Anale Stimulation und Cupcakes – Im Studio bei Sexarbeiterin Pixie

© Matze Hielscher

Meine Eltern sind zu Besuch in der Stadt. Das trifft sich ganz gut, weil ich dadurch meine kleine Tochter an diesem Nachmittag bei ihnen parken kann.

"Wo musst du denn hin?", fragt meine Mutter.
"Na, zur Domina. Hab ich euch doch erzählt."
"Ach so", sagt sie. "Dann pass auf dich auf."

Ich fahre nach Tempelhof, in die Ringbahnstraße. Zwischen Sushi-Laden und einem Geschäft für Pokale steht ein gewöhnliches Wohnhaus. Auch der erste Hinterhof sieht normal aus. Dann folge ich den Schildern durch einen schmalen Korridor und bin überrascht: Der zweite Hof ist ein riesiger Garten. Die Tür zum Domina-Studio Lux ist nur angelehnt, denn Pixie Pee Magic erwartet mich bereits. Ich bin ein bisschen nervös, weil ich mit SM nur wenig am Hut habe, mich aber trotzdem auf die Sache einlassen will.

"Hey Clint", ruft sie aus einem Fenster. "Warte, ich komme in den Garten. Willst du ein Muffin? Ist selbst gebacken."

Pixie ist Ende 20 und kommt aus einem Dorf mit katholischen Werten. Das Kulturwissenschaftsstudium hat sie sich mit Table-Dance finanziert. Auf einer Fetisch-Party merkte sie irgendwann, dass sie sadomasochistische Neigungen hat, die ihr nun als professionelle Domina und Tantra-Masseurin zugute kommen

"Diese Arbeit hier ist sehr kraftvoll", sagt sie. "Es ist schön, diese Kraft positiv für sich nutzen zu können."
"Also machst du es gern?"
"Ja. Es hat sowas Befreiendes. Für mich und für die Gäste."
"Was meinst du?"
"Naja, die meisten sind ziemlich aufgeregt, wenn sie herkommen. Kostet ja auch Überwindung. Aber wenn du hier bist, kannst du ganz loslassen. Dann kümmere ich mich um alles."
"Aber was meinst du mit befreiend?"
"Warst du schon mal gefesselt? Wenn du gar nichts tun kannst, verschwindet auch der Drang, etwas tun zu müssen. Das ist Freiheit durch Beschränkung. Wenn dann die sexuelle Erregung dazu kommt, vergisst du eh alles andere."

Beschränkung + sexuelle Erregung = Freiheit

Sie schiebt mir das Tablett mit den Muffins zu. "Für mich als Aktive wirkt der Job auf andere Art befreiend: Ich liebe es, die Perversion zu zelebrieren."

Ich frage, wie sie Domina geworden ist, ob sie sich bewerben musste.
"Nach dem Studium war ich auf der Suche nach einer beruflichen Veränderung. Mir war klar, dass ich keinen Bürojob wollte. Durch einen Zufall hab ich Johanna Weber kennengelernt, die Gründerin dieses Studios. Ich wusste, dass sie Domina war und erzählte ihr von meinem Interesse an BDSM. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und so kam eins zum andern. Nun arbeite ich selbständig hier und miete mir einen Raum, wenn ich eine Session habe."

Pixie trägt gemütliche Sachen. Stoffhose und ein weites T-Shirt. Doch darunter blitzt weiße Spitze. Während sie spricht, schaut sie auf einen Kalender in ihrem Smartphone.

"Lass uns mal reingehen. Da kommt gleich ein Gast, der muss dich nicht unbedingt sehen"

Es hat sowas Befreiendes. Für mich und für die Gäste.

In unserem Versteck sieht es schon eher nach SM-Studio aus. Schwere Balken an Wänden und Decke, mit Ringen zum Anketten. Ein großes Bett vor einem Spiegel, daneben das "Spielzeug": Peitschen, Teppichklopfer, Nippelklemmen, Gerätschaften, die noch schmerzhafter aussehen.

