REISEVERGNÜGEN – Brandenburg

© Katrin Gewecke

Freitag, 15 Uhr. Ein ziemlich guter Zeitpunkt, um dem Büro den Rücken zu kehren. Nach Wochenende fühlt es sich mindestens seit zwei Stunden an, am Schreibtisch nach mindestens 25 Grad und im Kopf nach mindestens 30 Kilometer Distanz. Beste Voraussetzungen für eine kleine Auszeit.

"Ich packe meine Sachen und bin raus, mein Kind."

So großartig die Stadt ist, wenn es Frühling wird, so großartig ist es, wie schnell man sie verlassen kann. Berlin hat 10 U-Bahnen und mehr als 20 S-Bahnen und fast alle enden irgendwo da, wo Brandenburg anfängt. 45 Minuten und 3,20 Euro bis an die Peripherie. Und dann ist man wirklich raus.

"Direkt überm Boden fängt der Himmel an, und wär' ich dort, dann würd' ich wetten, dass ich ihn erreichen kann."

Bei einem Wochenendausflug nach Brandenburg lässt sich Fernweh mindestens genauso gut stillen wie bei einem Trip nach Rom oder Budapest. Ist halt nicht so viel los da – dafür aber ziemlich erholsam. Raus fahren geht mit der BVG genauso gut wie mit dem Auto oder mit dem Brandenburg-Ticket der Bahn. Und egal, in welche Richtung man fährt, man kann sich an weiten Feldern, Wiesen und Wasser sattsehen. Ciao Hektik, hallo Entspannung.

"…fahr gerade über Land, es wird gerade mal hell, spüre Freiheit in mir, denk, das ging aber schnell."

Brandenburg hat über 3.000 Seen und mehr als 30.000 Kilometer Flussläufe – und zahllose Möglichkeiten, das auszukosten: Mit dem Kanu, Floss oder Motorboot oder gleich mit einem ganzen Bungalow in See stechen – wer will, kann tagelang auf dem Wasser unterwegs sein. Oder auf dem riesigen Wander- und Radwegenetz durchs Land ziehen; auf regionalen Routen an der Oder, Spree und Dahme entlang oder auf den Fernradwegen direkt bis an die Ostsee oder nach Kopenhagen weiterfahren. Im Schlaubetal oder in der Schorfheide wandern oder einen der alten Brandenburger Pilgerwege ablaufen. Und zwischendurch: Den besten Platz fürs Picknicken reservieren, in urigen Gasthöfen und kleinen Hofcafés Halt machen oder in einem der umliegenden Gutshäuser echte Brandenburger Landküche genießen. Im Frühjahr den Spargel gleich direkt in Beelitz essen und im Sommer die Erdbeeren selbst vom Feld pflücken. Und am Abend draußen am Lagerfeuer sitzen und merken, dass Entfernung manchmal ziemlich relativ ist.

"Also hau ich ab mit Sack und Pack, und pack ein paar meiner Sieben Sachen, die ich hab."

Wer der Stadt mal kurz den Rücken kehren will, findet in Brandenburg zahllose Ausflugsmöglichkeiten. Und viele besondere Urlaubsorte, an denen man sein Basislager aufschlagen kann. Orte, die von den Inhabern mit viel Herzblut gestaltet und für Fremde geöffnet wurden. Orte, an denen man den Großstadt-Hype vergessen und von denen man sonntagabends so entspannt zurückkommen kann, als wäre man viel länger weg gewesen.

Berlin macht sehnsüchtig nach solchen Orten, auch wenn man das manchmal erst merkt, wenn man die Stadt schon verlassen hat; wenn man an den Endstationen aussteigt und merkt, dass die Luft anders riecht und das Stadtrauschen nicht mehr da ist. Was Berlin (zu) viel hat, hat Brandenburg wenig. Aber nach der Stadtgrenze gehts noch weiter. Da geht noch was. Etwas, das einen anderen Mehrwert hat als der 24-Stunden-Späti um die Ecke und die nächste neue Bar im Kiez; ein Stückchen Freiheit direkt vor der Haustür.

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Der Text und die Fotos kommen von Katrin Gewecke. Katrin betreibt den Blog „Liebling Brandenburg“ – und die dazugehörige Facebook-Seite–, auf dem sie jeden Monat einen Urlaubsort rund um Berlin vorstellt.

Zitate: Thomas D, Rückenwind

 

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