Wie Tetris auf Speed: Mein Kampf gegen die Kassiererin an der Supermarktkasse
In meinem Kopf läuft die Tetris-Melodie, während ich an der Supermarktkasse die Lebensmittel in den Karton platziere. Alle rechteckigen und quadratischen Verpackungen als erstes in eine Ecke. Glasbehälntisse in die andere Ecke, wegen der Gewichtsverteilung. Längliche Gemüse wie Gurken und Zucchini längs übereinander stapeln. Danach das lose und sensible Obst oben rauf.
Es klingt so einfach, so ausgeklügelt. Als Kind war ich mein persönlicher Meister im Tetris-Spielen. Meine Droge war das Geräusch und Blinken, wenn sich vier Reihen auflösten. Selbst die oberen Level meisterte ich souverän, wenn die Musik immer schneller wurde, mein Puls sich erhöhte und die Finger immer schneller auf dem Game Boy tippten, um die Spielsteine in die richtige Position zu manövrieren.
Die Kassiererin ist mein persönlicher Endgegner
Ähnlich geht es mir jetzt an der Supermarktkasse. Ich habe sogar die Lebensmittel nach System aufs Band gelegt. Tetris mit Beschiss quasi. Alles hat Platz in dem Karton. Theoretisch. Denn die Kassierein ist mein Endgegner. Immer schneller schiebt sie die Lebensmittel über die Kasse. Ich fühle mich, als hätte ich Level 30 erreicht. Die Lebensmittel stapeln sich im Packbereich, fliegen jetzt nur noch in den immer schwerer werdenden Karton, den ich auf dem viel zu kleinen Packbereich balanciere. Die Kassiererin legt jetzt schon selbst Lebensmittel obendrauf. Ich hoffe, dass bald irgend ein vom System nicht lesbarer Barcode kommt, den sie eigenhändig eintippen muss. Oder irgend ein Obst, das gewogen werden muss. Ah, da vier Äpfel, super! Aber auch die hat die Kassiererin mit der Geschwindigkeit eines Eichhörnchen auf Speed über das Band geschoben.
Ich stelle meinen Karton, der aussieht wie ein explodiertes Tetris-Spiel eines dilettantischen Anfängers, auf den Boden, um das Geld aus meiner Tasche zu fischen. Während ich noch bezahle, piepen schon wieder Lebensmittel über das Kassenband. Die Kassiererin lässt mit einer Hand mein Bargeld in die Kasse klimpern und jongliert mit der anderen Hand das Essen des nächsten Kundens. Mit dem Fuß schiebe ich meinen Karton zur Seite, während ich das Geld mit nervös-schwitzenden Händen einfach nur in meine Tasche anstatt in mein Portemonnaie schmeiße. Es bleibt keine Zeit, ich muss weg hier. Der nächste Kunde muss sein eigenes Tetris spielen und hat schon Zeit verloren.