What the frack! – Über Risiken und Nebenwirkungen von Fracking

Fast ganz Deutschland schaut nach Brasilien zur Fußball-Weltmeisterschaft, dabei täte ein Blick nach Berlin gerade ganz gut. Kommenden Mittwoch möchte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel im Bundeskabinett einen Gesetzentwurf einbringen, der Fracking auf 80% der Fläche unseres Landes erlauben würde. Das muss nicht sein!

Wenn wir unseren Lebensstandard halten wollen, brauchen wir Energie, ohne Frage. Müssen wir trotzdem versuchen, mit aller Gewalt die letzten Tropfen Öl, Köhle oder eben Gas aus unserer Erde zu wringen? Am Mittwoch soll ein Gesetz vorgestellt werden, das die Förderung von Erdgas durch unterirdisches Aufbrechen des Bodens, dem sogenannten Fracking, in großen Teilen Deutschlands erlauben würde.

Was ist eigentlich Fracking?
Auf klassische Weise wird Erdgas aus einer Art unterirdischer Kammer gewonnen, wo es sich eingeschlossen befindet; meistens ist es Methan. An dieses Gas gelangt man relativ leicht, indem man die Kammer anbohrt und das ausströmende Gas abfängt. Häufig tritt es zusammen mit Erdöl auf. Es gibt allerdings auch Gase, zum Beispiel in Schiefer- oder Tongestein, die sind im Gestein eingeschlossen und an die kommt man nicht ohne weiteres heran, denn durch ein einfaches Anzapfen strömt es nicht in ausreichenden Mengen aus. Mit Hilfe von Fracking – der Methode des hydraulisches Aufbrechen – wurde es möglich, Gas- und Ölvorkommen zu fördern, die in Gesteinsschichten gebunden sind. In das Bohrloch pumpt man Wasser, Sand und zum Teil giftige Chemikalien, die das Gestein unter sehr hohem Druck (bis zu 1.000 bar; ein Rennrad hat etwa einen Reifendruck von 8 bar) aufbrechen und so das Gas ausströmen lassen.

Die wirklichen Risiken können nicht abgeschätzt werden.
Das große Problem hierbei sind die verwendeten Chemikalien. Erstens kennt man Langzeitfolgen nicht, mit denen man bei dem Einsatz rechnen muss. Das Abwasser muss wieder abgepumpt und endgelagert werden – eine weitere große Herausforderung. Außerdem bleibt ein Rest des Abwassers im Bohrloch zurück und sickert dort vor sich hin. Zweitens gibt es keine wirklich klaren Regularien für die Chemikalien. Scheinbar wird von einem Verbot „umwelttoxischer Substanzen“ gesprochen, dieser Ausdruck ist aber mehr als schwammig und kann alles oder nichts bedeuten. Nicht definiert sind nämlich die Stoffe, die nun tatsächlich umwelttoxisch sein sollen. Sickert das Abwasser weiter, so gelangt es in unser Grundwasser. Wollen wir wirklich auf unser Trinkwasser verzichten? Zwar ist Fracking nach dem Gesetzentwurf in Wasserschutzgebieten verboten, Trinkwasser entnehmen wir aber nicht nur dort. Die wirklichen Risiken können nicht abgeschätzt werden.

Lohnt sich Fracking?
Ob sich Fracking lohnt, lässt sich leicht beantworten: Nein. Aus wirtschaftlicher Perspektive mag es vielleicht toll und klasse klingen, dass wir doch noch die letzten Reste fossiler Brennstoffe rauben können und so der Energieknappheit wieder ein Schnippchen geschlagen haben. Nachhaltig finde ich das nicht. Selbst wenn es ökologisch vertretbar wäre, Fracking zu betreiben, kann es doch nicht sinnvoll sein, noch mehr Kohlendioxid in unsere Luft zu pusten. Als hätte sie noch nicht genug!

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Am nächsten Morgen ist Fracking dann weg – nur mal kurz Zigaretten holen.
Für mich viel gravierender ist jedoch der Fakt, dass Fracking diese ewig gestrige Mentalität in unseren Köpfen („Früher war alles besser!“) bestärkt und motiviert. Fracking streichelt euch abends über den Kopf und sagt: „Pschh, alles wird gut, ich bin jetzt für dich da.“ Am nächsten Morgen ist Fracking dann weg – nur mal kurz Zigaretten holen.

Neue Wege haben ihre Chance verdient, wenn sie nachhaltig und durchdacht sind. Deshalb sollten wir auch erNEUerbaren Energien unsere Aufmerksamkeit schenken und nicht darauf hoffen, dass die fossilen Energiereserven, die nun einmal endlich sind, noch für unser kurzes Leben reichen. .

Im Schatten der Fußball-WM sollen keine Gesetze durch gewunken werden können.
Das dachte sich auch campact und möchte nächsten Mittwoch vor der Sitzung des Kabinetts unserem Wirtschaftsminister eine Liste mit Unterstützerinnen und Unterstützern präsentieren, die sich klar gegen jegliches Fracking in unserem Land aussprechen. Campact möchte zeigen, dass im Schatten der Fußball-WM keine Gesetze durchgewunken werden können, wie es ja scheinbar gern gemacht wird. Ich unterschreibe wirklich ungern Petitionen jeglicher Art und bin jedes Mal hin und her gerissen – im Angesicht der knappen Zeit bis Mittwoch fällt mir allerdings auch kein besseres Mittel für schnelle Aufmerksamkeit ein.

Hier könnt ihr virtuell unterschreiben. Bis Mittwoch müssen mindestens 100.000 Menschen daran teilgenommen haben. Ihr und eure Freunden können ein Teil davon sein. (Auf dem campact-Blog findet ihr noch einmal den eigenen Aufruf zur Petition)

Früher war nicht alles besser, sondern zukünftig wird alles besser!


Update 25.06.2014: Süddeutsche.de berichtet heute, dass die Fracking-Pläne der Regierung gar nicht existierten.

Update 07.05.2015: Die Fracking-Pläne der Regierung sind mittlerweile real, denn heute wird im Bundestag darüber debattiert, wie u.a. Focus berichtet.)

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Titelfoto: © WWF
Fracking Glas: © Toban B
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