Kunst zum Essen – Kristiane Kegelmann fertigt Skulpturen aus Zucker und Schokolade

©Pujan Shakupa

Geometrisch, akkurat, in Pastellfarben oder metallisch schimmernd – auf den ersten Blick verrät nichts an Kristiane Kegelmanns Kunstwerken, dass die Skulpturen und Installationen aus Schokolade und Zucker bestehen. Genau das ist aber der Fall, denn die 26-jährige Food-Designerin und Künstlerin hat ihrer Heimat München den Rücken gekehrt, um nun in Berlin das zu tun, wozu sie während ihres Berufs als Patisseurin nur nachts Zeit hatte: Vergängliche, essbare Kunstwerke zu schaffen, die die Distanz zwischen Betrachter und Werk aufheben und zur aktiven, genussvollen Zerstörung einladen. Und das eben mit verschiedenen Schokoladen, Zuckerarten und Lebensmittelfarbe als Werkstoffen.

Weil das genauso verrückt wie köstlich klingt, haben wir der Künstlerin noch ein paar Fragen dazu gestellt:

©Pujan Shakupa

Woher kommt dein Talent und deine Leidenschaft für Patisserie und die Kunst, die du daraus machst? Gibt es Erinnerungen an deine ersten Gehversuche in der Küche?
Ich komme aus der klassischen Patisserie und habe dort viele Jahre unterschiedlichste Erfahrungen gesammelt. Als ich fachlich optimal ausgebildet war und auch eine leitende Position mit Kundenkontakt, Planung, Kalkulation und Mitarbeiterführung inne hatte, fand ich mich immer eingeschränkter in meinen kreativen Möglichkeiten. Ich kannte mein „Material“ so gut, mir waren alle nötigen Bereiche bekannt und ich fing an, meine Arbeit(-sweise) zu hinterfragen. Nachts experimentierte und tüftelte ich an der perfekten Konstruktion von cremiger Konsistenz, komplexer Statik und der Herausforderung, dies auf besondere Weise zu inszenieren. Ich entschied mich, meine Arbeit so zu leben, wie ich es möchte und sie auf andere Weise zu interpretieren.

Gerade die Vergänglichkeit und die (genussvolle) Essbarkeit machen meine Arbeit besonders. Ich kreiere für jedes Projekt etwas Neues, suche nach Herausforderungen und versuche für jede Inszenierung etwas erneut ganz Besonderes zu erschaffen. Mein erlerntes Handwerk und meine Erziehung unterstützen den inhaltlichen Part. Da mir persönlich Geschmack ebenso wichtig ist, versuche ich, beides optimal zu vereinen. Weil ich selbst einige Lebensmittelallergien mit mir herumtrage, habe ich einen Weg gefunden, auf die meisten Einschränkungen eingehen zu können, ohne dass der Geschmack darunter leidet. Man ist etwas eingeschränkter, aber genau das macht ja auch eine Herausforderung spannend.

Entwirfst du deine Kunstwerke zunächst auf dem Papier oder arbeitest du eher intuitiv? Wie entsteht das Konzept für eine Installation?Immer erst auf Papier. Ich treffe den Kunden, sehen mir die Räumlichkeiten an und lasse sie auf mich wirken. Wir finden gemeinsam den passenden Geschmack für die Veranstaltung. Dann geht es los, zunächst in Gedanken. Die besten Gedanken kommen mir, wenn ich nachts durch Berlin sprinte. Im Anschluss kommt die erste Skizze aufs Papier. Wenn die steht, kommen oft die noch besseren Ideen schlagartig kurze Zeit darauf. Dann bekommt der Kunde natürlich Einblick in meine Konzeption, wenn er das möchte, viele vertrauen mir aber auch einfach. Die Skizze wird beim Illustrator noch einmal gezeichnet, vor allem für passgenaue Gestelle oder Formen ist das wichtig, gerade wenn ich irgendwelche Bestandteile, die genau zusammen passen müssen, lasern lassen muss. Es gibt selbstverständlich auch eine Verkostung. Später kommt die Planung, welche parallel zu anderen Projekten läuft, es werden falls nötig Gestelle oder Formen gebaut, diverse Bestandteile gegossen oder konstruiert, um dann wenige Tage vor der Veranstaltung mit der Herstellung der Patisseriebestandteile anzufangen. Vor Ort wird dann alles zusammen gesetzt und aufgebaut.

©Pujan Shakupa

Wie lange dauert es, bis ein Einzelstück fertig ist?
Das ist tatsächlich schwierig zu sagen, da ich so unterschiedlich arbeite. Es kommt auf die Größe, die Quantität und die Komplexität des Inhaltes, aber auch der Farben außen an.

Wann ist dir zuletzt etwas richtig daneben gegangen? 
Richtig daneben gegangen ist mir zum Glück noch nie etwas. Da bin ich ziemlich erleichtert!

Isst du auch persönlich am liebsten süß oder sind Schokolade, Zucker oder Fondant vor allem spannende Werkstoffe für dich?
Ich esse sehr gerne süß, genauso wie herzhaft, allerdings immer in hoher Qualität. Und auch im Bereich des Süßen ist mir eine geringe und ausgewogene Süße sehr wichtig. Ich kann es überhaupt nicht ausstehen, wenn Produkte zu süß sind, was leider häufig der Fall ist. Zwar bezeichne ich meine kleinen Stücke als 'Zuckerstücke', jedoch mehr, weil diese Bezeichnung meine Arbeit gut definiert: Dessert = 'Zucker'. Objekt = 'stück'. Ich verwende sehr viele Alternativen zum raffinierten Zucker und achte darauf, ein ausgewogenes Spiel zwischen Süße und Aroma zu erreichen.

© Pujan Shakupa

Wo kann man dich in Berlin finden und deine Skulpturen ansehen und essen?
Mich findet man ab März in meinem neuen Studio in der Danziger Straße 59 im Prenzlauer Berg und dort gibt es dann auch regelmäßig die Möglichkeit, mich und meine Arbeit kennenzulernen. Zum einen gibt es regelmäßig Workshops zu interessanten Themen in Synergie mit meiner Arbeit (Dessert & Objekt), als auch zweimal monatlich Tage, wo mein Studio für Besucher geöffnet ist. Außerdem stelle ich regelmäßig in Ausstellungen aus, bei denen jeder Interessierte die Möglichkeit hat, meine Arbeit in großem Rahmen kennen zu lernen!

Vielen Dank, Kristiane! Noch mehr Infos findet ihr bei Facebook oder auf ihrer Homepage. Die Eröffnung von besagtem Studio findet übrigens am 6.3. ab 18 Uhr statt!

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