11 Theater- und Showpremieren, auf die ihr euch im Frühjahr 2018 freuen könnt
Es ist DIE Nachricht des Theaterfrühlings: Der Skandal-Intendant Chris Dercon kehrt der Volksbühne den Rücken. Damit ist der Weg freigemacht für einen Neustart des altehrwürdigen Hauses, dem es unter dem Belgier nicht gelungen war, sich in der Berliner Theaterlandschaft neu aufzustellen. Auch wenn die Person Dercon nach wie vor für viel Zünd- und Gesprächsstoff sorgt, sollte darüber hinaus nicht übersehen werden, was sonst noch in der Stadt los ist. Wir haben einen Blick auf die Spielpläne geworfen und für euch die spannendsten Premieren der kommenden Wochen gesammelt.
1 Nacho Duato verabschiedet sich mit "Romeo und Julia"
Seit der Spielzeit 2014/2015 leitet Nacho Duato das Berliner Staatsballett. Nun verabschiedet sich der Intendant vorzeitig aus der Hauptstadt, ab der kommenden Saison übernimmt Johannes Öhman seinen Job. Zuvor stehen aber noch zwei Premieren von Duato auf dem Spielplan, von denen die Gewichtigere die Inszenierung des Klassikers "Romeo und Julia" nach Sergei Prokofjew darstellt. Duato will das Werk entstauben, zugleich aber nicht mit der Tradition brechen. Seine Inspiration für die zeitgenössische Inszenierung holt er sich aus der Komposition, die er vergöttert.
2 Das Kollektiv Rimini Protokoll untersucht "DO’s & DON’Ts"
Die Stadt ist ein Ort der Freiheit, in der jeder tun und machen kann, was er will. Doch stimmt das wirklich? Tatsächlich gibt es auch in der vermeintlich regelbefreiten Welt Berlins "DO’s & DON’Ts", wie der Titel des Stücks des Künstlerkollektivs Rimini Protokoll deutlich macht. In einem zum mobilen Zuschauerraum umgebauten Lastwagenanhänger lernen die Besucher diese Regeln der Stadt auf einer Tour kennen. Als Guide fungiert ein Kind, das nicht spielerisch, sondern pragmatisch durch den Betondschungel führt.
3 Das Who's who der deutschen Regisseure beim Theatertreffen
Das Theatertreffen prämiert seit vielen Jahrzehnten die zehn besten Inszenierungen des Landes und holt diese nach Berlin. Vor allem die Hauptstädter profitieren hiervon, fast drei Wochen lang können wir einen großartigen Theaterregen genießen. In diesem Jahr könnt ihr mit "Faust" (Foto) noch einmal Frank Castorfs letzte Arbeit an der Volksbühne erleben. Auch das restliche Programm liest sich wie das Who's who der Theaterlandschaft: Thomas Ostermeier, Karin Henkel, Falk Richter und Antú Romero Nunes mischen mit, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Da sollte für jeden etwas dabei sein, vorausgesetzt ihr bekommt ein Ticket!
4 "Wenn ja wie viele" ist eine bunte Collage der UdK-Studenten
Normalerweise bekommen Nachwuchskünstler nicht so viel Aufmerksamkeit in den Medien, eine Ausnahme bilden die Musical-Darsteller der UdK, deren Vorgängergenerationen schon so manchen Theaterkritiker mit ihren Performances aus den Socken gehauen haben. Entsprechend hoch sind im Umkehrschluss die Erwartungen an den aktuellen, zweiten Jahrgang, der mit "Wenn ja wie viele" eine bunte Collage aus Szenen, Geschichten, Songs und Choreografien ankündigt.
5 Anhand von "Moby Dick" Formen der Männlichkeit untersuchen
Das Theater RambaZamba in Prenzlauer Berg ist das Zuhause von Schauspielern mit und ohne Handicap – was jedoch nichts bedeutet, die Qualität der Inszenierungen ist hoch und die Ästhetik anspruchsvoll. So auch in der neusten Inszenierung des Intendanten Jacob Höhne, der sich Herman Melvilles Werk "Moby Dick" angenommen hat. Im Zentrum steht nicht die Jagd nach dem Wal, sondern das Männlichkeitsbild, das durch die Seeleute vermittelt wird. Dem Klassiker wird Jack Urwins aufsehenerregendes Buch "Boy's don't cry" (2017) gegenübergestellt und anhand beider Texte untersucht, wie Männlichkeit heute in unserer Gesellschaft aussieht und funktioniert.
