REISEVERGNÜGEN – Work and Travel in Neuseeland

Wenn einen das Fernweh packt, verliert man sich gern in Bildern von fernen Ländern und anderen Kulturen. Manch einer lässt seinen Träumen Taten folgen, packt seinen Koffer und zieht los in die große, weite Welt. Zum Beispiel in das Land, das am weitesten von Deutschland entfernt liegt: Neuseeland. Aotearoa, das Land der großen Wolken. Laut der Maori, den Ureinwohner des Landes, erschuf Gott die Welt und stellte fest, dass dort im Pazifik noch Platz für zwei Inseln war. Also nahm er von allen Kontinenten das Schönste und formte daraus Neuseeland. Wenn man einmal dort gewesen ist, klingt die Legende gar nicht mal so blöd.

Australien und Neuseeland sind beliebte Ziele für Backpacker. Und da sich bei so viel Schönheit und der weiten Anreise ein längerer Aufenthalt sehr lohnt, bietet sich Work and Travel besonders gut an. Wir haben ein Tipps und Inspirationen für eure nächste Reise nach Neuseeland.

IMG_4098
Cook's Cove

Jeder Zeitpunkt ist gut

Wie viele andere Schüler hatte ich mir in den Kopf gesetzt, nach dem Abi erstmal loszuziehen. Damals sagte jeder zu mir "Jetzt oder nie!" und natürlich war der Zeitpunkt gut. Aber auch jeder andere Zeitpunkt ist gut. Ich habe Menschen getroffen, die ihren gut bezahlten Job gekündigt oder ihr Studium unterbrochen haben, um reisen zu gehen. Klar erfordert diese Entscheidung mehr Mut, aber davon sollte man sich nicht abhalten lassen.

IMG_4435
Gisborne

Australien oder Neuseeland?

Viele Menschen werfen Neuseeland und Australien in einen Topf. Dabei sind beide Länder völlig unterschiedlich: Größe, Klima, Mentalität, Landschaft.

Neuseeland ist sehr klein und abwechslungsreich. In kürzester Zeit kann man viel sehen. Das Klima ist eigentlich sehr europäisch und die Landschaft ist atemberaubend! Man kann an Stränden entspannen, auf Berge steigen, in glasklaren Seen schwimmen und durch Wälder à la Herr der Ringe wandern. Die Städte sind verhältnismäßig klein und ruhig, aber wer suchet, der findet und Partys gibt es vor allem in den Hostels reichlich. Die Neuseeländer sind wahnsinnig herzliche Menschen, lieben Rugby, ihr Land und respektieren die Maori.

Australien ist riesengroß. Wenn man dorthin will, muss man sich auf lange Roadtrips einstellen, die einen durch Wüstenlandschaften führen, aber auch entlang wunderschöner Küsten. Australien hat tolle Strände zu bieten, ist aber weniger abwechslungsreich als Neuseeland. Das Klima ist tropisch, außerdem gibt es größere Städte mit besseren Ausgehmöglichkeiten.

IMG_8230
Cathedral Cove Track

Reisezeit und Klima

Ich bin damals dem deutschen Herbst entflohen, denn genau, wenn es bei uns kälter wird, rückt in Neuseeland die wärmere Jahreszeit ein (Weihnachten bei 30 Grad am Strand!). Im Norden ist es meistens warm, auch im neuseeländischen Winter waren es in Auckland noch um die 15 Grad. Je südlicher man kommt, desto kälter wird es. Im Süden kann man ab Juni schon Wintersport betreiben.

IMG_5783
Westküste der Südinsel

Das Visum

Mit dem Working-Holiday-Visum habt ihr die Erlaubnis, in Neuseeland zu arbeiten, um eure Reise zu finanzieren. Das Visum könnt ihr im Alter von 18 bis 30 Jahren beantragen. Bei der Einreise müsst ihr 4200 NZ-Dollar (ca. 2500€) und den Nachweis einer Rück- oder Weiterreise vorweisen können. Falls ihr noch kein Rückflugticket gebucht habt, solltet ihr entsprechend mehr Geld zur Verfügung haben. Auch wenn ich bei meiner Einreise keinen Kontoauszug vorzeigen musste, sollte man in jedem Fall das Geld haben, um die ersten Monate notfalls auch ohne Job auszukommen. Das Visum bekommt man nur ein Mal im Leben und gilt zwölf Monate. Hat man drei Monate als Erntehelfer gearbeitet, kann das Visum um weitere drei Monate verlängert werden. Hier könnt ihr das Working-Holiday-Visum beantragen. Hier findet ihr mehr Infos.

