Time to say Goodbye – Das Schicksal von American Apparel ist nun offiziell besiegelt

© Wiebke Jann

"It must have been love, but it's over now!": Vor ziemlich genau 20 Jahren hat der Kanadier Dov Charney das Modelabel "American Apparel" gegründet. Mit seiner Marke wollte Charney nicht nur vielen schönen Menschen viele schöne Kleider schenken, sondern auch gewisse Werte vertreten, die in der Textilindustrie nach wie vor eher rar sind: Statt zu Dumpinglöhnen in Fernost zu produzieren, baute er seine Firma im Herzen L.A.s auf. Mit einem durchschnittlichen Lohn von ca. 12 Dollar die Stunde, Gesundheitsvorsorge und subventionierter Verpflegung schien es, als würde er seinem Slogan "Good Ethics" alle Ehre machen und seinen Mitarbeitern einen Grundstock an Sicherheit geben. Nachdem die Firma im November 2016 allerdings zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres Insolvenz anmeldete bis sie schließlich zum Verkauf stand, sind gewisse Werte wohl in den Hintergrund gewandert.

Im vergangenen Jahr litt das Label dann nämlich unter einer schweren "Good Ethics"-Amnesie. Denn Filialen einfach nicht mehr zu beliefern, um sie möglichst schnell aufgeben zu können, ist nun wirklich nicht die feine kanadische Art. Wie wir bereits berichtet haben, traten die Mitarbeiter daraufhin in den kleiderlosen Streik, in der Hoffnung das Ruder um das schlecht stehende Unternehmen noch einmal rumreißen zu können.

© American Apparel | Screenshot

Wer in den vergangenen Wochen einen Blick auf die Homepage von American Apparel geworfen hat, weiß, dass der Streik offensichtlich erfolglos war, denn bereits seit geraumer Zeit ist auch die Webseite für Europa down. Wie die L.A. Times berichtet, wurde das Label für 88 Millionen Dollar an die kanadische Textilfirma "Gildan Activewear" verkauft. Da das Label allerdings nur am geistigen Eigentum American Apparels und einiger Gerätschaften Interesse bekundete, dürften sowohl die Shopmitarbeiter, als auch alle Mitarbeiter des L.A. Headquarters in kürzester Zeit arbeitslos sein. So führt der neue Investor wohl zumindest eine Linie American Apparels fort: das Desinteresse an der Zukunft der mehreren Tausend Mitarbeiter.

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