Kieztour: So verbringt ihr einen tollen Tag im Reuterkiez

Der Reuterkiez ist für mich einer der schönsten Kieze der Stadt. Schon klar, es ist längst nicht mehr das roughe Neukölln, das es einmal war, aber auch wenn hier gerne schwarzbemantelte Hipster spazieren gehen, fügt sich hier alles wunderbar zusammen und der Kiez hält für jeden etwas bereit. In der Pannierstraße wechseln sich schöne Vintageläden mit urigen Secondhand-Möbelläden ab, auf der Weserstraße ist die Bardichte mindestens so hoch wie der Alkoholpegel derer, die dort sitzen und wer statt zu trinken lieber essen möchte, der bleibt mit den zahlreichen Cafés und Restaurants auch nicht lange hungrig. Direkt am Maybachufer kann man jeden Dienstag und Freitag auf dem Türkenmarkt von Obst, über Gemüse bis zu Stoffen und Blumen ungefähr alles günstig kaufen und auch sonst ist der Landwehrkanal einer der beliebtesten Orte, um einen kleinen Spaziergang zu machen. Ich nehme euch hier mit auf eine kleine Kieztour durch den Reuterkiez und wir starten natürlich mit einem Kaffee.

Mit den besten Croissants der Stadt in den Tag starten

© Wiebke Jann

Der Geruch von frisch gebackenen Croissants erinnert mich für immer an meine Kindheit, wenn wir samstags mit der Familie nach Frankreich zum Einkaufen gefahren sind und für meine Geschwister und mich das ein oder andere Pain au Chocolat raussprang. Und auch wenn die Zeiten lange vorbei sind, gehören Croissants und Pains au Chocolat zu einem perfekten Samstag einfach dazu. Echt französische Leckereien bekommt seit Ende letzten Jahres nun endlich auch in Neukölln, nämlich im Le Brot. Der Boulanger backt jeden Morgen frisch – die Backstube ist mitten im Laden und ihr könnt ihm die ganze Zeit dabei zusehen – durch den Ofen ist es herrlich muckelig und der Geruch der frisch gebackenen Croissants lässt euch das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die Croissants riechen aber nicht nur gut, sondern schmecken auch genauso fantastisch wie in Frankreich, sind herrlich buttrig, knusprig und luftig. Sie sind vielleicht nicht der gesündeste, aber auf jeden Fall der leckerste und beste Start in den Samstag!

Le Brot | Fuldastraße 54, 12043 Berlin | Montag – Samstag: 07.30–22.30 Uhr | mehr Info

Hochwertige Second-Hand-Klamotten und hübschen Schmuck durchstöbern

© Wiebke Jann

Frisch gestärkt könnt ihr ein bisschen die Sonnenallee entlang spazieren und dann in die Pannierstraße einbiegen, wo sich viele schöne Secondhand- und Vintageläden aneinanderreihen. Mein Lieblingsladen ist der The Good Store. Betritt man den Laden, kann man eigentlich kaum glauben, dass es sich hier um Gebrauchtes handelt, denn die Kleider sind alle in wahnsinnig gutem Zustand, frisch gesteamt, nach Farben sortiert und so schön präsentiert wie in einigen Boutiquen in Mitte.

Seit gut vier Jahren gibt es den Laden inzwischen und von Anfang an war klar, dass hier nur wirklich gut Erhaltenes ein neues Zuhause suchen und kein Wühltisch entstehen soll. Vorbeibringen darf hier jeder etwas, angenommen wird aber nur, was wirklich zum Laden passt und auch Chancen hat, verkauft zu werden. Neben Altem gibt's hier aber auch Neues, nämlich Schmuck, der teilweise von Berlinern Designern und teilweise vom The Good Store selbst stammen. Mein Favorit ist das goldene Amulett, auf dem "Good Things will happen soon" steht. Auch wenn der Laden nicht allzu groß ist, lohnt es sich auf jeden Fall, ein bisschen zu stöbern und auch mal nach dem zu fragen, was man sucht, die Mitarbeiter helfen einem nämlich sehr gerne und checken auch noch mal das Lager, ob sich was Passendes findet.