6 Das Festival "Detroit – Berlin: One Circle" im HAU
Das Festival "Detroit – Berlin: One Circle" untersucht zwei Städte, die zwar geografisch weit voneinander entfernt liegen, aber ein ähnliches Schicksal teilen und kulturell seit den 80er-Jahren miteinander verbunden sind. Beide Städte haben große Leidensphasen hinter sich, auch wenn es Berlin heute deutlich besser geht als der ehemaligen Auto-Metropole. Daneben ist in beiden Städten seit den 80er-Jahren der Techno zuhause, der auch im Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung steht.
7 Bei "Hillbrowfication" tanzen Kinder aus Südafrika
Hillbrow wurde einst als Vorzeigestadtteil von Johannesburg konzipiert, doch die Realität enttäuschte bitterlich: Heute ist der Bezirk Synonym für Gewalt, Armut und Korruption. Die Choreografin Constanza Macras hat mit 21 Kindern zwischen fünf und 19 Jahren eine Choreographie erarbeitet, die ein anderes Bild zeichnet: Eine Alieninvasion kommt über die Erde, Menschen werden anhand ihrer Tanzfähigkeiten gemessen, die Kids geben den Takt vor.
8 Die Autorentheatertage schauen in Richtung Osten
Es müssen nicht immer die Klassiker von Schiller, Ibsen und Dostojewski sein: Bei den Autorentheatertage stehen zeitgenössische Texte im Mittelpunkt. Zum Auftakt des Festivals wird der Blick in Richtung Osten gelenkt. Zahlreiche Theater aus unseren östlichen Nachbarländern gastieren mit ihren besten Stücken im Deutschen Theater. Das Highlight ist wie immer die Uraufführung drei völlig neuer Texte, die eine Jury aus 143 eingesandten Manuskripten ausgewählt hat.
9 Das Performing Arts Festival ehrt die Freie Szene
Bereits im dritten Jahr zeigt das Performing Arts Festival die ganze Bandbreite der hauptstädtischen Freien Szene, die immer weiter wächst (und nach wie vor völlig unterfinanziert ist). Klassische Performer, genreübergreifende Musiker, moderne Tänzer und noch viele andere zeigen einen Querschnitt ihrer Arbeit. Wer von dem ganzen Angebot überfordert ist, kann sich auch in diesem Jahr durch den Dschungel der Performances führen lassen. Das komplette Programm wird Anfang Mai publiziert.
10 Lilja Rupprecht inszeniert Rainald Goetz' "Jeff Koons"
Lilja Rupprecht gehört zu den spannendsten jungen Regisseurinnen, die derzeit von sich reden machen. Nach Stationen am Hamburger Thalia Theater und dem Deutschen Theater Berlin debütiert sie nun mit Rainald Goetz' Stück "Jeff Koons" an der Schaubühne. In dem experimentellen Werk geht es um Kunst und Liebe, Lust und der stetigen Drohung des Scheiterns. Der Künstler Koons, nach dem das Stück benannt ist und dessen Werk irgendwo zwischen Kunst und Kitsch changiert, kommt in dem Text übrigens nicht vor – doch sein Geist schwebt permanent über dem Text und sicher auch über diesem Theaterstück.
11 Gogols "Die Nase" wird zur bunten Revue
Nicolai Gogols närrische Erzählung "Die Nase" berichtet vom Kollegienassessor Kowaljow, dem nach einer durchzechten Nacht das Riechorgan abhanden kommt. Verzweifelt begibt er sich auf die Suche nach seiner Nase, doch lässt sich sein gutes Stück nicht finden, so dass die gesellschaftliche Ächtung nicht lange auf sich warten lässt. Günter Papendell schlüpft in die Rolle des armen Narren in dieser revueartigen und definitv bunten Inszenierung.
Max Müller