MODEVERGNÜGEN #81 – Ja, ich gucke Fashion Hero!

Jeder spricht drüber, jeder weiß Bescheid, aber natürlich schaut es niemand. Niemals, nein! Wer macht schon den Fernseher an oder holt das MacBook raus, um Fashion Hero auf ProSieben zu gucken? Eben. Aber: Ich hab's gemacht. Und ich stehe sehr öffentlich dazu. Dazu muss man sagen: Matze und Pierre haben's auch gesehen, aber die haben ja keine Modekolumne. Jeden Mittwoch um 20:15 Uhr geht es los, die derzeit größte und aufwändig produzierte Home-Shopping-Show in der deutschen Flimmerkiste. Was ich davon halte? Im ersten Moment so mittelviel.
fashionhero2QuelleProSieben

90 Minuten lang läuft Claudia Schiffer Extrarunden und redet und redet, doch laut Quoten scheint auch das leider nicht so richtig was zu bringen. Aber ich muss ja erst mal erklären, worum es geht. Guckt ja niemand außer mir. Das Konzept: 21 junge, teilweise bekannte, talentierte, weniger talentierte Modedesignerinnen und -designer dürfen in einer Show ein Outfit zeigen, das sie zuvor entworfen und von SchneiderInnen zusammennähen lassen haben. Das wird dann nach einer kleine Catwalk-Einlage vor der Jury bestehend aus Anne Rech von ASOS, Petra Winter von s.Oliver und André Maeder von Karstadt bewertet. Die Vertreter der Händler geben entweder ein Angebot für das jeweilige entworfene Outfit ab oder nicht. Das höhere Angebot gewinnt den Zuschlag und darf das Outfit verkaufen. Die Kandidaten kommen nur mit einem Angebot weiter. Selbst entscheiden, ob sie überhaupt zu dem jeweiligen Händler wolen, dürfen sie nicht. Aber gut, ist ja auch 'ne Fernsehshow. Garniert mit drei Mentoren, darunter auch Claudia Schiffer, die angeblich für emotionale Unterstützung sorgen sollen, aber eigentlich keine Funktion haben außer lustig auszusehen und ausnahmslos jedes Outfit gut zu finden.

Und schon die Besetzung der Jury macht eins deutlich, hier geht es nicht um die Kunst des Modedesigns sondern um die Masse, der das Produkt gefallen soll. Ist ja auch Massenfernsehen. Denn wenn ein Angebot erfolgreich abgeben wurde, ist das Kleidchen oder das neue Top direkt am nächsten Tag online erhältlich. Kaufen, kaufen, kaufen steht im Fokus. Bei Asos und Karstadt hat das nach den letzten Folgen sogar schon die Websites lahm gelegt. Dass das Format die reinste Dauerwerbesendung ist, ist somit auch klar. Aber man darf eines nicht vergessen: Für junge Designer ist es wirklich schwer im Mode-Tamtam in Deutschland Fuß zu fassen, sich einen Namen zu machen, geschweige denn ihre Kollektionen an Investoren oder Unternehmen zu verkaufen, um mit der Produktion starten zu können. Fashion Hero bietet den Jung-Designern also dennoch eine Plattform sich und ihre Mode zu präsentieren. Aber will man das? Das ist eine ernst gemeinte Frage.

Denn leider bleibt die Ernsthaftigkeit der Jury-Bewertung komplett auf der Strecke. Die Mentoren finden alles super, die Händler unterscheiden zwischen "zu speziell" oder "verkäuflich". Größer ist die Range der Kommentare meistens nicht. Macht man aber den Ton aus und kommentiert die Outfits selbst, kann es doch ganz lustig sein.

Damit ihr wisst, wovon ich rede, hier ein paar Fashion Hero Outfits. Die Preise sind sehr günstig, doch leider schlägt sich das vermutlich in den Materialien nieder. Und wo genau und unter welchen Bedingungen hier produziert wurde, wird natürlich auch nicht verraten. Schade!

Die Designerinnen Jile und Jale lieben es bunt und blumig, ich auch:

asos.de5

Und ein feines Design von Rayan Odyll. Ein Kurzmantel mit schicken Details, passend zum warmen Herbstwetter:

Mantel_Karstadt3

Als Abklatsch von Project Runway hängt sich Fashion Hero für meinen Geschmack wirklich zu sehr in die Verkaufe und zu wenig in die Hintergründe des Modegeschäfts. Aber gut. Massenfernsehen. Also Ton abdrehen oder selber machen. Ich wüsste ja auch schon, wer von unseren Herren sich ganz gut in der Mentorenrunde machen würde... Hüstel... Matze? Pierre?... Aus- äh, anziehen!

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