Dieser Brand in Neukölln ist die wohl traurigste Silvester-Nachricht aus Berlin

© Pexels/CC0

Dass es an Silvester in Berlin oft nicht um glitzernde Feuerwerke am Himmel, sondern nur bumsendes Geböller geht, dürfte jeder in der Nacht zum 1. Januar selbst gehört haben. Überall knallte und rumste es. Für die meisten Berliner ging das Leben am nächsten Morgen trotzdem still weiter, doch leider nicht für alle. Die Musikalienhandlung Bading, ein Stück Neuköllner Tradition, war zu dem Zeitpunkt schon zum größten Teil abgebrannt. Das Unternehmen gibt es seit 1919, nächstes Jahr hätte es sein 100-jähriges Bestehen gefeiert.

Eine Gruppe Feiernder hatte in der Silvesternacht Feuerwerkskörper in die Tür und Fenster des Ladengeschäfts an der Ecke Karl-Marx-Straße/Thomasstraße geworfen, berichtet die Morgenpost. Der ganze vordere Teil des Geschäfts ist verkohlt und verschmort.

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Historische Noten, Fotografien, Autogramme und Instrumente wurden komplett zerstört. Neuköllns Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) besuchte das Musikhaus Bading kurz nach dem Brand. „Die CDs und Schallplatten sind geschmolzen, irgendwo habe ich eine halb verbrannte Gitarre gesehen und in der Decke klafft ein Loch", sagte sie der Berliner Zeitung. Die Polizei ermittelt wegen schwerer Brandstiftung.

Ein Kapitel Familiengeschichte geht zu Ende

Einst war das Musikhaus das größte seiner Art im Südwesten Berlins und bis vor dem Feuer eine Fundgrube für seltene Schätze. Als es Erich Otto Bading 1919 eröffnete, spielten er und seine Tochter Brünhilde Schibille den Kunden in Vorführräumen die neuesten Schellackplatten auf Grammophonen vor, seine Hochphase hatte es in der Zeit der Beatles, auch die ersten Farbfernseher gab es hier zu kaufen.

Die heute 94-jährige Tochter des Firmengründers, die 84-jährige Schwägerin Liane Bading, die über dem Geschäft wohnt und Mitarbeiter Dieter Götz, 68, der seit 50 Jahren für das Musikhaus arbeitet, wissen noch nicht, wie es mit dem Laden weitergehen soll. Das Geschäft konnte sich gegen Discounter bisher nur halten, weil sich das Haus in Familienbesitz befindet. Bereits vor einigen Jahren sollte das Musikhaus schließen, die Stammkunden kämpfen dagegen. "Bis zum Hundertsten, das haben wir uns als Ziel gesetzt", sagte Götz gegenüber der Berliner Zeitung. Er wisse aber gar nicht, was er von einer Wiedereröffnung halte.

Bürgermeisterin Giffey erklärte, dass sich schon viele Handwerker gemeldet hätten, die gratis mitanpacken wollten. Vielleicht könnte es auch eine Crowdfunding-Kampagne geben, um Spenden zur Wiederherrichtung zu sammeln. Die seltenen Relikte aus der Vergangenheit lassen sich leider auch dadurch nicht wiederbeleben.

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