Axel Springer protestiert öffentlich gegen eine Gedichtübermalung
Ein Gedicht soll physisch mit weißer Farbe zensiert werden und Axel Springer protestiert dagegen und zeigt es daraufhin digital auf der LED-Wand des Axel-Springer-Hochhauses. Die Rede ist von dem spanischen Gedicht an der Hausfassade der Alice Salomon Hochschule in Berlin. Seit Monaten gibt es schon Streit über das angeblich sexistische Gedicht vom Schweizer Lyriker Eugen Gomringer. Die Zeile "Alleen und Blumen und Frauen und / ein Bewunderer“ wird von Kritikern aus der Studentenschaft als sexistisch dargestellt, da es ein stereotypes Männer-Frauen-Bild transportieren soll, welches zu einer modernen Hochschule nicht passt. Dabei genießt die Hochschule ja selbst die Kunst- und Wissenschaftsfreiheit, die sie aber in dieser Sache augenscheinlich mit Füßen tritt.
Axel Springer steht zu seinem Protest und teilt der Berliner Zeitung mit: „Als Medienunternehmen, dessen Selbstverständnis und Existenzgrundlage die Meinungs- und Pressefreiheit sind, protestieren wir gegen diesen Eingriff in die Freiheit der Kunst und Poesie.“ Und auch die Kulturstaatsministerin Monika Grütters zeigt sich im Gespräch mit der Berliner Zeitung erschüttert: „Die Entscheidung des Akademischen Senats der Hochschule, das Gomringer-Gedicht zu übermalen, ist ein erschreckender Akt der Kulturbarbarei.“
Der Antrag für die Übermalung ist beim Gremium der Alice Salomon Hochschule schon beschlossen, es soll Ende des Jahres im Rahmen einer Renovierung durch ein Gedicht der Lyrikerin Barbara Köhler ersetzt werden. Die Tochter von Gomringer ist empört und will nun die Gedichte auf Aufkleber drucken und das Gedicht ihres Vaters mit Hilfe von Instagram weiter verbreiten. Denn, so sagt sie: „Werde dem Text "seine" Mauer entzogen, soll er viele andere erhalten!“
Kerstin Musl