Fu Gee La #18 – LAGeSo bekommt einen neuen Chef, Berlin eine Unterkunft für homosexuelle Geflüchtete

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20. Januar 2016. Jede Woche gibt es neue Nachrichten zu der Flüchtlingssituation in Berlin. Deshalb informieren wir euch hier wöchentlich über die aktuellen Geschehnisse rund um Flüchtlingspolitik und soziales Engagement. Bei “Stil in Berlin” könnt ihr diesen Beitrag auch auf Englisch lesen.

Die Zahl der Woche

738.124 | So viele Menschen –nämlich 64,3% der Wahlbeteiligten – stimmten 2014 gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes. Diese Stimmen zählen nun nichts mehr, denn auf dem Tempelhofer Feld soll nun tatsächlich ein riesiges "Flüchtlingslager" gebaut werden. Mehr dazu erfahrt ihr weiter unten.

Wie läuft’s beim LAGeSo?

Nachdem Franz Allert Ende 2015 als Leiter des LAGeSos gekündigt wurde, hat das Amt nun einen neuen Leiter, den McKinsey-Berater Sebastian Muschter. Er soll die katastrophalen Zustände vor dem LAGeSo (wochenlanges Warten, ausbleibende Leistungen und Schlägereien zwischen Geflüchteten und Sicherheitspersonal – zuletzt wieder am 14. Januar) in den Griff bekommen. Wie, das sagte er in der Konferenz am Montag aber nicht. Wie, das weiß wiederum Anja Lüthy, die viel lieber das LAGeSo bzw. das noch nicht geschaffene Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten leiten würde.

Auch deswegen haben mehr als 400 Flüchtlinge in den vergangenen Wochen das LAGeSos am Sozialgericht verklagt, um ihre Ansprüche einzufordern, berichtet die Berliner Zeitung.

Noch ist unklar, was wirklich geschehen ist, aber eine Helferin wurde dem Gelände verwiesen, weil sie einem kleinen Jungen im Essenszelt von Vivantes eine Hose anziehen wollte. Dies sei jedoch aus Hygienegründen verboten. Der Tagesspiegel hat die Hintergründe.

Was macht die Politik?

So funktioniert Demokratie in Berlin: Nachdem die Berliner 2014 mehrheitlich gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes stimmten, soll das Gesetz nun gekippt werden, um auf dem Feld Platz für eine Großunterkunft gemacht werden. Die Änderung des Gesetzes soll am 28. Januar im Abgeordnetenhaus beschlossen werden, berichtet der Tagesspiegel ein bisschen lax und nebenbei. Das Projekt erhält jetzt schon massive Kritik. Eine Bürgerversammlung dazu gibt es am 21.01.

Der bayrische Landrat Peter Dreier hat mit 31 Geflüchteten einen kleinen Roadtrip von Landshut nach Berlin und zurück gemacht, um ihnen Deutschland zu zeigen. Ach nee, wartet, die Geschichte geht anders. Weil Dreier mit dem Flüchtlingsstrom in dem bayrischen Nest überfordert ist, trägt er den Streit um Zuwanderung auf dem Rücken der Flüchtlinge aus. Wie die 31 Geflüchteten später berichteten, hat er ihnen ein besseres Leben in Berlin versprochen und sie dann wieder zurück nach Landshut geschickt – während er im Auto nebenher fuhr.

Es ist kein Geheimnis, dass es in den Flüchtlingsunterkünften nicht immer freundlich zugeht. Besonders schwierig aber haben es homo- und transsexuelle Menschen, die schon in ihrem Heimatland für ihre sexuelle Ausrichtung verfolgt wurden. Berlin plant nun als erstes Bundesland eine Unterkunft für eben jene Geflüchteten.

Der Senat hat außerdem 60 Grundstücke ausfindig gemacht, auf denen weitere Unterkünfte entstehen sollen.

Der SPD-Agbeordnete Robert Schaddach aus Treptow-Köpenick fordert trotzdem einen Aufnahmestopp. Seine Partei hat ihm nach diesem Statement vehement widersprochen.

Gibt es auch schöne Geschichten?

Immerhin scheint in der Politik nicht alles verloren, denn das kleine Berliner Projekt "Start with a Friend" hat eine Förderung vom Bundesministerium für für Familien, Senioren, Frauen und Jugend bekommen und kann jetzt auch in anderen Städten starten. Start with a Friend stellt geflüchteten Menschen ehrenamtliche Unterstützer/Tandem-Partner an die Seite, die sie bei verschiedenen Herausforderungen wie der Begleitung bei Behördengängen bis zu der Organisation eines Kitaplatzes unterstützen.

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So kannst du diese Woche helfen

Moabit hilft such Betreuerinnen und Betreuer für die Wärmebusse am LAGeSo.

Tempelhof Hilft sucht Materialien und Unterstützer für ein Nähprojekt im Flughafen.

Miles – Zentrum für Migranten, Lesben und Schwule sucht auch Unterkünfte für LGBT-Geflüchtete.

Ihr habt es vielleicht schon mitbekommen, am 31.12.2015 erlosch der Urheberschutz von Adolf Hitlers "Mein Kampf", erste Versionen werden wieder verlegt und sogar in der Schule besprochen. Die Frage ist nun: Trägt es zur Aufklärung bei oder schürt es gar den Hass auf "Nicht-Deutsche"? Der Europa Verlag hat sich mit dem Verein "Gesicht Zeigen!" und Ogilvy & Mather zusammengetan und das das Buch "Mein Kampf – gegen Rechts" veröffentlicht. Denn sie sagen: In Zeiten von Pegida und brennenden Flüchtlingsheimen sei die Veröffentlichung ein fatales Signal. Elf betroffene Menschen beschreiben darin ihren Kampf gegen rechtes Gedankengut und rechte Gewalt. Lesen, weitersagen!

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"Man muss nicht mal links sein, sondern einfach nur bei Trost, um zu begreifen, das hier gehörig was falsch läuft.", schreibt das Projektteam von "Wir sind ein Volk". Sie kämpfen mit den Waffen der Rechten und verwenden ihre Farben, Symbole, Flaggen und Phrasen auf ihren Plakaten gegen sie. Am 20. April ist dazu eine Ausstellung geplant, auch ein Buch soll erscheinen. Wir halten euch auf dem Laufenden. Anschauen, weitersagen!

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Engagieren
Infos und Links zu einzelnen Flüchtlingsinitiativen Berlins findet ihr auf der Seite des Flüchtlingsrats Berlin und bei bürgeraktiv – das Engagementportal. Bei Volunteer Planner könnt ihr euch als freiwilliger Helfer an einer der zahlreichen Unterkünfte registrieren. Und hier findet ihr alle aktuellen Bedarfslisten der Unterkünfte.

 


Der Titel dieser Serie stammt von dem Fugees-Song “Fu Gee La”Das ist letzte Woche passiert.

Titelfoto: © Start with a Friend

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