Ungefragte Beratung: Bleibt im Sommer mal zu Hause

Mit den ersten warmen Tagen des Jahres füllte sich meine Timeline mit Fragen zur Sommerurlaubsplanung. Wohin im August? Meine Frau und ich verbrachten viele Abende Flüge und Hotels checkend auf der Couch. "Zu weit weg, zu überlaufen, zu teuer." Im Mai haben wir uns dann auch tagsüber Links geschickt. Hotels, die wir Wochen vorher nur okay fanden, waren plötzlich ausgebucht, die Flüge wurden immer teurer, wir immer panischer: "Ach, dann lass doch einfach buchen. Ist doch egal.“ Bis im Juni die völlig abseitige Idee im Raum stand, den Urlaub einfach in Berlin zu verbringen. Und das machen wir nun auch.

Urlaub auf Balkonien. Was früher wie eine Drohung klang, ist jetzt dem Sonnenuntergang auf Madeira gleichgestellt. Ich kann es kaum erwarten mit modischen Urlaubssünden wie Flipflops und Badehose in den Supermarkt zu gehen. Auf Lanzerote ist es egal und hier jetzt auch, weil ja alle Berliner weg sind. Der Freundeskreis murrt, dass die Stadt aber ja voll von Touristen sei. Das mag sein, aber wann wart ihr denn das letzte Mal auf der Museumsinsel spazieren oder am Schlesischen Tor feiern? Welche Plätze zu meiden sind, zeigt diese Übersicht ganz gut. Stattdessen kann man kann abends also ins Dottir gehen, ohne wochenlang ein Tisch vorbestellt zu haben. Man kann sogar mit dem Auto dorthin fahren, denn nachts findet man ohne Schwierigkeiten einen Parkplatz direkt vor der Tür – sogar im Prenzlauer Berg. Und am Morgen geht's ins Freibad am Humboldthain; nach ein paar Tagen kennt man den Bademeister beim Namen. 

Fernsehen, Pommes und Freibad

Dass ich im Sommerurlaub zu Hause geblieben bin, ist lange her, deshalb freue ich mich umso mehr darauf. An die Reisen nach Österreich oder Bayern mit meinen Eltern kann ich mich kaum erinnern. Aber ich erinnere mich, wie meine Freunde und ich in den Sommerferien – als wir nicht mehr mitfahren mussten – einfach in das jeweils elternfreie Haus gezogen sind. Gleich nach dem Frühstück vorm Fernseher (krasse Rebellion) sind wir ins Freibad gefahren. Tagelang saßen wir in unseren klammen Badehosen dort, haben Pommes gegessen und Cindy und Kathrin auf den Po geschaut. Wir haben keine Ruinen besichtigt und kein exotisches Streetfood gegessen. Jeder Tag war immer gleich und es war immer super. Nachts haben wir im Garten geraucht, Steine an das Fenster von Cindy und Kathrin geworfen und sind mit ihnen noch mal zum Bad gefahren und über die Mauer geklettert. Dass kann man im Huboldthain übrigens auch machen, denn der Mensch, der sonst auf das Grundstück aufpasst, ist garantiert nicht in Berlin. 


Titelfoto: © dmitrymoi/Shutterstock
Hund: © Andreas Bohlender

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