Die beste Kamera ist doch eigentlich die, die man am schnellsten zur Hand hat

© Maja Urbanik | EyeEm

Unsere erste Fotomission von "Takeover", unserer gemeinschaftlichen Plattform mit Converse und C/O Berlin, ist vorbei. Gesucht wurden dabei fotografische Interpretationen von urbanen Kontrasten. Maja aus Frankfurt ist Kommunikationsdesignerin, wurde von der C/O Berlin zur glücklichen Gewinnerin gekürt und darf sich unter anderem über kostenlose Converse-Sneaker für ein ganzes Jahr freuen. Bevor wir unsere zweite Fotomission zur Ausstellung "Total Records" starten, haben wir Maja ein paar Fragen gestellt.

Hey Maja, nochmal herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der ersten "Takeover"-Mission. Wie bist du denn zur Fotografie gekommen und wie praktizierst du sie?
Ich bin damit aufgewachsen – mein Vater hat viel fotografiert und hatte ein Fotolabor im Keller. Auf Babyfotos sieht man mich oft mit ausgetrecktem Arm, weil ich die Kamera haben wollte und immer danach gegriffen habe, wenn ein Bild von mir gemacht wurde. Ich hatte auch ziemlich früh schon eine eigene Kamera.

Ich habe es mir längst abgewöhnt, Momente als Fotos festhalten zu wollen. Das geht sowieso nicht. Ich versuche eher, die Atmosphäre einzufangen und interessante Formen, Strukturen und Kompositionen aufzunehmen. Im Moment mache ich auch lieber spontane Fotos, die unterwegs oder zu Hause entstehen als inszenierte- und Studioaufnahmen. Aber es hat beides seinen Platz und seine Zeit und ich würde nicht sagen, dass eines besser ist als das andere.

© Maja Urbanik | EyeEm
Manchmal will ich einfach lieber komplett präsent sein, als Motive zu suchen und Bilder zu machen.

Hast du deine Kamera immer dabei oder legst du sie in bestimmten Momenten auch mal zur Seite?
Eine kleine Kamera hatte ich schon viele Jahre, bevor es Fotohandys gab, immer dabei, das ist einfach Gewohnheit. Oft bleibt sie in der Tasche, aber das ist situationsunabhängig. Manchmal will ich einfach lieber komplett präsent sein, als Motive zu suchen und Bilder zu machen. Wenn ich die Kamera heraus krame, gehört zumindest ein Teil meiner Aufmerksamkeit nicht mehr dem Moment, sondern der Kamera; ich bin nicht mehr beim Hier und Jetzt, sondern beim Bild und verpasse solange den Moment.

Wie fotografierst du lieber: analog oder digital? Und warum?
Digital. Der Hauptgrund ist vermutlich, dass ich inzwischen viel im Bewegtbildbereich arbeite. Die Grenzen zwischen digitalem Film und digitalem Foto sind fließend und ich kann da sehr einfach hin- und herspringen und experimentieren. Außerdem freue ich mich über den technischen Fortschritt in dem Bereich. Handykameras werden immer besser und verbreiteter, wodurch man Einblicke in die Lebenswelt und Sichtweise von Menschen bekommt, die sich sonst eher nicht mit Fotografie beschäftigt hätten. Dabei entstehen auch oft interessante Bilder, die es sonst wahrscheinlich nie gegeben hätte. Ich finde das alles sehr spannend. Aber ich habe lange analog fotografiert und hoffe, trotz meiner Begeisterug für das Digitale, dass analoge Fotografie nie ausstirbt.

Welche Kamera/s benutzt du?
Aktuell benutze ich tatsächlich vor allem die von meinem Smartphone. Die beste Kamera ist doch eigentlich die, die man am schnellsten zur Hand hat. Was nutzt die tollste Kamera, wenn sie im entscheidenden Moment zu Hause im Schrank liegt? Am Handy hat man zwar (noch) nicht so viel Kontrolle über die Einstellungen wie bei einer "ordentlichen" Kamera, aber mit etwas Getrickse geht's. Außerdem sind da noch ein paar Kompaktkameras, Sofortbildkameras und eine 8mm-Filmkamera.

