Mit Locomore gibt es bald eine günstige Zug-Alternative zur Deutschen Bahn

© Locomore/ Facebook

Update: 12.05.2017

Gerade mal 5 Monate nach der Jungfernfahrt scheint für den DB-Konkurrenten Locomore Schluss zu sein, denn am Donnerstag hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Zwar sind laut eigenen Angaben die Zahlen der Fahrgäste und den damit verbundenen Einnahmen kontinuierlich gestiegen, allerdings nicht schnell genug, um die laufenden Kosten zu decken. Wie es genau weitergeht, ist noch unklar, der Online-Ticketverkauf ist aber erstmal unterbrochen. Bleibt also nur abzuwarten, ob sich Locomore noch als Alternative zur Deutschen Bahn etablieren kann oder auch in die ewigen Start-Up-Gründe geschickt wird.

Wer schon mal in Deutschland mit dem Zug von A nach B kommen wollte, weiß, dass es im Zugsegment zur Deutschen Bahn keine Alternative gibt. Der Zugverkehr wird noch immer vom Monopolriesen beherrscht, der "frei" über das Preisniveau und die Routen bestimmen kann. Konkurrenten – mal abgesehen von Fernbussen – haben und hatten es schwer. Damit könnte aber vielleicht bald Schluss sein, denn das Startup Locomore hat es sich zum Ziel gesetzt, mit ihren Zügen eine ökologische, günstige und bequeme Alternative zu den ICEs und eine schnellere und preisähnliche Variante zu den Fernbus-Unternehmen zu werden.

Nach dem Motto "Back to the Future" und natürlich auch aus finanziellen Gründen hat sich Locomore dazu entschlossen, alte Wagons der Deutschen Bahn aufzukaufen, sie zu sanieren, mit kostenlosem W-LAN auszustatten und den Passagieren auf der Fahrt herrliche Nostalgiemomente zu schenken. Auf rot gepolsterten Sitzen, die noch aus den opulenten 70er Jahren stammen, sitzend, fühlt man sich an einen Wes-Anderson-Film erinnert. Und die Tatsache, dass es statt eines Bordrestaurants einen Speisewagen gibt, der durch die Abteile geht und einem Bioessen direkt auf den Platz bringt, bestätigt, was wir schon bei den alten Wagons dachten: Wir fahren mit dem Hogwarts-Express.

© Locomore/ Facebook

Ihr müsst allerdings nicht zum Gleis 9 3/4 und nach Hogwarts bringt er euch der Zug leider auch nicht, dafür aber ab dem 14. Dezember täglich einmal von Berlin nach Stuttgart und zurück – und das für 22 bis 65 Euro, je nachdem wie früh ihr bucht. Passend zum Bioessen fährt der Zug natürlich auch mit Naturstrom.

Buchen könnt ihr hier nicht nur Sitzplätze, sondern sogar Themenabteile. Dann könnt ihr auf der Reise neben Leuten sitzen, die gleiche Interessen haben oder mit ihnen Brettspiele und Karten spielen.

Wenn sich die Strecke Berlin – Stuttgart rentiert, das heißt, zu mindestens 50 Prozent ausgelastet ist, planen die Inhaber auch zwischen Berlin und Köln, Frankfurt und München, sowie nach Rügen Fahrten einzurichten. Da die Trassenentgelte und die Gebühren für die Bahnhöfe zum einen sehr hoch und dann auch noch an den Zugriesen Deutsche Bahn gezahlt werden müssen, kann man nur abwarten, ob sich Locomore tatsächlich auf dem Markt etablieren kann. Der privat geführte Interconnex, der jahrelang von Leipzig nach Rostock fuhr, musste sich 2014 schließlich auch dem Preisdruck beugen. Wir drücken jedenfalls die Daumen.

Zurück zur Startseite