Bei diesem Fotoprojekt können Opfer von Gewalt ihre Geschichten erzählen

© Martin U Waltz

Es ist früher Abend an der Bahn-Haltestelle. Ein junger Mann fragt eine andere Gruppe junger Männer um Feuer. Sie geben ihm Feuer – und kurz darauf, ohne Vorwarnung, einen Schlag ins Gesicht, gefolgt von einem Fußtritt gegen den Kopf, als er am Boden liegt. 27 Jahre später erinnert sich Dirk Könnecke noch immer an das Geräusch seiner brechenden Nase, an das Gefühl der ausgeschlagenen Zähne im Mund. Diese Begegnung mit Brutalität und körperlicher Gewalt haben ihn bis heute tief geprägt und und mit ihr die Gefühle von Ohnmacht, Verzweiflung und nicht zuletzt der Konfrontation mit dem eigenen Tod.

Traumatische Erlebnisse wie diese nicht selten in Berlin und erfordern oft lebenslange, intensive Beschäftigung und Verarbeitung. Um Menschen mit Gewalterfahrungen ein Gesicht und eine Plattform zu geben, hat Dirk Könnecke zusammen mit dem befreundeten Berliner Fotografen Martin U Waltz, über den wir an anderer Stelle bereits berichtet haben, Violens.org gegründet. Dahinter steht ein Foto und Textprojekt, das es sich zur Aufgabe macht, die Gewalterfahrungen von Menschen literarisch und fotografisch aufzuarbeiten. Die beiden sagen darüber:

Violens hat keinen sozialpolitischen oder therapeutischen Anspruch, uns geht es allein um die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt. Wir glauben, alle sind vor der Gewalt gleich. Unser Interesse gilt jeder Gewaltperspektive. Wir urteilen nicht. Wir bilden ab. Empathisch und subjektiv. Jede Geschichte ist einzigartig und wir begegnen ihr mit grösstem Respekt.

Im Blog erzählt Dirk seine Geschichte von damals. Rosa erzählt von ihrer Beziehung mit einem gewalttätigen Mann. Lea von dem Missbrauch, als sie ein Kind war. Für das Projekt suchen Dirk und Martin weiter Menschen mit Gewalterfahrungen, die ihre Geschichte teilen wollen. Anonym oder mit Gesicht und Namen. Egal, ob Opfer, Täter oder Zeugen. Wer Interesse hat, kann hier Kontakt aufnehmen.

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