40 DAYS OF EATING #30 – "Katerschmaus" im Fame
Kinderfreundlich, datefreundlich, hundefreundlich und natürlich auch katzenfreundlich – im Kater Blau am Holzmarkt hat das Fame seine Holztüren eröffnet und bietet mit dem Katerschmaus eine perfekte, deliziöse Grundlage für den anschließenden Partyabend.
1. Maria, erzähl von deinem Tag.
Was heute das Berghain ist, also kulturell betrachtet, war früher mal die Bar25. Bar25, das war eine Lebenseinstellung, das war sogar eine Lebensweise, denn wenn man hier wirklich alles an Unterhaltungsprogramm mitgenommen hat, konnte man sonst vom Leben nicht mehr so viel mitnehmen. Kurz: Man hat nicht nur die Bar25 gelebt, sondern auch in ihr. Trendtechnisch schon immer ein wenig hinterher, habe ich die Bar25, welche später das Kater Holzig wurde, erst im letzten Jahr ihrer Existenz kennengelernt und war auch das eine oder andere Wochenende da. Aufgrund fieser, mieser Städteplaner und Unternehmerhaie (Spreeufer für alle, oder eben für die, die am Türsteher vorbeikommen), musste die Bar wandern: Den Umzug auf die andere Flussseite habe ich dann wieder ausgelassen. Genug ist genug.
2. Wo habt ihr heute gegessen?
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Die Karte nimmt neben uns auf einem Stuhl Platz, ist übersichtlich, aber liest sich durchaus lecker. Ich will eigentlich kein Tatar bestellen, aber der Rest ist mir heute zu mächtig. Erstmal Käffchen. Wir beschließen, viele, verschiedene Beilagen zu bestellen, sie wie Tapas auf dem Tisch zu platzieren und alle einen anderen (fleischigen) Hautgang zu wählen. Bei mir eben das Tatar als Hauptgang, in groß (ist aber gar nicht so groß, also bestellt ruhig ein großes). Die Küche hier ist, ganz im Gegensatz zu dem eher budenmäßigem Ambiente, spitzenmäßig und hier lässt man es sich gutgehen. Die Partygemeinde von einst ist erwachsen geworden und möchte, genau wie wir jetzt, nicht mehr die Currywurst of shame nach der Disco essen, sondern einen tollen Abend mit exzellenter Küche genießen. Danach kann man ja immer noch im benachbarten Club feiern gehen (wenn der Babysitter da mitspielt und noch drei Stunden länger auf die daheimgebliebene Brut aufpasst).
4. Wie ist der Service dort?
Wunderschön natürlich und kitzelig am Bauch.
5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?
Früher war die Bar25 ja erst nur ein kleiner Schuppen mit einem Campingtisch als DJ-Booth. Seitdem expandiert das Unternehmen stetig, wechselt des öfteren Lokalität, Spreeseite und Namen, ist im Kern aber immer die alte Bar25 geblieben. Man erkennt sie noch hier und da, so wie wir noch die eingewachsenen Holzsplitter der früheren Bretterbuden unter unserer Haut erahnen können.
6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?
Von in die Jahre gekommenen Partyhasen bis schicken Businessleuten: Hier wird fein gefuttert und an der Bar gerne noch etwas getrunken. Die Bardame bekommt von uns Liebesbriefe zugesteckt. Um uns herum wuselt mindestens ein Hund – die Stimmung ist sehr angenehm professionell und trotzdem locker.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierherkommen und warum?
Hier ist es kinderfreundlich, datefreundlich, hundefreundlich und natürlich auch katzenfreundlich. Wer sich jedoch daran stört, dass die Serviceleute keinen Fliege tragen und sich noch mehr daran stört, dass der Nebentisch besagtem Servicepersonal gerne mal Bauch und Wuschelmähne wuschelt, der ist in einem eher klassisch ausgerichtetem Restaurant besser aufgehoben.
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Wir haben heute weniger geredet, vielmehr sind wir gehüpft – zur Bar, mal raus, mal hier und mal da hin und natürlich haben wir auch wieder mit Nachbartischen angebandelt.
9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?
Sophia steht auf Lamm und die Schippentaktik funktioniert auch bei ihr.
10. Das Beste an diesem Essen...
Unbedingt das Kartoffelgratin probieren. Dass kann man ganz pfiffig als Beilage überall hinzu kombinieren.
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Erwachsenenspielplatz bleibt Erwachsenenspielplatz. Hier gibt es nicht nur Beschäftigung für die Augen, auch der Gaumen und die Ohren (Mucke, is klar) kommen voll auf ihre Kosten. Da muss man seiner Jugend echt auch mal so gar nicht hinterher trauern. Im Osten heißt Gratin übrigens "Grateng".
