Das "Bring mich nach Hause"-Telefon.

Manchmal muss man nachts noch durch die Stadt, manchmal ist es dabei gruselig. Telefoniert man während eines dunklen Heimwegs, wird das Gruseln oft kleiner. Deswegen hatten Frances und Anabell aus Berlin jetzt die Idee vom Heimwegtelefon, das einen sicher heimbringen soll.

Euer Service soll Menschen helfen, sicher nach Hause zu kommen. Wieso sollte man euch anrufen, wenn man sich auf dem Nachhauseweg gruselt?
Wir glauben, dass es in erster Linie darum geht, jemandem Sicherheit zu schenken. Durch ein nettes Gespräch hat der Anrufer das Gefühl, nicht alleine nach Hause zu gehen. Dadurch fühlt er sich nicht nur wohler, sondern strahlt auch eine größere Sicherheit aus. Das kann im besten Fall zu einer Vermeidung von Überfällen beitragen, weil man aus der typischen Opferrolle herauskommt. Käme es dennoch tatsächlich zu einem Übergriff, hätte Heimwegtelefon den Vorteil, dass wir direkt wissen, wo die Person sich zuletzt befand. Wir können dann direkt handeln und die Polizei einschalten. Unsere große Vision ist es, Heimwegtelefon so bekannt zu machen, dass der Täter, sobald er sieht, dass sein potenzielles Opfer telefoniert, damit rechnen muss, dass WIR am anderen Ende sind und somit von seinem Vorhaben ablässt. Aber im Vordergrund steht das nette Gespräch, das Sicherheit gibt und den Heimweg auf angenehme Weise verkürzt.

Hattet ihr denn mal ein Erlebnis, das euch dazu bewogen hat, sowas auf die Beine zu stellen?
Wir selbst hatten kein Erlebnis, das uns besonders geprägt hätte, aber Freunde und Bekannte. Und selbst ohne Erlebnis rufen wir ja nachts Freunde und Familie an oder täuschen Anrufe vor, weil wir uns dann nicht so allein fühlen. Es ist irgendwie eine Grund-Unsicherheit vorhanden.

Wieso wollt gerade ihr am anderen Ende der Leitung sein?
Weil es eine wundervolle Möglichkeit ist, mit wenig Aufwand einen ganz kleinen Beitrag zu einer besseren Welt beizutragen. Davon mal abgesehen: Unser „Wir“-Begriff ist umfangreich. Es wäre toll, wenn irgendwann richtig viele Leute hinter den Leitungen sitzen. Man kann es ja ganz wunderbar von Zuhause durchführen und nette Gespräche führen. Der soziale Aspekt soll im Vordergrund bleiben.

Wollt ihr damit Geld verdienen?
Wir wollen damit kein Geld verdienen! Aktuell gibt es das Telefon nur freitags und samstag für jeweils vier Stunden. Es sollten irgendwann so viele Helfer sein, dass nicht jeder jedes Wochenende ran muss, sondern jeder vielleicht nur so 1-2 Tage pro Monat telefoniert oder eben nur so oft, wie er oder sie kann. Eine Freude an der Telefonie und dem Gespräch mit anderen Leuten sollte dennoch definitiv vorhanden sein.

Und wie kann man mitmachen?
Ehrenamtlich. Eventuell gibt es irgendwann Schulungen oder zumindest Leitfäden. Dafür müssen wir aber noch ein wenig Erfahrungen sammeln. Wir haben auch gerade unsere Website überarbeitet. Unter „Was machen wir“ findet man eine E-Mail-Adresse ([email protected]), unter der man sich bewerben kann.

Haben denn schon Leute angerufen, bei denen es bereits brenzlig wurde?
Bisher rufen die Leute eher aus Neugier an. Brenzlig noch gar nix. Alles recht entspannt bisher. Wir müssen unbedingt drüber nachdenken, doch über Berlin hinaus zu gehen, denn da kommen Anfragen.

Was macht ihr denn sonst so?
Wenn wir nicht mit Heimwegtelefon beschäftigt sind, dann arbeiten wir. Früher waren Frances und ich Kolleginnen bei einer Unternehmensberatung. Mich hat es mittlerweile nach Hamburg verschlagen. In der Freizeit kümmert sich Frances um ihren kleinen Sohn und ihren Freund oder Fotografie. Ich habe einen Hund und mache viel Sport.

Das Heimwegtelefon erreicht ihr unter 030.12074182 an Freitag- und Samstagabenden.

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