Noch eine Studie, die uns sagen will, wie oft wir Sex haben sollen
Ich habe ja gehofft, dass die Bravo mit ihren lustigen Flirttipps den letzten Artikel in einer Reihe blöder Artikel über Liebe, Sex und Zärtlichkeit geschrieben hat. Dass sie damit endlich einen Schlussstrich unter "gut" gemeinte und schlecht ausgeführte Tipps, die unser Liebes- und Sexleben verschlimmern bessern sollen, gezogen hat. Aber dann kommt das Männermagazin GQ um die Ecke und möchte uns wieder sagen, was richtig und falsch ist.
Eine Studie der Carnegie Mellon University in Pittsburgh hat jetzt nämlich "herausgefunden", dass mehr Sex nicht automatisch zu größerer Zufriedenheit führe bzw. dass weniger Sex in einer Partnerschaft nicht automatisch die Unzufriedenheit der Partner bedingt. Für diese Erkenntnis haben die Forscher 128 Probanden, die verheiratet und heterosexuell sind, in zwei Gruppen aufgeteilt: Die erste bekam keine Anweisung, was ihre sexuelle Aktivität betrifft; die zweite Gruppe sollte doppelt soviel Sex wie sonst haben. Und eben diese Gruppe war nach Ende der Studie nicht etwa glücklicher, sondern sogar etwas weniger zufrieden (womöglich weil sie sich zwingen mussten, mehr Sex zu haben).
Ein Gespräch mit dem Partner hätte sicher auch gereicht
Die GQ schreibt ganz euphorisch dazu: "Wenn du oder dein Partner auf Arbeit Stress hat, ihr mit Problemen in der Familie kämpft oder sonst Probleme im Leben habt, dann lässt der Sex vielleicht nach – aber das bedeutet nicht, dass es in eurer Beziehung nicht läuft." Und: "Zufriedenheit führt zu Sex." Ernsthaft?! Wirklich jetzt? Ein kurzer, reflektierender Realitätscheck und ein Gespräch mit dem Partner hätten da sicher auch gereicht. Aber nein, man muss eine Studie durchführen und die verbreiten, um alle anderen Studien, die behaupten, dass mehr Sex zu mehr Zufriedenheit führe, zu widerlegen. Was kommt als nächstes: Eine Studie, die feststellt, dass kein Sex auch keine Lösung ist?
Die (Irr)Wege der Liebe sind unergründlich und wahrscheinlich wird sie nie jemand verstehen. Muss man sie und ihre Beteiligten deshalb aber ständig totanalysieren, Ratschläge geben und Menschen zur Verzweiflung treiben, weil sie dieser oder jener Erkenntnis nicht entsprechen? Habt doch einfach so viel oder so wenig Sex, wie ihr wollt.
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Titelfoto: © Chris Segedy