Nachhaltigkeit vs. Jetset-Leben: Influencer haben auch eine Vorbildfunktion

© Jakob Owens | Unsplash

Verschmitztes Lächeln, auf der Zunge immer einen flotten Spruch, empathisch und smart: Kai Pflaume ist zurecht einer der beliebtesten deutschen Fernseh-Moderatoren. Doch nicht nur TV-Zuschauer lieben den "Nur die Liebe zählt"-Star, auch auf Instagram hat Kai Pflaume eine treue Anhängerschaft: 115 000 Menschen folgen "ihrem" Kai derzeit, der ihnen täglich einen Einblick in die wunderbare Welt eines vielbeschäftigten Mannes gibt. Im Grunde sieht ein Tag im Leben des Kai Pflaume folgendermaßen aus: Es gibt herausragendes Essen, mindestens zwei Flüge quer durch die Republik, eine "Shoecam", die seine neuen Sneaker einfängt, eine fixe TV-Aufzeichnung, die gefühlt nicht länger als zwei Stunden dauert, und morgens wie abends reichlich Sport.

Kai Pflaume lebt ein traumhaftes Leben, um das, und da bin ich ziemlich sicher, nicht nur ich ihn ziemlich beneide. Allerdings finde ich es sehr bedenklich, wie Kai Pflaume sich der Öffentlichkeit präsentiert. Ich meine, was löst Kai Pflaumes kosmopolitischer Lifestyle in den Köpfen seiner Follower aus? Was will er eigentlich zeigen, wie macht er das und ist das so super, wie es den Anschein erweckt?

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Wie so viele andere Instagrammer auch benutzt Kai Pflaume die gängige Ästhetik eines stilisierten Lebens. Die schönen Seiten werden öffentlichkeitswirksam eingeblendet, über die schlechten hüllt sich der Mantel des Schweigens. Gutes Essen zieht immer, und dagegen ist auch gar nichts zu sagen. Besser so als Trashfood internationaler Konzerne. Doch warum beispielsweise hat das Fliegen bei vielen Instagrammern, allen voran Kai Pflaume, fast den gleichen Stellenwert wie gutes Essen?

Keine Frage, unterwegs zu sein, über den Wolken zu schweben, hat eine gewissen Faszination, die es den deutschen Instagram-Stars offentlich wert genug ist, immer wieder sich selbst am Flughafen, vor oder in Flugzeugen abzulichten. An das ökologische Gewissen appeliert hingegen komischerweise niemand.

Auch It-Boy Riccardo Simonetti nicht, dem es in seiner Story zwar wert ist, mit einem Smiley verziert zu betonen, wie weird es doch wäre, innerhalb von 24 Stunden viermal einen Flieger zu betreten, doch das Ganze kritisch zu reflektieren: no way. Same procedure übrigens auch bei Dieter Bohlen, der immerhin erhrlich ist: Er will nach seinen ganzen Terminen einfach schnell nach Hause.

© Screenshot Instagram Story

Allein, in den Köpfen manch eines Followers entsteht natürlich der Wunsch, ein ähnliches Leben zu führen, ihren Stars nachzueiefern. An die negativen Folgen für Mensch und Umwelt denkt niemand. Wäre es nicht besser, wenigstens ab und an auf die negativen Seiten eines solchen Lifestyles zu verweisen? Wer produziert denn, um ein anderes Beispiel anzuführen, die Sneaker, die bei Stars wie Kai Pflaume oder Nachwuchsmodel Cheyenne Savannah permanent vor der Kamera landen? Arbeiter, die von wenigen Dollar pro Monat in äthiopischen Fabriken arbeiten. Wer badet denn den Klimawandel aus? Es sind zunächst die Inselmenschen, die Stück für Stück ihre Heimat verlieren.

Jeder von uns kämpft gegen die Wegwerfgesellschaft, gegen das umweltschädliche Leben, ganz für sich und hat dabei seine eigenen Hürden zu nehmen. Ich würde mir niemals anmaßen, mich als moralische Instanz auszugeben oder über Menschen, und seien es Influencer, zu urteilen. Doch es scheint mir, als ob eine kritische Stimme gebraucht wird, die sagt: Auch Influencer sollten nachhaltiger denken und agieren. Denn es ist nicht immer alles so schön, wie es auf gut bearbeiteten Fotos wirkt. Und das, ganz ehrlich, kann man auch mal auf hübsch bearbeiteten Fotos und schnuckelig arrangierten Instastorys zur Sprache bringen.

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