"Hast du Stammkunden?", frag ich.
"Ja, klar."
"Und baut sich da ein spezielles Verhältnis auf? Ist dir professionelle Distanz wichtig?"
"Hm... Ich verrate zum Beispiel nicht meinen echten Namen. Aber eigentlich will ich die Frage nicht beantworten. Da rutsche ich doch gleich in so 'ne klischeehafte Opferrolle. Von wegen, das arme Ding hat schon Recht, dass es sich gegen die bösen Freier schützt. Die Wahrheit ist aber: 95% der Gäste, mit denen ich SM-Sessions habe sind in höchstem Maß respektvoll und eher zur Selbstkastration als zum Übergriff bereit."
"Das hätte ich einen Krankenpfleger jetzt auch gefragt", verteidige ich mich.
"Ja, aber in unserer Branche wird man nun mal schnell vorverurteilt, da muss ich aufmerksam bleiben." Vielleicht hat sie recht, so zu reagieren.
"Gibt es Menschen in deinem Umfeld, die nicht damit umgehen können, was du machst?", frage ich weiter.
"Bestimmt." Sie zuckt mit den Schultern. "Aber ich merke doch intuitiv, wie mein Gegenüber drauf ist. Und erzähle es nur denen, die offen dafür sind. Übrigens gar nicht so wenige."

Ich merke, dass auch das eine dumme Frage war. Vom Koch oder vom Jockey wollte ich sowas nicht wissen. Warum also von einer Domina? Was will ich als nächstes fragen? Ob sie einen Freund hat und wie der damit umgeht? Es ist offenbar nicht so leicht, aus den Klischees auszubrechen.

"Okay", nehme ich noch einen Anlauf. "Ich bin mal in einer Saufnacht im Puff gelandet, aber kläglich gescheitert. Weil ich die ganze Situation so absurd fand."

Pixie hört mir aufmerksam zu.

"Also, was ich meine, ähm... Wie soll ich mit einer fremden Frau so aus dem Stegreif intim werden? Da muss doch wenigstens ein kleines bisschen Vertrauen da sein. Erlebst du das auch manchmal? Von der anderen Seite natürlich."
"Eigentlich nicht. Erstens kommt hier kaum jemand spontan her. Und vor allem nicht alkoholisiert. Und ich kann mir viel Zeit für ein Vorgespräch nehmen. Damit sich ein Verständnis entwickelt. Außerdem gibt es im SM eine klare Rollenverteilung und damit einen stabilen Rahmen, der dem Gast Halt gibt. Wir spielen hier keine Girlfriend-Experience nach."
"Wissen deine Gäste immer genau, was sie wollen? Oder musst du das manchmal auch selbst rausfinden?"
"Weißt du was?", fragt Pixie. "Lass uns doch mal ein Vorgespräch machen. Dann kannst du selbst schauen, wie's abläuft."
"Okay. Wenn du meinst."
"Ich muss kurz nach draußen. Bin gleich wieder da."

95% der Gäste, mit denen ich SM-Sessions habe sind in höchstem Maß respektvoll und eher zur Selbstkastration als zum Übergriff bereit.

Ratlos bleib ich zurück und frage mich, ob ich das Interview noch retten kann. Ob mir eine Frage einfällt, die keine Stereotype bedient. In dem Moment klopft es und Pixie kommt rein. Sie ist barfuß, trägt nur einen weißen Seidenbody. Um ihren Hals eine goldene Kette mit einem Anhänger: FLEISCH.

"Hey", sagt sie und umarmt mich. "Ich bin Pixie. Schön, dass du da bist."
"Hi... Ich heiße Clint."

Mir wird klar, dass wir uns jetzt in einem Rollenspiel befinden. Ich erwidere ihre Umarmung.

"Du hast am Telefon gesagt, dass du noch relativ unerfahren bist?"
"Ja, also..." Ich entschließe mich mitzuspielen. "Ich hab eine Frau kennengelernt, die steht, glaube ich, auf SM. Ich bin da offen, aber ich will nicht wie ein totaler Idiot dastehen."
"Okay", sagt sie. "Und ist die Frau eher dominant oder..."
"Ja, dominant."
"Hast du denn irgendwelche Vorlieben?"
"Ich weiß nicht. Was würdest du denn jetzt mit mir machen?"
"Von heilender Tantra-Massage mit SM-Elementen bis zu 'Rotkäppchen bestraft den bösen Wolf' ist Pixie Pee Magics Programm breit gefächert", sagt sie. "Frischer Natursekt ist auch im Körbchen."
"Ähm... vielleicht erstmal was ganz klassisch SM-mäßiges, so das Basisprogramm."
"Okay, dann ich stell dich erstmal in die Mitte des Raumes und verbinde dir die Augen."
"Muss ich da nackt sein?", frag ich.
"Grundsätzlich gilt: Du musst gar nichts. Aber ja, ich würde dich auch ausziehen. Oder dich auffordern, dich selbst auszuziehen. Um mir das in Ruhe anzuschauen. Das sieht vielleicht etwas tapsig aus, du siehst ja nichts mir der Augenbinde. Dein Gleichgewichtssinn könnte dir Probleme machen."

