Du bist unglücklich? So kannst du dein Leben ändern

© Camille Orgel

Sarah* und ich sitzen am Paul-Lincke-Ufer. Es ist ein herrlicher Sommerabend mit Limo, dem sich anbahnenden Sonnenuntergang und Gesprächen darüber, wie es uns gerade so geht. Zu dem Zeitpunkt läuft’s bei uns an einigen Ecken nicht ganz rund und wir kritisieren hier und da, was wir falsch gemacht haben. “So ein schöner Abend”, sage ich, “darf nicht so enden. Wir sagen jetzt jeder etwas, weshalb wir glücklich sein können mit unserer Situation, dann geht’s uns wieder besser.” Und dann: Stille! Sarah fällt es so schwer, etwas Positives zu sagen, dass ich das am Ende für sie übernehme, während sie sich beschämt die Hand vors Gesicht hält. Wie kann es sein, dass wir trotz gewisser Erfolge und Meilensteine im Leben unser Glück nicht aussprechen, geschweige denn sehen können?

Diese Frage stellte ich mir zu einem Zeitpunkt, an dem ich sehr glücklich war. Ich hatte das Gefühl, einen neuen Menschen in meinem Leben gefunden zu haben, der mich bereichern wird. In dieser Situation fiel es mir unglaublich leicht, zu sagen, was alles gut läuft und ich lief jeden Tag durch die Welt, als wäre mir das Lächeln ins Gesicht geschnitzt. Doch heute, wo diese Person einfach wieder weg ist, unternehme ich einen weiteren Anlauf, mir bewusst zu werden, was mich gerade glücklich macht. Jetzt, wo es so besonders wichtig wäre, zu sehen, was gut läuft, gerade jetzt geht es einfach nicht. Es ist wie eine Superkraft, die mir im entscheidenden Moment fehlt. Wir neigen gerne dazu, vor allem in Zeiten, in denen es uns nicht gut geht, nur das Schlechte zu sehen. Aber eigentlich bin ich nicht jemand, der so ist. Eigentlich konnte ich mich immer auch an den kleinen Dingen erfreuen. Dachte ich jedenfalls. Warum fällt es mir dann also so schwer?

Jetzt, wo es so besonders wichtig wäre, zu sehen, was gut läuft, gerade jetzt geht es einfach nicht. Es ist wie eine Superkraft, die mir im entscheidenden Moment fehlt.

Was macht mich eigentlich glücklich?

Jeden Tag ein bisschen glücklich sein bekomme ich eigentlich schon hin. Gutes Essen, ein frischer Strauß Blumen und ein entspannter Abend mit Freunden können meine Laune zumindest für einige Zeit in den Himmel heben. Doch jetzt gerade igele ich mich wieder ein. Zwei Wochen war ich nicht aus und mein “gutes Essen” bestand aus Falafel und Pommes.

In diesen Momenten denke ich darüber nach, was mich glücklich macht. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr merke ich, wie ich mich selbst aus dieser Phase der Traurigkeit herausziehe. “Jeder hat mal so eine Phase” ist ein Satz, den ich in dieser Zeit besonders oft von Freunden und Bekannten höre. Auch wenn es klingt wie eine billige Masche, scheint da doch was dran zu sein. Jeder hat mal eine schlechte Zeit, fühlt sich alleine oder auch manchmal nicht wohl mit sich selbst. Je bewusster wir uns dessen werden, desto aktiver können wir an unserem Wohlbefinden und was uns generell gut tut arbeiten. Ein Besuch auf dem Markt mit frischen Blumen, leckerem Obst und netten Menschen hat mir gefehlt in der Zeit, die ich Zuhause gehockt und Trübsal geblasen habe. Und wenn ich so darüber nachdenke, haben mir die Tonnen von Ketchup auf Kartoffelstreifen und die Abende zuhause mit Bridget Jones und Carrie Bradshaw doch sehr gut getan. Sie haben mich zurück auf den Weg zum Glücklichsein gebracht. Ähnlich wie auf einer Autobahn bin ich vielleicht noch nicht auf der richtigen Spur, aber zumindest auf dem Weg in die richtige Richtung.

Glücklichsein ist also nicht ein Moment oder ein ewig währender Zustand. Es ist ein Gefühl, das wir in uns tragen und immer wieder zum Vorschein bringen sollten. Und auch wenn das Gefühl mal nicht da ist, haben wir es nicht gleich verloren. Wir haben es nur mal beiseite gelegt und können in Zeiten der Traurigkeit immer wieder danach suchen.

Glücklichsein ist also nicht ein Moment oder ein ewig währender Zustand. Es ist ein Gefühl, das wir in uns tragen und immer wieder zum Vorschein bringen sollten.

#GoodVibesOnly

Es gibt Menschen, die fast schon süchtig nach Glücklichsein sind. Trauer ist für sie Stagnation, Frustration und Aussichtslosigkeit. Ich glaube aber, dass Glücklichsein seine Bedeutung verliert, wenn man 24/7 mit einem Lächeln im Gesicht herumläuft. Denn das Glück ist wie eine Droge. Am Anfang leicht dosiert ist es super und fühlt sich toll an. Aber der übermäßige Konsum birgt seine Tücken und irgendwann braucht man mehr und mehr, um den gleichen Kick zu bekommen. Somit ist ständiges Glücklichsein fast schon anstrengend und aufreibend.

Glück ist also auch exklusiv. Es ist nicht immer vorhanden. Es ist nicht immer präsent. Es ist aber immer da, irgendwo in uns drin und kommt durch die kleinsten Dinge zum Vorschein. Wir müssen nur warten, uns nicht zusätzlich unter Druck setzen und ein bisschen daran arbeiten.

Das Glück ist wie eine Droge. Am Anfang leicht dosiert ist es super und fühlt sich toll an. Aber der übermäßige Konsum birgt seine Tücken.

Jetzt gerade bin ich glücklich. Wenn ich auf mein Glücksbarometer schaue, dann schlägt der Wert in den Bereich “tägliches Grinsen”. Damit ich mir auf Dauer bewusst werde, was mich glücklich machen kann, schreibe ich einen “happy log” in mein Journal, eine Mischung aus Notiz- und Tagebuch. Jeden Tag schreibe ich mindestens eine Sache auf, die mich an diesem Tag wirklich glücklich gemacht hat. Heute: Ein Beagle-Welpe, Falafel (steht sehr oft drin) und ein neues Job-Angebot. Um wirklich wieder nahezu konstant glücklich zu sein, dauert es gerade noch eine Weile bei mir. Jeden Tag ein bisschen mehr Grinsezeit steht aber auf dem Programm. Ist ja schließlich nur eine Phase.

Sarah* hat übrigens zwei Hausarbeiten in kürzester Zeit abgegeben worauf sie sehr stolz sein sollte.

*Name wurde aus privaten Gründen geändert.

Zurück zur Startseite