Kleine, geile Firmen #33 – TAPE-ART-KOLLEKTIV KLEBEBANDE

Wer die Kunstwerke von (v.l.n.r.) Bodo Höbing, Bruno „BeezeBoe” Kolberg und Nikolaj „NKOBU” Bultmann einmal gesehen hat, wird die Klebebande so schnell nicht mehr vergessen. Das Tape-Art-Kollektiv schafft mit Klebeband die tollsten Installationen und verdient deshalb das Prädikat "kleine, geile Firma". Wir haben die Jungs im neuen Mitte-Club Sharlie Cheen getroffen, wo sie bei fetten Beats ganz entspannt eine dauerhafte Installation an die Wand getaped haben.

Was macht die KLEBEBANDE ganz genau?
Wir machen Kunst mit Tapes. Wir arbeiten auf den verschiedensten Untergründen, gestalten Räume und Gebäude, haben das "Tape Mapping" entwickelt (eine Kombination aus Tape-Art und Video-Mapping) und führen Workshops durch.

Was macht ihr ganz genau nicht?
Alleine arbeiten. Wir heißen nicht nur "Klebebande", wir tapen einen Auftrag tatsächlich eigentlich immer zu dritt.

Was ist der große Vorteil daran, als Bande unterwegs zu sein?
Gerade, wer schon mal alleine gearbeitet hat, weiß, wie einsam es sein kann, einen großen Raum mit Kunst zu füllen – wie zeitaufwendig auch. Zu dritt ist das deutlich angenehmer.

Seit wann macht ihr das und warum?
Wir haben uns 2009 als Kollektiv zusammengetan. Bruno und Bodo haben vorher schon viel Graffiti-Kunst gemacht und sind eher zufällig über das Tapen gestolpert. Die gerade Linien und starken Kontraste, die man mit dem Tape erzeugt, gab es so noch nicht unbedingt, passen aber gut zur heutigen, Technologie-dominierten Zeit. Tape ist ein neues, spannendes Medium, das sich so gut wie überall verarbeiten lässt und anschließend auch wieder rückstandslos entfernbar ist.

Was habt ihr davor gemacht?
Bruno war Grafikdesigner, Bodo Kommunikationsdesigner. Wir haben davor schon zusammen Partys organisiert und Nikolaj beim Karneval der Kulturen kennengelernt, bei dem er regelmäßig einen Wagen mitgestaltet hat. Nikolaj hatte damals eine Galerie für Outsider-Art mit seiner Mutter.

Erinnert ihr euch noch an das erste Kunstwerk, das ihr gemeinsam als KLEBEBANDE getaped habt?
Ja, das war im Prince Charles, wobei wir uns gerade nicht sicher sind, ob der Club damals schon so hieß. Dort haben wir für eine Veranstaltung von Nintendo die Konsolen an die Wand getaped.

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Wie geht ihr an ein neues Projekt heran? Wie sehen die einzelnen Arbeitsschritte aus?
Das kommt ganz auf das Projekt an. Bei Auftragsarbeiten haben schon eine genau Vorstellung davon, was wir für sie tapen sollen, dann planen mit Hilfe von Entwürfen genau vor. Anschließend wird das Motiv dann einfach anhand des ausgedruckten Entwurfs frei Hand geklebt. Bei größeren Motive arbeiten wir auch mit einem Raster und wenn das Ergebnis sehr präzise am Entwurf sein soll, auch mal mit Beamer. Manchmal machen wir auch nur ein grobes Konzept und tapen den Rest Freestyle. Uns kann man ja auch für Live-Action-Taping buchen. Vor Kurzem hatten wir eine Mischung aus beidem: Einen Teil hatten wir schon vorab geplant, so dass es zu unserer Videoinstallation passt, der Rest kam dann spontan dazu. Jeder von uns hat da seinen ganz eigenen Stil.

Wie viel Tape verbraucht ihr pro Auftrag?
Sehr viel mehr, als man denkt. Wir verbrauchen ja nicht nur das Tape, das an der Wand klebt, sondern schneiden auch immer viel ab, reißen Bilder wieder herunter.

Was hat es mit dem Tape-Mapping auf sich, das ihr vorhin schon mal erwähnt habt?
So heißt die Mischung aus Tape-Art und Video-Mapping, also aus geklebten Bildern und darauf projezierten Videos. So entstehen optische Täuschungen, die das Tape-Bild wie eine LED-Wand erscheinen lassen.

Was ist euer wichtigstes Arbeitsutensil?
GIF-ARBEITSUTENSIL

Rolle und Cutter!

Tape eignet sich super für temporäre Kunstwerke, da es sich wieder entfernen lässt. Findet ihr es aber nicht schade, dass eure Kunstwerke manchmal nur von temporärer Natur sind und wieder entfernt werden?
Ja, das kann schon mal sehr schmerzen, denn man hängt manchmal schon richtig mit dem Herzen an einem Werk.

Aber auf eurer Website haltet ihr eure Arbeit fest...
Wir fotografieren all unsere Werke, klar. Man guckt sich das ja dann gerne nochmal an. Aber auf unserer Website findet man nur einen Bruchteil von dem, was wir gemacht haben. Auf Facebook ist alles etwas aktueller.

Wie viel kostet es, wenn man etwas von euch kleben lassen will?
Die Preise können stark von Projekt zu Projekt variieren. Preise gibt es also nur auf Anfrage. Mittlerweile gibt es aber übrigens auch ein Buch namens „Tape Art Kunst mit Klebeband - Ideen und Projekte“, in dem wir erklären, wie Tape Art funktioniert. Falls mal jemand Lust hat, selbst etwas zu kleben.

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Als ihr mit eurem Unternehmen gestartet seid: Was lief am Anfang noch nicht ganz so wie erwartet?
Wir sind relativ unvorbereitet in die ganze Sache hineingeschlittert und haben nicht mit einer so großen Resonanz gerechnet. Eigentlich wollten wir aus Spaß Kunst machen und hatten dabei gar kein Unternehmen im Sinn. Dementsprechend hätten wir anfangs etwas besser strukturiert sein können.

Ab wann konntet ihr von eurer Arbeit leben?
Sagen wir mal nach zwei Jahren. Mit den ersten Fernsehbeiträgen über uns hat das Ganze stark an Fahrt aufgenommen.

Vielen Dank, euch Dreien!


Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Vodafone entstanden. Auf featured.de erfahrt ihr noch mehr über das Tape Mapping und darüber, wie sich die Klebebande organisiert.

Fotos: © Milena Zwerenz

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