11 Orte, die ihr während der WM endlich für euch allein habt.
Die Fußball-Weltmeisterschaft hat für Menschen, die größere Massen, kollektiven Schlandfanatismus und bierseeliges Gegröhle und Rumgehüpfe eher nervig finden auch etwas Gutes: Manche Orte, an die man sich sonst nicht traut, sind umso leerer, je interessanter ein Spiel für die hiesigen Fußballfans ist. Wer also einfach mal seine Ruhe haben oder Dinge tun will, die man sich sonst unter keinen Umständen trauen würde, dem empfehlen wir die folgenden Orte.
1. Rewe Ostbahnhof am Wochenende
Wer in der Nähe des Ostbahnhofes lebt und fast täglich bei Rewe einkaufen geht, der kennt die Stoßzeiten und Tage, an denen man auf gar keinen Fall dort einkaufen gehen sollte. Großereignisse in der o2 World zum Beispiel und generell Samstage. Dann bringen nämlich alle, ALLE, also gefühlt jeder, der sich irgendwie gerade dort aufhält, ihren Pfand weg.
2. Karl-Marx-Allee
Überhaupt das Beste zur WM. Wenn Deutschland spielt, sind die Straßen leer gefegt, irgendwo blinkt der Scheinwerfer eines Autos, das sich wahrscheinlich auf der Suche nach einem Parkplatz verirrt hat. Den größten Spaß hat man während der Spiele mit dem Fahrrad zum Beispiel auf der Leipziger Straße, der Brunnenstraße oder der Karl-Marx-Allee. Die Straße des 17. Juni wäre eigentlich auch toll, aber das ist Fanmeile, dahin würde ich mich lieber nicht verirren.
3. David-Bowie-Ausstellung
Karten für die David-Bowie-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau zu bekommen ist derzeit ungefähr genauso schwierig wie Bananen in der DDR. Wartet also auf ein Deutschland-Spiel um 18 Uhr und nutzt die zwei verbleibenden Stunden mit diesem unfassbar großartigen Künstler gewinnbringender als vor dem Fernseher.
4. M10
Kurz vor dem ersten Deutschland-Spiel gab es wohl fiese Staus und ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es in den Bahnen aussah. Die M10 ist ja beispielsweise auch immer voll, egal, zu welcher Uhrzeit und an welcher Haltestellen man dort einsteigt, weshalb ich diese Strecke immer mit dem Fahrrad umgehe oder die Ausweichbahnen U5 und U2 in Kauf nehme.
5. Alexa
Foto: © Flickr wiseguy71
Ich muss halt ab und zu ins gehasste Alexa, weil da mein Optiker ist und das naheste H&M, das mich mit Strumpfhosen versorgt, weil ich die neue beim Anziehen schon wieder kaputt gemacht habe. Ab 18 Uhr sollte da also tote Hose sein, bis 21 Uhr bedeutet das ein Zeitfenster von drei Stunden, um auch nochmal kurz in einem anderen Laden vorbeizuschauen, den man sonst aufgrund von Klamottenbergen auf dem Boden meiden würde.
6. Warteschleifen von Hotlines
Euer Internet läuft mal wieder nur mit einer 128-kb-DSL-Verbindung, ihr wolltet schon lange euren Handyvertrag kündigen oder euch mal so richtig bei der Hass-Telefongesellschaft eures Vertrauens auskotzen? Jetzt ist der richtige Zeitpunkt! Während sich alle anderen den aktuellen Torstand whatsappen, müsst ihr euch zumindest nur durch den Anmelde-Roboter am anderen Ende kämpfen und schon habt ihr den freundlichsten Menschen der Welt am anderen Ende der Leitung, der sich genauso freut euch zu hören wie ihr ihn.
7. Volkspark Friedrichshain
Ich weiß nicht, wie es auf anderen Joggingrouten in Berlin aussieht, aber der Volkspark Friedrichshain ist nach Feierabend Territorium der Jogger, Walker und anderen abstrusen Gehsportarten. Man möchte meinen, dass man auf den vielzähligen Wegen niemandem zwei Mal begegnet, aber selbst auf dem Anstieg zu den Bergen überzeugen sie in neonfarbenen Nike-Turnschuhen. Schlimm genug, dass mein Kopf schon nach 5 Minuten knallrot ist, das muss ja niemand zwei Mal sehen.
8. Freiluftkino Kreuzberg
An warmen Sommertagen kann das Platzfinden in einem Open-Air-Kino zur Mutprobe werden und fühlt sich ein bisschen so an wie Sonnenbaden in einem Berliner Schwimmbad zur Hochsaison – einfach nicht sehr angenehm, weil eingezwängt wie eine Sardine in einer Dose. Während der WM kann man dann 5 Minuten vor Filmbeginn entspannt sein Ticket bezahlen und sich den besten Platz aussuchen. Womöglich ist man dann tatsächlich ganz allein im Kino, weil alle anderen Fußball gucken, aber das ist ja auch der Sinn der Sache.
9. Prinzenbad
Apropos Freibäder. Am Sonntag zum Karneval der Kulturen war die Schlange vor dem Sommerbad Neukölln mindestens zwei Stunden lang und Kinder haben geweint, weil sie sich wohl an diesem Tag nicht mehr gegenseitig ins und im Wasser schupsen konnten. Ein ähnliches Bild bietet sich an sonnigen Tagen vor dem Prinzenbad. Während der Fußball-WM kann man einfach hinein spazieren, seine Sachen im ganzen Bad verteilen und ungestört an der perfekten Arschbombe arbeiten.
10. Ikea Tempelhof
Ikea ist so ein ungeliebtes Übel, das hin und wieder besucht werden muss. Meistens, weil irgendwas an den Möbeln kaputt geht und nun ausgetauscht werden muss. Man muss schon sehr viel Glück haben oder einen verregneten Tag abwarten, um physisch und psychisch unversehrt den Weg nach draußen wiederzufinden. So ein Fußballspiel eignet sich da ganz gut, dann kann man sogar noch in Ruhe kurz in der Lebensmittelabteilung nach den schwedischen Lieblingskeksen schauen.
11. Der Fernsehturm
Foto: © Wikipedia
Der Fernsehturm ist mein absolutes Lieblingsbauwerk in Berlin. Es gibt vielleicht schönere, aber es gibt kein einziges Bauwerk, das man von fast überall aus sieht. Und es gibt auch kein einziges, dass mich so die Heimat vermissen lässt wie der Fernsehturm. So sehr ich den Fernsehturm auch mag, so selten war ich tatsächlich mal in dem Gebäude. Die Besichtigung des Fernsehturm ist einfach die touristischste Folter schlechthin, wird also vom gemeinen Berliner gemieden. Zusätzlich gibt es ja auch noch andere Aussichtspunkte, auf denen es sich besser Bier in der Abendsonne trinken lässt. Aber jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um lange Schlangen und Ungeduldsanfälle zu vermeiden, denn auch die Touristen schauen ja (hoffentlich) Fußball!