Berliner am Sonntag: Friedhofsbesuch und Harry Potter mit Frederick Lau

© Hella Wittenberg

Der Sonntag ist heilig! Wir haben uns gefragt, was waschechte Berliner an diesem besten Tag der Woche eigentlich so tun? Lassen sie alle Viere gerade sein oder wird doch gearbeitet, was das Zeug hält? Sind sie „Tatort“-Menschen oder Netflix-Binger, Museumsgänger oder festgewachsen am Balkon? Brunchen sie mit Freunden oder trifft man sie allein im Wald beim Meditieren an? Wir haben bei unseren liebsten Berlinern nachgefragt.

Das sagt der Schauspieler Frederick Lau über seinen Sonntag

Wenn ich von meinem letzten Sonntag berichten soll, dann muss ich zuerst erklären, dass ich mit einem großen Lächeln erwacht bin. Meine Mannschaft hat beim Fußball gegen Bayern München gewonnen. Also muss man sich mich auch am Sonntag immer mit einem Dortmund-Trikot vorstellen. Aus Stolz.

Sonntagvormittag: Lange schlafen und Muttibesuch

© Hella Wittenberg

9–10 Uhr: Um ehrlich zu sein, war ich früher oft ziemlich verkatert an Sonntagen. Mittlerweile nutze ich das Wochenende aber vor allem, um mit den Kindern was zu machen. Eigentlich schlafe ich auch ganz gerne mal bis nach zehn Uhr, doch sonntags weckt mich mein Sohn gern so gegen neun mit den Worten: „Papa, wir gehen gleich los!“ Was heißt, das er mich dazu kriegen will, wie jeden Sonntag zu meiner Mutter ins Café mitzukommen. Wenn ich dann nicht sofort aufstehe, ruft er den anderen gut hörbar zu: „Papa kommt heute doch nicht mit. Der schläft noch!“ Er ist zwar erst zwei, hat es jedoch schon faustdick hinter den Ohren. Er weiß, dass er mich damit provoziert. Also springe ich in der Regel auf, um ihm das Gegenteil zu beweisen. Und dann geht es auch schon los.

Aber eigentlich mag ich es nicht, früh aufzustehen. Wenn ich einen Dreh habe, der früh losgeht, stelle ich mir fünf Minuten vor Abfahrt den Wecker. Und selbst der macht mich dann richtig sauer. Ich bin eben ein Nachtmensch. Mein Kopf funktioniert erst, wenn die Sonne untergegangen ist. Ich bin immer ewig wach, weil meine Gedanken so laut sind. Das Positive daran: Ich verschlafe das Frühstück. Das hasse ich. Ich frühstücke nie. Das Einzige, was ich morgens runterkriegen würde, wären Reisnudeln.

Ich frühstücke nie. Das Einzige, was ich morgens runterkriegen würde, wären Reisnudeln.

10–11 Uhr: Auf dem Rückweg, nachdem wir bei meiner Mutter Meldung gemacht haben, passiert ein ganz wichtiges Highlight. Wir hatten am letzten Sonntag den 11. November. Und seit ich einmal zum Karneval in Köln war, bin ich großer Fan der fünften Jahreszeit. Selbst als ich mal beim Dreh in Belgien war, mussten alle um 11.11 Uhr mit dem Arbeiten aufhören und mit mir anstoßen. Meine Frau kennt das schon. Wir hören also auch dieses Mal alle zusammen schöne Karnevalsmusik.

11–12 Uhr: Jetzt geht es ans Laubhaken. Das mache ich mit meinem Sohn. Wobei ich dem noch beibringen muss, dass man diese hart erarbeiteten Laubhaufen nicht gleich wieder zerstören sollte.

12.30 Uhr: Ich hoffe, das ist keine Werbung. Aber wir haben jetzt einen Thermomix und damit hat meine Frau Königsberger Klopse gemacht. Die schmecken auch richtig gut. Meine Frau hat mir erklärt, dass die nur gedünstet sind. Also ohne Wasser, sodass die Kartoffel noch nach Kartoffel schmeckt.

