MODEVERGNÜGEN #73 Genauer hinsehen mit IWISHUSUN
Mode ist eigentlich etwas Oberflächliches, auch etwas Schönes, Tolles, etwas, das Spaß macht, womit wir uns - oder zumindest ich mich - täglich beschäftigen. Und genau deswegen, glaube ich, kann Mode auch verbinden, eine Aussage transportieren, für gute Zwecke genutzt werden und die Welt dabei ein kleines bisschen verändern, Verantwortung übernehmen. Deswegen stelle ich mir heute die Frage: Kann Charity im Modebereich wirklich funktionieren? Und wenn ja, wie? Um das herauszufinden, habe ich mich auf die Suche begeben und bin bei IWISHUSUN gelandet, einem Charity-Label aus Berlin. Ich habe mit Cathy Boom, der Gründerin des Labels, gesprochen.
Gemeinnützige Projekte, welcher Art auch immer, werden häufig angezweifelt und kritisiert, oft zurecht. Zu wenig Transparenz, falsche Absichten und Beweggründe. Nach und nach geraten immer mehr Projekte in die Kritik und verschwinden schnell wieder von der Bildfläche. Ganz im Gegenteil zum Charity-Label IWISHUSUN. Ich habe das Gefühl, hier steckt viel Liebe und Leidenschaft dahinter, es scheint mir ein Projekt mit klaren Zielen und einer Philosophie zu sein, die wirklich vertretbar sind.
IWISHUSUN wurde von dem Geschwistern Patrick Andrist und Cathy Boom ins Leben gerufen, beide vereint noch mehr als Familie - nämlich gleiche Ideale. Im November 2012 wurde das Charity-Label in Zusammenarbeit mit ORBIS, einer Nonprofit-Organisation, gegründet. Das Konzept dahinter ist einfach und scheint genau deswegen zu funktionieren. Über IWISHSUSUN werden Produkte wie T-Shirts und Daunenjacken angeboten, die direkt vom Hersteller an den Kunden gehen, ohne dabei kostspielige Zwischenstationen und Showrooms zu durchlaufen.
Was zur Folge hat, dass ein großer Anteil der Produktkosten direkt in das Charity-Projekt selbst fließt. Dabei möchte IWISHUSUN neben eigens entwickelten Produkten durch Kollaborationen mit verschiedenen Designern Künstlern aber auch mit anderen Unternehmen und Herstellern weitere Produkte entwickeln, die das Charity-Label erweitern und Spenden generieren, wie z.B. bei der Kollaboration in Zusammenarbeit mit Marcelo Burlon.
Gezielt werden durch den Erlös bisher zwei Projekte unterstützt: Augenoperationen im Ispahani Islamia Eye Institute and Hospital in Dhaka sowie Brillenfinanzierungen innerhalb das National Childhood Blindness Project (NCBP). Beide Formen der Unterstützung werden von ORBIS ausgeführt und dokumentiert, sodass die Gelder auch genau da ankommen, wo sie benötigt werden. Inzwischen hat IWISHUSUN einen großen Kreis aus Unterstützern und Freunden, wie Aloe Blacc, Hien Le, Jay Bo Monk oder Vladimir Karaleev, welche durch ein Interview mit IWISHUSUN ihre volle Unterstützung aussprechen. Ich habe mit Cathy Boom über ihre Inspiration & ihren Antrieb gesprochen.
Cathy, welcher der fünf Sinne ist Dir wirklich am wichtigsten?
Definitiv das Augenlicht. Die Natur hat die Wahrnehmung über fünf Sinne schon perfekt abgestimmt, daher ist es immer ein Verlust, wenn ein Sinn nicht funktioniert. Es fällt mir allerdings am schwersten, mir vorzustellen ohne mein Augenlicht zu leben. Ich arbeite sehr visuell, daher wäre ich faktisch arbeitsunfähig. Und ohne den Blick auf Menschen, die Natur, Kunst oder Fotografie zu leben, wäre ein riesiger Verlust für mich.
Was treibt Dich bei Deiner Arbeit an?
Das kommt darauf an, in welchem Bereich ich gerade arbeite. Bei meinen eigenen Projekten war es immer so, dass ich Dinge verändern wollte - die Wahrnehmung der Menschen und deren Bewusstsein. Kreativität impliziert ein Denken außerhalb der Box, es gilt neue Wege zu finden und sich nicht an vorgefertigte Regeln zu halten. Meine Vision ist immer, Neues zu wagen. Ich versuche, mit meiner Arbeit bei IWISHUSUN täglich zurückzugeben. Hinzu kommt, dass ich einen respektvollen Umgang mit meinen Mitmenschen äußerst wichtig finde und eben auch auf kleine Dinge achte.
Was ist denn das Schönste, das Du persönlich je gesehen hast?
Der Blick vom Besakih-Tempel in Bali hinunter ins Tal. Und natürlich die Augen meiner neu geborenen Tochter.
Sonnenauf- oder -untergang?
Beides sind magische Momente – die Stunde, wenn der Tag kommt oder geht. Ich würde sagen, das kommt auf die Tagesform an.
IWISHUSUN ist irgendwie mehr als nur ein Charity-Projekt, es ist ein Label, das eine visuelle Welt aufgebaut hat und uns damit zeigt, wie wichtig es ist, sich dieser Wahrnehmung bewusst zu sein. Wir schauen gerne hin.




