Du bist, was du isst – Wie Ernährung Einfluss auf unsere Haut hat

Milena Glimbovski ist bekannt als Gründerin von Original Unverpackt, dem ersten verpackungsfreien Supermarkt. In ihrem ersten Buch erzählt sie, was es heute braucht, um verpackungsfrei zu leben. Nebenbei gibt sie uns viele Ratschläge zu Ernährung, Kosmetik, Wohnen und Reisen an die Hand.

Aus: "Ohne Wenn und Abfall. Wie ich dem Verpackungswahn entkam.

Die Haut ist das größte Organ meines 1,50 Meter großen Körpers. Sie ist das größte Organ bei jedem Menschen, und trotzdem behandeln wir sie nicht mit dem nötigen Respekt. Wir schmieren sie mit Chemie voll und wissen oft gar nicht, was wir uns da antun. Wir glauben an das Versprechen der Werbung, dass wir mit dem richtigen Produkt die perfekte Haut kriegen wie Kate Moss. Aber selbst Kate Moss hat nicht wirklich eine so perfekte Haut, wie in ihren Werbeanzeigen dargestellt wird.

Wenn ich in den Spiegel schaue, konzentriere ich mich auf die kleinen Unreinheiten in meinem Gesicht, die zu große Nase, die Schuppen der trockenen Haut am Kinn, die glänzende Stirn, die Augenbrauenhärchen, die unzähmbar wirken, die Sommersprossen an all den falschen Stellen – statt einen Schritt zurückzutreten und das Gesamtbild zu sehen: eine junge Frau mit nicht perfekter Haut, die aber auch nicht viel schlimmer ist als die von anderen. Ich habe 27 Jahre lang gelernt, meine Fehler zu suchen und das Schöne gar nicht zu sehen. Denn der schönen Seite kann man keine Produkte verkaufen. Die Werbung verspricht, Wunder zu bewirken, aber die brauchen wir gar nicht. Wir können unsere eigenen Wunder vollbringen. Dafür muss man nur etwas von grundlegender Naturkosmetik verstehen und vielleicht mit der Ernährung experimentieren. Und das tun wir. Wir wollen müllarm leben, aber auch schadstoffarm. Wir wollen nicht das Beste, was die Drogerie zu bieten hat. Das Beste ist nicht gut genug.

Ich habe 27 Jahre lang gelernt, meine Fehler zu suchen und das Schöne gar nicht zu sehen. Denn der schönen Seite kann man keine Produkte verkaufen.
Milena Glimbovski

Wir wollen wissen, was in unseren Produkten enthalten ist, welche Wirkung die Inhaltsstoffe auf den Körper haben, aber auch auf die Umwelt. Wir wollen wissen, was die individuelle Lösung für unsere Haut ist. Meine Haut ist anders als die eines asiatischen Teenagers, einer Frau in den Wechseljahren aus Südamerika oder eines Mannes gleichen Alters. Es gibt nicht nur die Hauttypen – sensibel, trocken, fettig, Mischhaut und normal. Man muss auch beachten, wie hoch der Stresspegel ist, wie die Ernährung aussieht, wie geschminkt und natürlich wie gepflegt wird. Der einzige Weg, die passende Pflege für sich selbst zu finden, ist, es auszuprobieren – und die Kosmetik selbst zu machen.

Ernährung und ihre Wirkung auf die Haut

Die Kosmetikhersteller erklären immer wieder, dass ihre Produkte – mit Zusatz XYZ und von Dermatologen getestet – uns dabei helfen können, Hautkrankheiten zu meistern oder auch ein besseres Hautbild zu erzielen. Man erhält das Gefühl, die einzige Möglichkeit sei, die Haut von außen mit teuren Mittelchen zu behandeln. Dabei sind die Cremes und Cleaner und Toner das fast Letzte, was Einfluss auf unsere Haut hat. Viel entscheidender ist der Level an Stress, dem wir uns aussetzen, wo wir wohnen, wo wir arbeiten, wie viel Sport wir treiben und nicht zuletzt, was wir essen.

Die Haut zieht sich ihre Nährstoffe vor allem aus der Nahrung und reagiert auf all die äußeren und vor allem inneren Einwirkungen. Daher fängt die Pflege bei der Ernährung an. Es gibt nicht die eine korrekte Ernährung, es gibt nicht ein System, das alle Hautkrankheiten auslöscht. Einigen Menschen hilft die vegane Ernährung dabei, ihre Neurodermitis zu reduzieren. Das heißt aber nicht, dass das bei jedem funktioniert. Unser Organismus ist etwas sehr Individuelles und generelle Aussagen können einfach nicht getroffen werden. Dennoch: Viel Wasser zu trinken und sich ausgewogen zu ernähren hat noch niemandem geschadet – aber eben auch nicht alle Probleme gelöst.

Dabei sind die Cremes und Cleaner und Toner das fast Letzte, was Einfluss auf unsere Haut hat. Viel entscheidender ist der Level an Stress, dem wir uns aussetzen, wo wir wohnen, wo wir arbeiten, wie viel Sport wir treiben und nicht zuletzt, was wir essen.
Milena Glimbovski

Was hilft, ist: ausprobieren – und mitschreiben. Alle zwei Wochen ein oder mehrere Lebensmittel streichen und schauen, wie die Haut reagiert. Als ich auf meinen geliebten Kefir verzichtete, merkte ich zunächst keinen Unterschied. Als ich jedoch anfing, ihn wieder zu trinken, wurde meine Haut sogar noch unreiner als vorher. Trotz meiner russischen Herkunft soll das mit dem Kefir anscheinend einfach nicht sein. Über mehrere Wochen hinweg notierte ich alles, was ich aß, und in welchem Zustand sich meine Haut befand, und versuchte, Zusammenhänge herzustellen. Es war nervig, anstrengend, ich vergaß es oft, aber sobald es zur Routine wurde, half es mir zu verstehen, was meinem Körper guttut und was nicht. So ein Ernährungstagebuch hilft einem auch dabei, eine Übersicht zu bekommen, was man eigentlich so isst. Lange Zeit dachte ich, ich sei Vegetarierin – aber mein Ernährungstagebuch machte mich dann doch auf tägliche kleine Ausnahmen aufmerksam.

Auszug aus: Milena Glimbovski: "Ohne Wenn und Abfall. Wie ich dem Verpackungswahn entkam.", das am 5. Oktober 2017 bei Kiepenheuer & Witsch erscheint. Alle Rechte vorbehalten.

Buchtitel: © KiWi, Milena Glimbosvki: © Matze Hielscher
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