Sie mustert mich eindringlich.

"Aber ich helfe dir natürlich. Vielleicht mache ich auch Musik an, zu der du deine Klamotten ganz langsam abstreifen solltest. Mit einem Wiegen in der Hüfte."

Unwillkürlich schau ich an mir hinunter.

"Stehst du auf Schmerzen? Falls nicht, rate ich dir dich anzustrengen." Sie lacht.
"Ähm", sage ich, werde sofort unterbrochen.
"Dann fessle ich deine Hände unter der Zimmerdecke. Und binde deine Eier ab. Quetsche auch mal. Magst du anale Stimulation?"
"Naja...", krächze ich. "Also ich hab zumindest gehört, dass die Prostata sehr... empfänglich sein soll."
"Ja." Pixie nickt konstruktiv. "Ich kann dir ja mal die Beinspreizstange anlegen und dich über den Bock beugen. Und dann ganz sanft von außen nach innen massieren. Und wenn dir das gut tut, schnalle ich mir den hier um, und wir vertiefen deine Erfahrung."

Sie zeigt mir einen schwarzen Dildo, der auf ein Ledergeschirr montiert ist. Möglicherweise sehe ich nur mäßig begeistert aus. Jedenfalls fragt sie kurz darauf:

"Magst du Füße?"
"Ich find Füße schon ganz in Ordnung."
"Fändest du's schön, meine Füße zu lecken?"
"Fändest du das denn schön?"
"Ja, mir gefällt das sehr. Vor allem, wenn sie schmutzig sind."
"Also ich weiß nicht. Irgendwie find ich das komisch."

Langsam komm ich mir wie ein verklemmter Spießer vor. Aber Pixie lacht ohne Spott.

"Ist doch gut, wenn du sagst, was du fühlst. Jedenfalls, wenn ich dich später dafür beschimpfen darf. Möchtest du gedemütigt werden?"
"Wollen das denn viele?", frag ich und merke im gleichen Moment, dass ich damit das Rollenspiel gefährde.
"Ich weiß nicht, ob wir in unserem Vorgespräch über andere Gäste sprechen sollten", sagt Pixie und ich zwinge mich, nun ordentlich mitzuspielen. Sage deshalb ja, als sie nochmal fragt, ob ich Schmerzen mag.
"Gut. Dann machen wir's so: Wenn du nicht schön für mich tanzt, schreite ich mit dem Lederflegel hier zur Hodenbehandlung. Dann leg ich dir ein paar Nippelklemmen an. Oh, die sind ziemlich hart eingestellt, fühl mal. Und dann darfst du dir aussuchen, mit was ich dich schlagen soll. Wenn du's härter magst, würde ich zwanzig mit dem Rohrstock empfehlen. Das zwiebelt schon richtig und wird dann auch rot."

Ich betrachte den Rohrstock.

"Gut, dann haben wir ja jetzt ein kleines Programm zusammen gestellt. Hier hast du ein Handtuch. Komm, ich zeig dir das Bad."

Während ich ihr folge, frage ich mich, wann das Rollenspiel aufhören wird. Nach meinem trottelhaften Verhalten will ich jedenfalls nicht derjenige sein, der es beendet. Pixie schubst mich ins Bad.

"So, hier kannst du dich ein wenig erfrischen", sagt sie. "In fünf Minuten hol ich dich ab und dann beginnen wir mit der Session, okay?"

Ich nicke und schließe die Tür. Dann stehe ich vor dem Spiegel und warte. Fünf Minuten können sehr lang sein...

Hier geht es zu Pixies Website mit ihrem eigenen Blog rund um Sadomasochismus und das schöne Leben.

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