Wenn ihr das Land nicht länger als drei Monate bereisen wollt, braucht ihr kein Visum. Solltet ihr einen Aufenthalt planen, der länger als drei Monate dauern soll, könnt ihr das Besuchervisum beantragen. Das gilt für neun Monate, man darf jedoch nicht gegen Bezahlung arbeiten.

IMG_5532
Westküste der Südinsel

Arbeiten

In Neuseeland gibt es einen Mindestlohn von 14,25 NZ$ pro Stunde. Viele Backpacker arbeiten als Erntehelfer, in Fabriken oder kellnern in Restaurants. Je nach Saison ist es mal mehr, mal weniger schwer, eine Arbeit zu finden. Wenn ihr einen Job sucht, reist am besten an die Orte, wo gerade die Hauptsaison beginnt. So sind beispielsweise Orte wie Gisborne, Napier und Blenheim bekannt für ihre Weinbaugebiete. Oder ihr sucht euch Arbeit in eher touristischen Gebieten, wie Queenstown im Winter oder Mount Maunganui im Sommer.

Deutsche sind allgemein beliebt bei Arbeitgebern, da sie als sehr zuverlässig gelten. Leider habe ich arbeitstechnisch einige schlechte Erfahrungen gemacht, da die Bezahlung eher schlecht war. Natürlich ist das nicht der Regelfall, ihr solltet jedoch geduldig sein und vorher möglichst viel Geld ansparen. Viele Jobs sind körperlich anstrengend, machen aber mit netten Kollegen sehr viel Spaß. Schließlich arbeitet man meistens auch nur für ein paar Wochen.

IMG_4484
Vineyard nahe Blenheim

In fast allen Hostels gibt es schwarze Bretter, an denen Jobanzeigen aushängen. Viele andere Backpacker arbeiten auch schon und können euch vielleicht einen Job vermitteln, hört euch einfach um. Außerdem könnt ihr direkt in Hotels, Restaurants oder Bars nachfragen, ob sie jemanden brauchen. Viele Unterkünfte bieten auch "Work for Accomodation" an, das heißt, dass ihr jeden Tag für ein bis zwei Stunden putzt und dafür kostenlos dort wohnt. Eine Alternative zur bezahlten Arbeit ist Wwoofing. Das bedeutet, dass man auf einer Farm unterschiedliche Arbeiten verrichtet und dafür dort kostenlos schlafen und essen darf.

Seasonaljobs, Seek, Trademe und Backpackerboard gehören zu den bekanntesten NZ-Websites für die Jobsuche.

Zur allgemeinen Vorbereitung und Organisation gibt es tolle Blogs und Foren, die man nach weiteren Tipps durchforsten kann, zum Beispiel Reisebine, Ganz rechts unten, Work Travel NZ oder Kiwi Quest

Organisation vor Reiseantritt

Eigentlich kann man seinen ganzen Trip eigenverantwortlich planen. Organisationen, die für euch die komplette Planung übernehmen, finde ich persönlich überflüssig. Hier sind die Dinge, die ihr, abgesehen vom Visum, noch bedenken müsst.

Reisepass & Auslandsführerschein
Besorgt euch früh genug einen Reisepass und, falls ihr euch den Linksverkehr zutraut, einen Auslandsführerschein.

Kreditkarte
Eine Kreditkarte ist immer von Vorteil. Meiner Meinung nach hat die DKB dafür das beste Angebot.

Flug
Checkt auf jeden Fall über einen längeren Zeitraum die Preise und bucht nicht zu kurzfristig. Vergleicht Preise und versucht, flexibel zu bleiben. Suchmaschinen wie Skyscanner sind dabei eine große Hilfe. Wegen der starken Zeitverschiebung steht euch mit ziemlicher Sicherheit ein ordentlicher Jetlag bevor. Meine Empfehlung: Legt einen Zwischenstop ein, so umgeht ihr eine zweitätige Reise, könnt euch etappenweise an eine neue Zeit gewöhnen und lernt nebenbei noch eine andere Kultur kennen. Ich habe hinzu für acht Tage Halt in Bangkok gemacht, rückzu in Singapur.

Auslandskrankenversicherung
Die wichtigste aller Versicherungen. Vergleicht einfach verschiedene Angebote und sucht im Internet nach Empfehlungen. Mein Tipp: Care Concept. Informiert euch außerdem, ob eure Haftpflichtversicherung ausreichend lang im Ausland greift und überlegt, ob ihr eine Reiserücktritts- und Gepäckversicherung abschließen wollt.