1. Sophia, erzähl von deinem Tag.
Eigentlich habe ich ja total viel zu tun. Eigentlich. Heute schiebe ich aber eher eine ruhige Kugel, ich beschäftige mich hauptsächlich mit Orgakrams und mit einem ausgiebigen Nickerchen. Ist fast schon unnormal, wie viel ich in letzter Zeit schlafe. Außerdem auf dem Programm: morgendliches Abhängen mit dem nasenlosen Hund auf dem Tempelhofer Feld. Ich begehe sogar eine Ordnungswidrigkeit: Das Wetter ist heute so mies, dass es keine beräderten Menschen auf dem Feld gibt und ich somit den Hund einfach mal ohne Leine laufen lasse. Hund flippt komplett aus, kann sein Glück gar nicht fassen und fetzt über das komplette Feld. Könnte das Vieh vor Freude singen, ich bin mir sicher, es würde jetzt ein Liedchen schmettern. Langsam komme ich im Urlaub an.
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Packt eure Stulpen und den Stringbody ein, denn heute tanzen wir voll dynamisch ins FAME! Kennt ihr noch die alte Bar25? Genau daneben ist es.
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Beim Essen bin ich manchmal wie eine Oma: Was ich kenne, das mag ich und das bestelle ich auch. Also esse ich hier eigentlich immer das gleiche: Argentinisches Rinderfilet. Routiniert will ich mein kleines, fleischiges Schätzchen ordern, da schiebt Fotograf Christoph die Unterlippe vor. Christoph will Rind, also nehme ich dreierlei geschmortes Lamm. Dazu gibt es einen bunten Mix aus allerlei Beilagen. Unbedingt bestellen: Kartoffelgratin! Mein Lamm ist so gut, das Messer kann ich eigentlich zur Seite legen. Das Tier zerfällt sofort, sobald man es mit der Gabel berührt (liebe Kinder, das ist was Gutes!). Christoph wird leicht neidisch, also tauschen wir nach der Hälfte. Lamm, du bist echt der Hammer, aber ich brauche hier einfach das Rind. Große Liebe! Habe ich euch schon von dem Dessert erzählt? Das ist so ein Schaumdings mit Soße oben drauf. Die Desserts wechseln hier eh ständig, also will ich euch an dieser Stelle nicht allzu neidisch machen.
4. Wie ist der Service dort?
Bohr sind die schön hier! Und so lieb! Und so nett! Habe ich schon erwähnt, wie schön die hier alle sind? Und wie nett? Und wie lieb? Die Tante an der Bar ist eine meiner Lieblingsmenschen, eine neutrale Beurteilung des Personals fällt mir also schwer (nett, schön und lieb!).
5. Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?
Hier ist wirklich alles selbstgebaut! Die Macher vom Kater Blau und vom Fame mögen vielleicht nicht Jedermanns Sache sein, aber kreativ sind die ja, das muss man denen lassen. Ich liebe die raffinierte Gestaltung des Restaurants, besonders das Klo ist ein Highlight. Aber Warnung: Psychedelische Katzentapete kann zu Schwindel bei zu viel Weinkonsum führen. Außerdem habe ich selten eine so schöne offene Küche gesehen.
6. Wie würdest du die Menschen in dem Laden beschreiben?
Vom DJ, der seinen Plattenkoffer durch die schmalen Gänge zerrt, bis zum rundlichen Goldkettchen-Chef und seiner Perle ist wirklich alles dabei.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierherkommen und warum?
Mit Leuten, die nicht gerne teilen. Obwohl, das sage ich ja immer. Ey, ich mag solche Leute halt echt nicht! Unbedingt mit einem heißen Date hingehen, mit dem man ein bisschen angeben will. Denn hier wird man garantiert gesehen!
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Über die hochtragende Frage, ob wir jetzt noch tanzen gehen, oder nicht.
9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?
"Ich bin müde" kann ignoriert werden. Immer.
10. Das Beste an diesem Essen...
Ihr Rinderlein kommet!
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Natürlich gehen wir noch tanzen! Und natürlich gehen wir noch ins Beuster! Und natürlich wird es wieder viel zu spät.
Beim letzten Mal waren die Zwillinge im Grosz essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.
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Location: Fame, Holzmarktstraße 25, 10243 Berlin
Fotos: Christoph Wehrer
Text: Maria und Sophia Giesecke
Mit freundlicher Unterstützung von Fissler