Glück ist das anstrengendste Gefühl der Welt

© The Sound of Music

Heute ist Weltglückstag. Das ist im Grunde erstmal schön. Also schöner als Weltherpestag, zum Beispiel. Und ein hervorragender Anlass, um ein inspirierendes Zitat auf Facebook zu posten. Zum Beispiel das von Harald Juhnke: "Meine Definition von Glück? Keine Termine und leicht einen sitzen." Er hat ja damit nicht Unrecht, aber ach, wenn es doch nur so einfach wäre. Glück ist die größte Geißel der Menschheit, wenn ihr mich fragt.

Wenn Glück ein Mensch wäre, würden wir die meiste Zeit versuchen, ihn anzurufen und er würde nicht rangehen.

Seit Homo Sapiens seine Höhle verlassen hat und nicht mehr den ganzen Tag Mammuts jagt, sucht er Glück. Mittlerweile vielleicht auch noch einen WLAN-Hotspot – der ist immerhin noch einigermaßen leicht zu finden. Aber Glück? Glück, was auch immer sich hinter diesem schwammigen Begriff verbirgt, Glück ist der goldene Schnatz. Es schwirrt irgendwo irre schnell herum, wir halten mit zusammengekniffenen Augen danach Ausschau, recken die Finger danach, kommen nicht heran, erwischen es kurz, dann ist es wieder weg. Manchmal knallt es uns in einem unerwarteten Moment von hinten an den Kopf und wir merken es nicht. Das ist dann auch wieder doof.

Egal, wie man es dreht und wendet, es endet in einem Desaster. Glück ist flüchtig, launisch, ungerecht, pubertär und eingebildet. Wenn Glück ein Mensch wäre, würden wir die meiste Zeit versuchen, ihn anzurufen und er würde nicht rangehen.

Einen eigenen Feiertag verdient dieses flatterhafte Gefühl ganz bestimmt nicht

Wie geht man also am besten mit diesem schwer zu erwischenden Phantomzustand "Glück" um? Mein Vorschlag wäre ja: gar nicht. Es gibt ziemlich viele Dinge, die ich nachhaltiger finde als "Glück", zumindest wenn damit das Streben nach einem allgemeinen Gefühlszustand gemeint ist. Süßkartoffelpommes zum Beispiel. Ein vorgewärmter Schlafanzug. Genau richtig für das jeweilige Wetter angezogen zu sein. In der Tasche eine Aspirin finden, wenn man tierische Kopfschmerzen hat. Mit Rückenwind schaukeln. Wenn dich ein Hundewelpe anlächelt. Okay, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber so ganz generell lebt man zufriedener und naja, in diesem Sinne glücklicher, wenn man nicht so viel über Glück nachdenkt.

Womöglich ist das moderne Glück, wie wir es von den strahlenden Familien aus der Waschmittelwerbung kennen, auch nur eine Erfindung von Pharrell Williams.

Ich finde: Weltglückstag kann weg. Im Gegensatz zu Frauen wird Glück nämlich nicht unterbezahlt und ausgebeutet, es wird ihm im Gegenteil viel zu viel gehuldigt. Einen eigenen Feiertag verdient dieses flatterhafte Gefühl ganz bestimmt nicht. Die Überhöhung des Glückszustands und die sich daraus speisende Industrie, die bei Glückskeksen anfängt und Selbsthilfebüchern aufhört, ist nämlich im Grunde genauso unehrlich wie jede andere. Womöglich ist das moderne Glück, wie wir es von den strahlenden Familien aus der Waschmittelwerbung kennen auch nur eine Erfindung von Pharrell Williams.

Und am Ende lachen sich doch nur wieder die Dänen als glücklichstes Volk der Welt ins Fäustchen und wir kaufen weiter Wohnaccessoires in Beige und Kupfer, um auch ein bisschen von ihrer Glückseligkeit abzubekommen. Nee, braucht echt kein Mensch. Hygge my ass! Wer sich dennoch heute mit Glück befassen möchte, dem empfehle ich dieses Video, dass das Geheimnis des Glücks recht vollständig in 60 Sekunden zusammenfasst:

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