MODEVERGNÜGEN #83 – Modemagazine

© Ann-Kathrin Grebner

Für diese Ausgabe haben wir die Modemagazine dieser Welt unter die Lupe genommen, zumindest einen kleinen Teil davon, uns durch die Massen von unterschiedlichen Ausgaben gestürzt, geblättert, gelesen, Bildchen angeschaut, uns gewundert, ab und zu auch ein bisschen geärgert und letztendlich doch ein paar tolle Fundstücke ins Regal stellen können. Welche das waren und warum Modemagazine auch heute noch wirklich wichtig sind und immer wichtiger werden, verraten wir euch heute im Mode... eh’ Magazinvergnügen.

Inspiriert von einer Diskussion der Veranstaltungsreihe Tinta la Casa im Reading Room habe ich mich auf die Suche nach guten und lesenswerten Modemagazinen gemacht und mir dabei die Frage gestellt, ob wir Magazine, zumindest die Printversionen, noch brauchen und warum wir meistens doch lieber das MacBook aufklappen und schnell mal eben nebenbei ein paar Bilder, Trends und Klamöttchen konsumieren. Da ich es ganz genau wissen wollte, habe ich mir ein paar Insidertipps von Kati Krause geholt, Co-Founder der Tinta la Casa und Communications Manager bei Etsy. Eine also, die es ganz genau wissen muss.

Was Kati zum Thema Modemagazin sagt: „Modezeitschriften spielten im vergangenen Jahrhundert eine wichtige Rolle in der Förderung der Fotografie und einzelner herausragender Fotografen. Diesen kulturellen Anspruch haben sie jedoch weitgehend verloren, was ich sehr schade finde. Es scheint, mit einigen wenigen Ausnahmen, würden zeitgenössische Modemagazine nicht für den Leser sondern für die Anzeigenkunden geschaffen. Es fehlt Mut, und am Ende sehen 90 Prozent der Zeitschriften gleich aus. Modemagazine, Modeausgaben und Modestrecken spielen gerade dank der Anzeigenkunden weiterhin eine wichtige Rolle: Über diese können Magazine andere Inhalte und journalistische Arbeit finanzieren, die für Marken viel weniger attraktiv sind, und sie können Leser unter dem Vorwand leicht verdaulicher Bilder ködern, um ihnen dann noch etwas Kluges mitzugeben. Davon abgesehen bin ich zuversichtlich, dass die Kürzung der Anzeigenbudgets auch im Modesektor dazu führen wird, dass in Zukunft wieder mehr für den Leser geschaffen wird – denn wo erstmal nichts zu holen ist, da kann man der Kreativität ja freien Lauf lassen.“

 Katis Top 3 Modemagazine:

1. Vestoj - The Journal of Sartorial Matters, die so etwas wie ein sozialwissenschaftlich-philosophisches Modejournal ist und sich sehr klug und kritisch mit interessanten Aspekten der Mode und der Modeindustrie auseinandersetzt (auch enthält sie, ganz absichtlich, keine einzige Anzeige).
2. Candy - The First Transversal Style Magazine, weil die Fotografie umwerfend ist und die Thematik originell und wichtig. Und natürlich.
3. The Gentlewoman, weil es ihr gelingt, durch Porträts kluger, interessanter Frauen die Substanz vor den Stil zu setzen – und das trotz der unbestreitbaren Eleganz der Modestrecken!

ReadingRoom_Vestoj

 

Ich kann euch diese Profi-Empfehlung nur ans Herz legen. Denn wir brauchen die Printmagazine und das mehr als zuvor. Völlig unabhängig vom wirtschaftlichen Aspekt können wir durch den Konsum von Printmagazinen kurz dem Alltag entfliehen. Wir leben in einer Zeit, in der wir den digitalen Medien täglich ausgesetzt sind. Informationen sind immer präsent und man nimmt sie oft leider nur beiläufig auf. Umso schöner ist ein Magazin aus echtem Papier, für dessen Kauf man sich bewusst entscheidet, ein wenig durch die Buchhandlung läuft, kurz mit der netten Verkäuferin redet. Man trägt seine "Beute" nach Hause und kann es sich mit einem schönen Tee und dem Magazin gemütlich machen. Man riecht und fühlt das Papier und beschäftigt sich bewusster mit den schönen Bildern und dem geschriebenem Wort. Hinzu kommt das "Haben-wollen-Gefühl", denn hochwertige Magazine werden echte Sammlerstücke. Für mich gibt bzw. gab es eigentlich nie etwas Schöneres, als mir am Wochenende ein tolles Modemagazin, wie die Vestoj oder die britische Vogue, aus dem Regel zu ziehen und mich inspirieren zu lassen.

10 Modemagazine für das Regal und zum dran riechen: 

1. Andy Warhols Interview Magazin
2. I Love You Magazin
3. Sleek Magazin
4. Candy - The First Transversal Style Magazine
5. The Gentlewoman
6. Self Service Magazin
7. Harper's BAZAAR Magazin
8. Purple Fashion
9. Inventory Magazin
10. V Magazin

Mein Tipp für die Berliner Regentage: Einfach mal wieder auf die Suche nach dem eigenen Lieblingsmagazin machen, damit auf der Couch verkriechen, blättern und losschmökern. Also schaut einfach mal bei Do you read me?! in der Auguststraße 28 vorbei oder kommt zur nächsten Lese- und Diskussionsrunde von Tinta la Casa in den Reading Room und holt euch ein paar Tipps ab.

ReadingRoom2

Zum Weiterlesen: Ein paar weitere tolle Empfehlungen und die lebendige Diskussion der Tinta la Casa Runde zum Thema Modemagazine mit Lisa Feldmann, verantwortlich für die deutsche Ausgabe von Andy Warhols Kultmagazin Interview, Christiane Bördner, Art Dirketorin und gleichzeitig Gründerin des Modemagazins I Love You und Mario Lombardo, der hauptverantwortlich die Magazine des Kaufhauses Kadewe, des Juweliers Wempe und das Kunst- und Modeheft Sleek betreut, findet ihr hier.

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