Buchung für die erste Unterkunft
Muss zwar nicht sein, macht eure Ankunft aber deutlich entspannter.

Koffer oder Rucksack?
Überlegt euch, womit ihr lieber reisen wollt. Ich persönliche finde Rucksäcke praktischer und habe mich für einen Lowe Alpine Trekkingrucksack entschieden. Geht am besten in einen Outdoorladen wie Globetrotter, denn dort könnt ihr die Rucksäcke ausprobieren. Entscheidet weise und spart nicht zu sehr daran, denn das Baby wird euch monatelang begleiten und muss auch mit 20kg noch gut tragbar sein.

Reiseführer
Internet hin oder her, kauft euch einen Reiseführer! Ich habe neun Monate lang den dicken Lonely Planet mit mir herumgeschleppt und es nie bereut. Wer aber doch keine Lust auf das Extra-Gewicht hat, kann sich Guides aufs Tablet oder Smartphone laden.

IMG_8065
Whitianga

Organisation nach der Ankunft

Konto
Wenn ihr im Land arbeiten wollt, solltet ihr euch ein Konto anlegen. Das kann man bei der Kiwi Bank ganz unkompliziert machen. In Auckland habe ich mir spontan einen Termin geholt. Wenige Tage und ein nettes Gespräch später war ich in Besitz eines kostenlosen Kontos.

Steuernummer
Zur Arbeit gehört es leider auch, Steuern zu zahlen. In jeder Postfiliale könnt ihr die Steuernummer ("IRD-number") beantragen.

Handykarte
Ebenso simpel ist es, sich eine Prepaidkarte zuzulegen. Auch hier ist es am sinnvollsten, gleich in einen Laden zu gehen. Empfehlenswert ist 2degrees.

Auto
In Neuseeland lohnt es sich, ein Auto kaufen. Vor allem, wenn man nicht allein reist und sich die Kosten teilen kann. Auf den Car Markets in Auckland wurden wir jedoch ziemlich abgezogen. Geduldet euch also bei der Autosuche, gebt lieber etwas mehr Geld aus und überprüft alles ganz genau bzw. sucht euch Hilfe z.B. in einer Werkstatt oder bei anderen Backpackern, die vielleicht mehr Ahnung haben. Natürlich könnt ihr auch mit dem Bus fahren, per Anhalter oder per Carsharing.

IMG_2690
Südlichster Punkt der Südinsel im Catlins Nationalpark

Meine Neuseeland-Höhepunkte 

Hier ist eine kleine Auswahl meiner Lieblingsorte in Neuseeland, um euch einen Eindruck von der Schönheit des Landes zu verschaffen. Dabei ist die weder in Worte, noch in Bilder zu fassen.

IMG_9009

Mount Maunganui im Frühling, bevor die Touristen einströmen. Den Mount besteigen, nachts auf den Straßen am Meer longboarden und im liebevollsten und best gelegenen Hostel wohnen: Mount Backpackers.

IMG_8139

Cathedral Cove ebenso im Frühling. Spaziergang mit Blick aufs Meer und durch grüne Waldabschnitte zu einem tollen Strand. Dem Musiker Macklemore ist der schöne Ort auch schon bekannt (siehe Can't Hold Us).

IMG_7738

Wellington, die kleine, aber sehr feine Hauptstadt. Ein Besuch im Museum Te Papa Tongarewa ist auf jeden Fall lohnenswert (und kostenlos!). Außerdem gibt es viele Ausgehmöglichkeiten und alles mit freiem Eintritt!

IMG_9001

Unberührte Natur im Abel Tasman National Park. Kanu ausleihen und auf dem Meer rumschippern.

sealfinal

Wainui Bay am Rande des Abel Tasman National Park. Nach einem Fußmarsch gelangt man an einen einsamen Strand und kann, wenn man Glück hat, mit Babyrobben schwimmen.

paraglidefinal

Queenstown, wundervoll zu jeder Jahreszeit. Must Do: Paragliding, Skydiving oder Bungeejumping, feiern gehen und bei Fergburger den besten Burger eures Lebens essen!

IMG_4083

In Glenorchy erlebt man Natur pur, Ruhe, Einsamkeit und für die Gemütlichen gibt es einen super einfachen, aber wunderschönen Walk.

IMG_2981

Catlins Nationalpark einmal mit dem Auto abfahren und an jedem Wasserfall, Viewpoint und Leuchtturm anhalten.


Fotos: © Cindy Dessau

Noch mehr Fotos und NZ-Tipps gibt es in diesem Reisevergnügen.

Zurück zur Startseite