Sonntagnachmittag: Friedhofsbesuch und Drehbuch durchackern

© Hella Wittenberg

14-15 Uhr: Wir gehen zum Friedhof Lankwitz, der gleich in der Nähe ist. Wir haben da keinen liegen, aber laufen da gerne herum. Ich zolle auch einfach gerne den Toten meinen Respekt. Außerdem ist da das Grab von einem ganz großem Visionär, dem Otto Lilienthal. Die Grabinschrift bei ihm lautet „Opfer müssen gebracht werden“, die finde ich gut. Denn so sehe ich meinen Sonntag.

Friedhof Lankwitz | Kiesstraße 33, 12209 Berlin

16 Uhr: Die Kinder legen sich noch mal hin. Ich nutze die Zeit, um ein Drehbuch durchzuarbeiten. Ich versuche alles zu lesen und zu verstehen. Für mich ist das die Zeit, in der ich in eine Fantasiewelt hineingehe und dabei herausfinden muss, wer meine Rolle ist. Dafür spreche ich sie auch auf verschiedene Arten durch. Nur leider ist das noch sehr einseitig und es kann immer sein, dass ich später ans Set kommen und feststellen werde: Alles, was ich mir bisher gedacht habe, ist falsch. Das Umfeld entscheidet nun mal mit, wer meine Rolle ist. Aber auch nach dem Dreh kann so ein Moment noch kommen. Mittendrin denkt man oft noch: „Das, was ich mache, ist genial. Ich spüre das so sehr.“ Und dann sieht man den Film und denkt: „Oh Gott, was habe ich denn da gemacht?“ Aber das ist die Entwicklung eines Schauspielers. Man muss lernen, das es nicht unbedingt reicht, wenn man es spürt.

Man kann sich ja gar nicht vorstellen, wie Kinder essen. Eigentlich haben wir einen superschönen Esstisch, so ein altes Tor. Aber nun sieht es bei uns dank der Wachsdecke so altersheimmäßig aus.

18 Uhr: Wir hatten überlegt, ob wir noch einen Martinsumzug mitmachen, aber das ist mir dann doch zu heilig. Also sitzen wir zusammen zum Essen am Tisch. Wir haben jetzt überall nur noch Wachsdecken auf den Tischen. Ganz viele, mit unterschiedlichsten Motiven. Sonst kann man alles gleich wegschmeißen. Man kann sich ja gar nicht vorstellen, wie Kinder essen. Eigentlich haben wir einen superschönen Esstisch, so ein altes Tor. Aber nun sieht es bei uns dank der Wachsdecke so altersheimmäßig aus. Nur wenn jetzt eine Wurst in den Rillen hängenbleiben würde, wäre die da sicher für zwei Jahre. Da muss man pragmatisch denken.

Sonntagabend: Baden und Harry Potter

© Hella Wittenberg

19 Uhr: Bei uns wird ganz viel gebadet. Also auch sonntags. Wir lieben einfach Wasser.

20.30 Uhr: Die Kinder werden ins Bett gebracht und es geht so richtig los! Denn eine Freundin hat uns vormittags Quitten gebracht, die wir jetzt einkochen, um daraus Gelee zu machen. Das kann man auch schön zu Weihnachten verschenken. Wir sind jetzt nämlich in dem Alter.

Dabei läuft der zweite Teil von „Harry Potter“. Ich habe als Kind die Bücher gelesen, aber nun festgestellt, dass ich noch nie die Filme zu Ende geschaut habe. Die sehen aber ganz gut aus, muss ich also nachholen. Ja und so läuft das bei Familie Lau.

23.30 Uhr: Ich habe erst Sex mit meiner Frau und höre danach Agatha Christies „Das Geheimnis von Greenshore Garden“ zum Einschlafen. Dabei ist der Trick, dass ich vorher das Handy nicht voll aufgeladen habe und so geht es automatisch nach einer Stunde aus und ich kann einschlafen. Wenn das Handy aus ist, rufen mich auch nachts nicht irgendwelche Leute an. Das ist schon öfter passiert, das um 3.30 Uhr das Handy klingelte. Aber was soll ich sagen, viele Menschen wollen halt nachts mit mir reden.

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