Diese Bücher lesen Berliner in der U-Bahn

Zugegeben, wir mussten auch in den Kalender dafür schauen, aber heute ist Welttag des Buches. Ja, dieses altmodische schwere Ding mit Seiten, aber ohne Touchscreen und Bildschirmbeleuchtung – oder sind Bücher gar nicht so out und unbeliebt, wie so manch Print-Skeptiker behauptet? Ist Print am Ende lebendiger denn je? Wir waren am Alexanderplatz unterwegs und haben Berliner gefragt, was sie gerade lesen und warum sie ihre Nase beim Warten auf die Bahn lieber in ein echtes Buch statt in ihr Smartphone oder einen E-Book-Reader stecken.

Was uns dabei auffiel: Tatsächlich lesen relativ wenige Menschen echte Bücher, das Smartphone ist ganz klar der Gewinner in Sachen Wartezeitüberbrückung. Außerdem haben wir wesentlich mehr lesende Frauen als Männer angetroffen – das kann ein Zufall sein, oder aber nun ja, auch nicht. Und als kleine Zugabe gibt's außerdem die Lektüre-Empfehlungen aus der Redaktion.

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Monika (links), Musikwissenschaftlerin, liest Music on Display von Ari Benjamin Meyers und Marie-France Rafael. "In dem Buch geht es natürlich ums Musikhören. Darum, was für eine Raumwirkung Musik hat. Es ist wahnsinnig interessant."

Susanne (rechts), Soziologin aus Dänemark, liest Der Distelfink von Donna Tartt. "In meinem Buch geht es um ein teures Gemälde, das in den Besitz eines Jungen gerät, der bei einer Explosion in einem Museum seine Mutter verloren hat. Weiter bin ich noch nicht. Ich liebe Bücher, ich mag das Papier und das Gefühl beim Lesen."


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Cecilie aus Frankreich (links), Mutter, liest L'îsle des Oubliés von Victoria Hislop. "Ich lese gerade dieses französisches Buch, auf Englisch "The Island". Mehrere Familiengeschichten, die um 1900 herum auf den griechischen Inseln stattfinden. Die Storys vermischen sich miteinander, das mag ich immer sehr. Nebenbei lerne ich auch noch Einiges über die griechische Geschichte, über die ich fast gar nichts weiß. Sehr interessant!"

Hassan (rechts), Praktikant, liest den Sammelband Die Kunst des Krieges"Dieses Buch habe ich mir von meinem Bruder ausgeliehen, es sind eigentlich vier Bücher in einem. Im Moment lese ich viel, um mich weiterzubilden. Klar, das könnte ich auch im Internet, aber mit einem Buch ist es ein anderes Feeling. Ich habe das Gefühl, ich kann mich dann besser auf den Inhalt konzentrieren und besser für die Augen ist es auch."


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Susan, studiert soziale Arbeit, liest Suche von Monica Kristensen. "Das Buch ist ein Geschenk meiner Mutter, normalerweise lese ich Romane auch gerne auf meinem E-Reader. Es ist ein Krimi und echt spannend. Die Geschichte spielt natürlich in Skandinavien – ein Kind verschwindet, mehr weiß ich noch nicht."


Auch im Mit Vergnügen-Büro wird viel geschmökert: Hier unsere aktuellen Lieblinge und Empfehlungen.

Matze empfiehlt Panikherz, das neueste Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre und fand auch Die Kunst des Feldspiels von Chad Harbach sehr, sehr gut.

Charlotts Herz schlägt ebenfalls für Panikherz, liest aber mittlerweile den Klassiker von Daniel Kehlmann, Die Vermessung der Welt.

Pablo hat gleich mehrere Tipps auf Lager: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran von Éric-Emmanuel Schmitt ist ein kleiner Schmöker für Zwischendurch und "in zwei U-Bahnfahrten ausgelesen". Der Taschenatlas der abgelegenen Inseln von Judith Schalansky hingegen ist ein bebildertes, preisgekröntes Buch zum Eintauchen und Zeitlassen.

Dirk hat zuletzt Stoner von John Williams gelesen, einem lange in Vergessenheit geratenen amerikanischem Autor. Er empfiehlt aber auch Crusoe von Lutz Seiler, wegen der schönen Sprache.

Ilona liest wie immer alles Mögliche gleichzeitig. Im Moment liegen neben dem Bett zwei französische Klassiker von Françoise Sagan, Bonjour Tristesse, und Der Ekel von Jean-Paul Sartre. Zum popkulturellen Ausgleich noch Quarter Life Poetry: Poems for the young, broke and hangry von Samantha Jayne, wovon ihr hier eine kleine Kostprobe lesen könnt.

 


Titelfoto © Alexander Rentsch/ FlickrCC

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