Deckert meckert: über den Social-Media-Auftritt der Berliner Polizei

Der allseits beliebten Berliner Polizei ist am Dienstag zur großen Freude aller ein weiterer sozialmedialer Coup gelungen! Nach dem Twitter-Marathon, der im Netz öfter zitiert wurde, als der mittlerweile – völlig zurecht – abgehalfterte Welt-Praktikant, wurde gestern voller Stolz verkündet: An den Brennpunkten Görlitzer Park, Revaler Straße (für die jungen Leute unter euch: Das war früher mal der wahre Technostrich.) und Hasenheide wurden sage und schreibe SIEBEN Drogenhändler inklusive 57 "Szenetütchen" Rauschgifts aus dem Verkehr gezogen! Wer sich schon an dieser Stelle ein "Hihi, gezogen" nicht verkneifen konnte, dem ist vermutlich ebenfalls schon das eine oder andere Gerücht bezüglich polizeilicher Drogenverwahrungsmaßnahmen durch die Ohren geschlittert.

Berlin ist nun endlich drogenfrei

Aber wir kommen vom Thema ab: Herzlichen Glückwunsch, unsere gemütliche Metropole ist hiermit offiziell drogenfrei. Ihr könnt eure ungeimpften Gören wieder von der Leine lassen!

Wer sich nun eine Grundsatzdiskussion über "Null-Toleranz-Zonen", repressive Maßnahmen gegenüber den Schwächsten der Gesellschaft oder ein simpel pointiertes "Na und?!" erhofft, der ist an dieser Stelle falsch. Wir sind hier immer noch im Internet und darum soll es gehen. Denn wer so populistisch undifferenziert im Netz fischen geht, der muss auch einkalkulieren, dass sich der Bodensatz der Meinungsbesitzenden über seine Kommentarspalte erbricht. Und da die Berliner Polizei sich damit schmückt, den bundesdeutschen Neulandstatus längst hinter sich gelassen zu haben, greift hier kein Welpenschutz.

Law & Order in Berlin

Die Debatte, die das aufgehetzte Volk unter der "Erfolgsmeldung" führt, spielt genau der Law-and-Order-Rhetorik der CDU in die Karten, die uns das Leben innerhalb der Rings unnötig erschweren will, um Wählerstimmen an den Randbezirken zu kassieren. Denn schon seit Anwahl präsentiert der aktuelle Innensenator Frank Henkel dem entflohenen konservativen Spießbürgertum Gesetzesentwürfe, die dessen Lebensrealität in keinster Weise tangieren, sondern nur den ungeliebten Schandfleck in der Mitte der Stadt. Unseren Schandfleck.

Auf welche Heldentaten sich der besorgte Bürger wohl als nächstes freuen darf? "3 Spätis in Neukölln am Tage des Herrn zur Schließung gezwungen"?"Mehrere Passenten am Alexanderplatz bei öffentlichen Bierkonsum gestellt"? "Schlange am Watergate wegen Blockade des Fahrradwegs aufgelöst"? Dies und mehr auf den sozialen Medien der Berliner Polizei.


© Titelbild: Berliner Polizei

Buch, Mit Vergnügen, Berlin für alle Lebenslagen
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