Bio-Brote und belegte Stullen mit ordentlicher Kruste im 100Brote in Prenzlauer Berg
In einer Zeit, in der Gluten bei vielen beinahe genauso gefürchtet und verhasst ist wie Herpes oder ein Margen-Darm-Virus, gehöre ich zu den Menschen, die ein anständiges und glutenhaltiges Brot nicht missen wollen. Und da wären wir auch schon bei dem Problem: Wo gibt es eigentlich noch richtig gutes, anständiges Brot? Genau, in echten Bäckereien, wo tatsächlich noch selbst geknetet und gebacken wird. Hierzu haben wir euch vor einiger Zeit einen tollen Guide zusammengestellt. Seit April 2017 bekommt ihr gutes und ehrliches Brot auch im 100Brote, einer Bäckerei mit Café in der Hufelandstraße.
"Die Grundidee ist anständiges Brot", erklärt Karsten Greve das Konzept seines Ladens. Seiner Meinung nach gehört zu so einem Brot auch eine ordentliche Kruste und die muss – da gebe ich dem gastronomischen Quereinsteiger recht – dunkel, knusprig und leicht verbrannt sein. Obwohl der Name es anders vermuten lässt, gibt es im 100Brote im Grunde genommen nur zwei verschieden Sorten Brot: Das Jungsbrot mit mehr Roggen und das Hungry Shepard mit mehr Dinkelmehl. Weizenmehl ist in keinem der Brote drin. "Dazu kommt unser Spielbrot, das alle paar Monate wechselt. Gerade ist es das Pfeffer-Parmesan-Brot. Das erste und beliebteste war das Walnuss-Thymian-Brot." Bevor ich zu traurig werden, diesen Mix verpasst zu haben, widme ich mich meinem Kaffee und der Stullenkarte.
Das Kiezbrot ist nicht nur die beliebteste Stulle im 100Brote, es ist auch mein heutiges Frühstück. Eine ellenlange Scheibe (ja, das Brot ist wirklich so lang wie mein gesamter Unterarm) vom Hungry Shepard-Brot mit Frischkäse, Ei, Senf und Schnittlauch, dazu ein kleiner Salat und im Hintergrund ein wirrer Musikmix aus Filmmusik von "Die fabelhafte Welt der Amelie", Jazz und Reggae.
Meine Frühstücksstulle gehört, neben den großen Broten mit Schmalz, Landrahm und Petersilie oder Nutella, zu den Klassikern. Auf der Tageskarte stehen Brote mit geschmorten Tomaten, Kichererbsen und zwei Spiegeleiern oder das Brot mit Leberkäse, süßem Senf und eingelegten Gürkchen. "Ich weiß, dass Nutella zu den schlimmsten Dingen gehört, auf einer Scheibe Brot schmeckt aber nichts besser", gibt Karsten zu und auch jetzt muss ich ihm recht geben.
Das Brot schmeckt verdammt gut und die Kruste ist ordentlich knusprig. Hier schmeckt man, dass weniger mehr ist. Ein gutes (Bio-)Brot braucht keine Zusatzstoffe, keine Zusätze wie Karotte, Kerne oder Nüsse um nach etwas zu schmecken. Drei gute und hochwertige Zutaten reichen vollkommen aus, um ein erstklassiges Brot zu backen.
Die Bäckerei von 100Brote befindet sich übrigens nicht hinten in der Küche, sondern in Charlottenburg. Christa Lutum, Bäckermeisterin und Gründerin der Bio-Bäckerei Beumer & Lutum, hat die Rezepte von Karsten überarbeitet und backt nun die Dinkel- und Roggenbrote für den Laden von Karsten. Die Brote kommen in drei verschiedenen Größen: 500 Gram, ein und zwei Kilo Laibe. Ich kaufe mir noch ein kleines Jungsbrot für zuhause und eine Zimtschnecke gegen das Nachmittagstief. Auf dem Rückweg stecke ich meine Nase mehrmals in die Tüte und freue mich schon auf den harten Kanten.
Unbedingt probieren: Das Kiezbrot und die Zimtschnecke.
Veggie: Die Brote sind aus Mehl, Wasser und Salz gemacht, also vegan. Bei den Stullen haben es Veganer aber schwieriger, am besten einfach nachfragen. Aber wenn ihr mich fragt: Auf's Brot gehört Butter.
Besonderheit des Ladens: Es gibt nur zwei Sorten Brot, das Hungry Shepard und das Jungsbrot.
Mit wem gehst du hin: Mit Menschen, die keine Glutenunverträglichkeit haben!
Lärmfaktor: Die Playlist wechselt den Soundtrack von "Die fabelhafte Welt der Amelie" zu Frank Sinatra und Reggae.
Preise: Für ein Kilo Brot zahlt man zwischen 6,90 und 6,50 Euro.
100Brote | Hufelandstraße 2, 10407 Berlin | Montag – Samstag: 08–20 Uhr, Sonntag: 08–18 Uhr | Mehr Info