Ein Formel-E-Rennen in Berlins Innenstadt – ist das sinnvoll?

Berlin und seine Großereignisse, eine Geschichte in vielen Akten, die regelmäßig die Gemüter erhitzt und die Menschen spaltet. Akt Nr. 264: Der Bezirk Mitte gegen das Formel E Rennen.

Aber von vorn. Letztes Jahr fand zum ersten Mal ein Formel-Eins-Rennen für Elektroautos auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof statt, ausgerichtet von der französischen Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) unter der Leitung von Präsident Jean Todt. Das Ganze nennt sich "FIA Formula E Championship" und findet als Meisterschaft ähnlich wie das normale Formel-Eins-Rennen in mehreren (zehn) Städten weltweit statt.

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Das Schöne bei der Formel-E-Meisterschaft: Die Autos verbrauchen kein Benzin und blasen beim Fahren nicht sinnlos Abgase in den Äther. Denn seien wir doch mal ehrlich: schnelle Autos und Menschen, diese Liebe wird nicht zu besiegen sein. Dazu kommt, dass Berlin die Elektromobilität fördern will, was begrüßenswert und ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit ist. Yay.

Der Formel E ereilte nun aber das gleiche Schicksal wie dem Lollapalooza: Es kann aufgrund der Unterbringungen von Geflüchteten in den Hangars des Flughafens nicht mehr dort stattfinden. Was natürlich schade ist, denn die Start- und Landebahnen gaben eine ziemlich gute Location für ein Autorennen ab.

Also muss der Senat nun einen neuen Austragungsort finden. Und der Senat unter Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) – der der FIA versichert hat, sich für das Autorennen einzusetzen –, Sportsenator Frank Henkel und Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) finden, dass die Karl-Marx-Allee zwischen Alexanderplatz und Strausberger Platz eine gute Idee ist.

 

formula e© BZ

Autorennen in der Innenstadt mit 230km/h, eine wirklich grandiose Idee, wie man an den zahlreichen illegalen Autorennen sieht, die jedes Mal glimpflich ausgehen. Ach nee, wartet.

Anfang Februar ist ein Unbeteiligter bei einem Autorennen auf der Tauentzienstraße gestorben. Am 22. Februar wurde eine 36-Jährige von zwei Jugendlichen bei einem Autorennen auf der Kaiser-Friedrich-Straße angefahren; sie kam mit einem Schock davon. Am darauffolgenden Tag krachte eine Auto in Reinickendorf in eine Tankstelle. Achso, und in den letzten sechs Jahren gab es insgesamt 176 illegale Autorennen in Berlin. Ja, Autorennen in Berlin sind auf jeden Fall eine gute Idee und genau der richtige Anreiz für Raser das Menschengefährden sein zu lassen.

Zumal es für den Austragungsort Karl-Marx-Allee bisher kein ausreichendes Sicherheitskonzept gibt. Die Berliner Zeitung berichtet, dass die FIA zwar "Fangzäune und Leitplanken aufstellen" will, aber für die Sicherheit der Zuschauer, die durch einen Unfall verletzt werden könnten, keine Haftung übernehmen wolle. "Beim Ticketkauf etwa sollen die Zuschauer akzeptieren, dass sie 'die Risiken und Gefahren' des Rennens kennen und für die eigene Sicherheit verantwortlich sind." Das wird bei anderen Autorennen ähnlich gehandhabt – aber Leitplanken und Fangzäune garantieren nun mal nie absolute Sicherheit.

Auch Mittes Bezirksbügermeister Christian Hanke (SPD) fand die Idee mit der Karl-Marx-Allee weniger gut. Er machte dem Senat einen Strich durch die Rechnung und verbot das Rennen auf der Karl-Marx-Allee, weil Autorennen nicht in die Innenstadt gehörten. Recht hat er!

Der Senat muss nun eine neue Strecke für das Rennen finden, kann aber auch im Zweifelsfall den Beschluss des Bezirks Mitte umgehen. Ob das so ratsam ist, ist eine andere Frage. Zumal das Rennen auch in anderen deutschen Städten wie Nürnberg (die lange Formel-Eins-Erfahrung hat) stattfinden könnte, berichtet Autobild.de.

Was denkt ihr? Ist ein Autorennen in Berlin sinnvoll? 


Titelbild: © FIA Formula-E Championship
Gifs: via giphy.com

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