The Good Store | Pannierstraße 31, 12047 Berlin | Montag – Samstag: 12–19 Uhr | Mehr Info

Auf eine Partie Tischtennis am Weichselplatz Halt machen

© Wiebke Jann

Vom The Good Store aus könnt ihr direkt am Landwehrkanal entlang bis zum Weichselplatz spazieren, der sich wirklich gemacht hat. Wo vorher noch viel Baustelle war, ist inzwischen ein ziemlich hübscher Platz entstanden, auf dem neben einem Kinderspielplatz und viel Grün auch drei Tischtennisplatten stehen. Falls euch nur am Kanal entlang spazieren also zu langweilig ist, könnt ihr hier einen kleinen Stop einlegen und ein paar Runden Chinesisch spielen. Und danach könnt ihr dann einfach in die Wildenbruchstraße einbiegen und seid schon fast bei unserem nächsten Lieblingsort, dem Wolf.

Tischtennisplatten | Weichselplatz, 12045 Berlin

Im Wolf Gin Tonic schlürfen und Filme schauen

© Wiebke Jann

Seit knapp einem Jahr müssen sich die Neuköllner nun nicht mehr zum Passage oder Rollberg Kino bewegen, sondern können direkt in der Weserstraße ihre Kinoleidenschaft nachgehen. Das Wolf ist ein hübsches kleines Programmkino, dem man – hätten sie vor Kurzem nicht ein Kino-Schild installiert – selbiges gar nicht ansehen würde. Denn vor den zwei kleinen Kinosälen öffnet sich ein schickes Café, das abends zur Bar wird und den perfekten Platz für lange Filmgespräche bietet. Gelegentlich finden außerdem Q&As mit Regisseuren statt und wöchentlich liegt die neue "Wolf Gazette" aus, in der Filme rezensiert und das wechselnde Kinoprogramm veröffentlicht wird. Im Wolf laufen auch schon ab mittags Filme, das genaue Programm könnt ihr euch hier ansehen.

Ein kleiner Wermuthstropfen: Im Wolf gibt es kein Popcorn, zumindest kein richtiges. Als Snacks bekommt ihr Tütenpopcorn, Nüsse und die leckeren Croissants aus dem Le Brot. Und wer weiß, vielleicht starten wir irgendwann heimlich eine Crowdfunding-Kampagne und schenken dem Wolf eine kleine Popcorn-Maschine.

Wolf Kino | Weserstraße 59, 12045 Berlin | Café & Bar: ab 10 Uhr, Filmvorführungen ab 12 Uhr | Mehr Info

Auf einen Absacker in den Dschungel

© Wiebke Jann

Von den Wölfen geht es zum Schluss dann noch in den Dschungel, den die beiden Neuköllner Sebastian Schwendner und Martin Schuffenhauer vor einigen Jahren als Hommage an den legendären gleichnamigen Schöneberger Club eröffneten. Insgesamt drei Räume verwandeln sich mit jeder Menge Pflanzen, Lianen, Efeu, Dschungeltapete, Holz und Spiegeln zu einem gemütlichen und dunklen Dschungel, in dem alle nachtaktiven Tiere von der Wasserstelle – der Bar – angezogen werden. Es wird, eingehüllt in schummriges orangenes Licht, viel getrunken, gequatscht und geraucht – eure Klamotten könnt ihr danach direkt in die Waschmaschine hauen – und das ist genau das, was ich an Bars am liebsten habe. Auch wenn es in Neukölln wirklich genügend Bars gibt, ist der Dschungel mit seiner Aufmachung definitiv eine der besondereren Bars, die sich für den ein oder anderen Drink immer lohnt.

Dschungel | Friedelstraße 12, 12047 Berlin | Sonntag – Donnerstag: 18–03 Uhr, Freitag & Samstag: 18–05 Uhr | mehr Info

Alle Fotos wurden mit der Sony Alpha 7 II gemacht.

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