Dieses Berliner Café ist strenger als deine Schwiegermutter

© The Barn

Keine Frage, für guten Kaffee ist die Barn Roastery auf der Schönhauser Allee im Prenzlauer Berg eine Institution. Nur leider führen die Kaffeespezialisten ein strenges Regiment in ihrem Laden. Hier eine kleine Bedienungsanleitung, wie ihr euch im elitärsten Kaffeetempel zwischen Steglitz und Pankow zu verhalten habt.

the barn

Im Grunde geht es bei The Barn um von hochqualifizierten Meisterbaristi zubereitete Kaffeespezialitäten. Verschiedene hausgeröstete Bohnen und Zubereitungsarten stehen zur Auswahl und der Milchschaum sucht seinesgleichen. Ein Schlaraffenland für Third-Wave-Kaffeenerds, wie dieses Video beweist:

Nur mit dem Unterschied, dass nicht du, sondern der Barista entscheidet, wie du deinen Kaffee trinkst: Du möchtest Milch in den Filterkaffee? "No, sorry." Zucker in den Espresso? "It's better without." Dass das Personal ausschließlich Englisch spricht, müssen wir ja nicht extra erwähnen, oder?

gourmet

Musik läuft übrigens auch nicht, wir sind ja nicht bei Starbucks. Für jeden wahren Kenner ist das Rattern der Kaffeemühle ohnehin genug Musik in den Ohren. Um den Frieden nicht zu stören, solltest du auch besser nicht laut telefonieren und das "No Laptops"-Schild an der Wand befolgen. Entspann dich gefälligst mit deinem Flat White!

Damit deine Kaffeepause der Extraklasse nicht durch deine Mitmenschen gestört wird, gab es bis vor Kurzem im Eingangsbereich sogar einen eigens angefertigten Türsteher aus Beton: Ein Poller war so platziert, dass kein Kinderwagen daran vorbeikam – RollstuhlfahrerInnen übrigens auch nicht. Wir haben ihn uns bei einer investigativen Russenhocke genauer angesehen.

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Mittlerweile wurde der Einlassphallus verschoben, wie die weißen Spuren auf dem Bild zeigen – der öffentliche Druck war wohl zu groß. Kinderwägen abstellen kann man allerdings trotzdem nirgends. Soll man auch nicht: Kinder sind in den Augen des Barn anscheinend eine noch größere Gefahr für den gehobenen Arabica-Genuss als der auf Kaffee-Plantagen gefürchtete Kaffeekirschenkäfer.

Wenn eine Mutter dann kurzerhand doch ihr Baby ohne Wagen in den Laden mitbringt, läuft sie Gefahr, dass ihr dasselbe widerfährt wie Johanna Spanke: Sie wurde bereits beim Bestellen ungefragt darauf hingewiesen, dass sie ihr Kind nicht im The Barn stillen dürfe. Eine Facebook-Kommentatorin berichtet ähnlich Mutterfeindliches:

fbcommentar

Fassen wir zusammen: Keine Milch in den Kaffee. Zucker erst recht nicht. Keine Extrawünsche. Keine Laptops, keine Handygespräche. Keine Kinderwägen. Nicht stillen. Im Idealfall sogar überhaupt keine Kinder, auch keine, die noch nicht auf der Welt sind. Uff.

the barn mit vergnuegen

Was kommt wohl als nächstes? Wird Sven Markquardt höchstpersönlich seinen Job als Berghain-Türsteher an den Nagel hängen und vor dem Barn die Kaffeeanbeter selektieren? Werden unsere Taschen durchsucht, ob wir nicht heimlich kleine Zuckertütchen hineinschmuggeln?

Es bleibt spannend. Die Redaktion empfiehlt unterdessen Impala auf der Schönhauser Allee 173 oder das Café Kaschk in der Linienstraße 40 für unkomplizierten, leckeren Kaffee ohne elitäre Attitüde.

murray kaffee

GIFs: via giphy.com
Fotos: © Matze Hielscher
Comic: © Max Scharff

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