind die Center, die ihre Leichenkarteien aufgestockt haben. 12 Monate bezahlen, eine Sitzung "genießen". Was für ein Deal!

Plötzlich kommt der Moment, in dem wir denke: Scheiße, so will ich nicht mehr sein

Die eigentliche Frage ist doch, warum wir uns immer wieder auf dieses sinnlose Spielchen einlassen. Warum können wir nicht ehrlich sein und zugeben: "Ich werde auch im kommenden Jahr ein Schluffi mit all meinen schlechten Gewohnheiten bleiben." Alles andere ist doch eine Lüge, um unser Gewissen zu beruhigen und somit eine grobe Fahrlässigkeit, berauben wir uns doch selbst der Chance, wirklich an uns zu arbeiten.

Die Entscheidung, wirklich etwas an uns zu ändern, fällt in den seltensten Fällen mit dem Jahreswechsel. Viel eher trifft sie uns wie der Blitz, wenn wir in einer verregneten, kalten Nacht wieder einmal viel zu spät aus dem Büro stolpern, noch eben einen Kebab reinziehen und uns aus dem Spiegel traurig die Plauze anlächelt. Dann kommt der Moment, in dem wir denken: "Scheiße, so will ich nicht mehr sein".

In diesem Moment erst beginnen wir wirklich umzudenken, unsere schlechten Gewohnheiten in Angriff zu nehmen, uns neu im Leben auszurichten. Silvester kann ein guter Anlass sein, ist für die meisten jedoch nur eine Ausrede. Lehnt euch am Tag des Jahreswechsels lieber zurück, macht euch im neuen Jahr keinen unnötigen Stress. Ich zumindest werde es nicht tun und dennoch wird sich etwas bewegen, da bin ich mir sicher.

Ihr überlegt, was ihr in eurem Leben ändern könnt? Hier sind einige Ideen:

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