Das Gewinnerbild © Maja Urbanik | EyeEm
Für dieses riesige Projekt hatte ich schon etwas Respekt, aber das Ergebnis ist einfach so hässlich geworden. Und in seiner Hässlichkeit dann wieder irgendwie faszinierend.

Dein Foto zeigt den „Koloss von Prora“ auf Rügen: Kannst du uns mehr zu diesem Foto sagen? Wann hast du es gemacht und warum hast du dieses Motiv fotografiert?
Das war im letzten Sommer, als ich zum Sightseeing mitgeschleift wurde. Ich bin nicht gerne Tourist und war dementsprechend schlecht gelaunt und desinteressiert. Der Koloss von Prora, der am Ende unserer Tour lag, hat mich dann aber umgehauen. Ich war einfach völlig überfordert und weiß eigentlich bis heute noch nicht genau, was ich davon halten und wie ich es einordnen soll. Auf den ersten Blick sieht man natürlich sofort den starken optischen Kontrast zwischen dem ursprünglichen und dem sanierten Teil, aber wenn man sich etwas länger damit beschäftigt, findet man auch Parallelen zwischen den beiden Teilen und Widersprüche innerhalb der Teile.

Die Idee, dort so vielen Menschen Erholung zu ermöglichen, fand ich eigentlich sehr schön, den Nutzen dahinter aber so gar nicht. Für dieses riesige Projekt hatte ich schon etwas Respekt, aber das Ergebnis ist einfach so hässlich geworden. Und in seiner Hässlichkeit dann wieder irgendwie faszinierend.

© Maja Urbanik | EyeEm

Auf deinen Fotos auf EyeEm sieht man oft deine Katze. Wie heißt sie und was ist ihre tollste Eigenschaft?
Sie heißt Leonie, wegen der Flecken, und ist ziemlich klug. Sie jagt nicht den roten Punkt, sondern den Laserpointer.

Die C/O Berlin ist eines der spannendsten Ausstellungshäuser für Fotografie in Berlin. Gibt es etwas ähnliches auch in Frankfurt, das du uns empfehlen kannst?
Ein Ausstellungshaus ausschließlich für Fotografie gibt es in Frankfurt, soweit ich weiß, nicht, dafür aber eins für Film, das deutsches Filmmuseum. Wer die C/O Berlin mag, wird sich wahrscheinlich in der Schirn oder auch im MMK wohlfühlen. Wenn man die Gelegenheit hat, sollte man sich die Rundgänge der Städelschule in Frankfurt und der umliegenden Hochschulen (Offenbach, Mainz, Darmstadt...) mal ansehen – da sind oft beeindruckende Sachen dabei. Aber das Zeitfenster ist leider immer sehr kurz.

Du hast nun für ein ganzes Jahr, monatlich ein neues Paar Converse-Sneaker gewonnen. Musst du deinen Schuhschrank nun ausbauen oder wo bringst du die alle unter?
Das stellt mich tatsächlich vor eine Herausforderung – im Moment stecke ich nämlich mitten in einer großen Entrümpelungsaktion und wollte danach als Minimalist weiterleben. Ich war schon immer ein bisschen neidisch auf Leute, die es schaffen, mit so wenig Besitz auszukommen, dass sie bei Bedarf einfach alles in ein Auto werfen und weiterziehen können. Aber ich mag Converse sehr gerne und habe mich total über den Gewinn gefreut. Ich werde dann also entweder meinen kompletten Schuhbestand durch Converse-Sneaker ersetzen oder ein paar weitergeben und anderen damit eine Freude machen.

Danke, Maja!

Hier kommt ihr zu Majas Fotografien auf EyeEm.

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