Kitchenstory #4: Zu Besuch bei Sophie und Xenia von rocket & basil

© Nora Tabel

Bunt zusammengewürfelt, gemütlich, familiär und lecker, so lässt sich unser Besuch bei Sophie und Xenia wohl am besten beschreiben. Für unsere heutige Kitchenstory haben wir die beiden Schwestern, die in der Berliner Foodie-Szene auch als rocket & basil bekannt sind, besucht. Sophie ist Rezeptentwicklerin, organisiert Food-Events und berät Restaurants und Co. für neue Konzepte. Xenia ist Foodstylistin und entwickelt ebenfalls Rezepte, sie hat die vergangenen Jahr in London gelebt und gearbeitet. Seit eineinhalb Jahren bloggen die Schwestern gemeinsam. Die Idee zum eigenen Blog kam den beiden nach einem Shooting mit Becca Crawford, einer befreundeten Fotografin, die auch heute noch viele Fotos für rocket & basil macht.

Altbau, Stuck, Parkettboden und orientalische Möbel – so prachtvoll hatten wir es bisher noch nicht, wir waren aber auch noch nie in Charlottenburg. Sophie und Xenia sind die kreativen und fleißigen Köpfe und Hände hinter der fabelhaften (und leider nicht mehr laufenden) Brunch-Reihe Das Brunch und den Persian Feast-Events, die in keinem unserer kulinarischen Guides fehlen duften. Auf die Frage, ob es in Berlin ein gutes persisches Restaurant gibt, gab es von denen beiden ein synchrones "Nein" als Antwort. Vielleicht ändert sich das ja bald.

Wir haben uns in der Wohnung ihrer Eltern getroffen. "Hier kochen wir am liebsten", erzählen die beiden. Die Küche kommt uns von Fotos auf ihrer Homepage bekannt vor, diese Fliesen und diesen Ofen vergisst man so schnell nicht. Wir schnippeln gemeinsam Gemüse und Kräuter, zupfen Kohlblätter, entkernen Granatäpfel, stecken unsere Nase tief in Gewürzgläser und trinken Tee. Es wird viel geredet, gelacht und vor allem viel und gut gegessen. Die beiden haben ein persisches Kräuteromelett zubereitet, dazu einen Wintersalat mit Rüben und einen leckeren Joghurt mit Rosenblätter. Aber genug verraten. Ob sich die beiden beim Kochen oft in die Quere kommen und wo der größte Unterschied zwischen der iranischen und der deutschen Küche liegt, erfahrt ihr hier. Kommt rein und schaut euch um!

© Nora Tabel
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Wie würdet ihr eure Beziehung zum Essen beschreiben?
Essen hat in unserer Familie schon immer eine riesige Rolle gespielt. Wir sind in Hamburg geboren, in Australien aufgewachsen und waren beide über mehrere Jahre in London. Unsere Mutter ist Perserin und unser Vater Deutscher. Nach Australien haben unsere Eltern in Istanbul und dann auch noch kurz in Dubai gelebt und wir Kinder waren auf der ganzen Welt verteilt. Essen hat uns immer geholfen ein Heimatgefühl zu bekommen, egal wo wir gerade in der Welt waren. Außerdem bedeutet Essen für uns Kreativität, Genuss und das Kennenlernen von Kulturen.

Hamburg, Sydney, London – ihr seid gut rum gekommen. Ist Berlin eure Endstation?
Ja, erstmal schon. Wer weiß, was in den nächsten Jahren passieren wird, aber wir sind sehr glücklich in Berlin und finden es sehr spannend, was sich hier so im Essensbereich tut.

Worin liegt der größte Unterschied in der deutschen oder iranischen Essenskultur?
Wir haben das Gefühl, dass in Deutschland Essen eher eine Sache der Notwendigkeit ist. Man isst, um sich zu ernähren und um sich zu sättigen. In der iranischen Kultur ist Essen eher ein Fest der Sinne. Bei jedem Essen gibt es unterschiedliche Gerichte, bei denen viele verschiedene Konsistenten miteinander kombiniert werden. Zum Beispiel Reis mit Kruste, dazu frischer Joghurt und frische Kräuter. Außerdem wird es immer "family style" serviert, dass heißt alle nehmen sich so viel oder so wenig, wie sie wollen. Unsere Tür stand für jeden offen, wer wollte kam zum Essen und es gab immer irgendwie genug. Gastfreundschaft ist wahnsinnig wichtig.

In der iranischen Küche kocht man mit sehr sehr vielen frischen Kräutern wie Petersilie, Koriander, Dill, Kerbel und Zitronenmelisse sowie sehr vielen Gewürzen. Außerdem verwendet man Zutaten wie Rosenwasser, Orange Blossom Water, Safran, Berberitzen, Datteln und Verjuice, ein Saft unreifer Trauben.

Welches ist euer absolutes Lieblingsrezept?
Am liebsten kochen wir Persischen Reis (Tahdig). Es gibt unendlich viele Kombinationen und Variationen, sodass es nie langweilig wird. Obwohl wir ihn schon gefühlt hunderttausend Mal gekocht haben, ist es immer noch eine Herausforderung, den Reis richtig zu kochen.

Welches Gewürz ist das wichtigste in der persischen Küche?
Advieh! Das ist eine Mischung aus: Kurkuma, Zimt, Kardamom, Nelken, Rosenblätter, Kumin und Ingwer.
In diesem geflochtenen Korb wird der Reis für den Tahdig hin- und hergeschenkt. © Nora Tabel
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Sophie verfeinert den Joghurt mit Minze, getrockneten Rosenblüten, Pfefferminze und anderen Kräutern. © Nora Tabel

Wie ist es, mit der Schwester zusammenzuarbeiten? Geht man sich da nicht irgendwann zu sehr auf die Nerven?
Klar! Das ist ja aber auch normal bei Familie. Es macht unglaublich viel Spaß, mit jemanden zusammenzuarbeiten, der dich so gut versteht. Wir bringen das Essen, mit dem wir aufgewachsen sind, an die Öffentlichkeit. Weil das etwas so Persönliches ist, kann man das eigentlich nur mit der Familie machen.

Ergänzt ihr euch oder kommt ihr euch eher in die Quere?
Kommt darauf an, von welchem Tag wir sprechen. Haha! Eigentlich ergänzen wir einander. Durch ihre Erfahrung als Foodstylistin in London mit vielen internationalen Köchen kann Xenia wundervoll anrichten und hat ein unglaublich gutes Auge. Ich (Sophie) bin ein Organisationstalent und kann Abläufe und Logistik gut planen. Kochen können wir beide und es macht uns immer Spaß, uns kreativ auszutauschen. Unsere Bereiche sind klar definiert, das hilft dabei, dass wir uns beim Kochen nicht gegenseitig in die Quere kommen.

Was liebt ihr an der Berliner Foodszene am meisten und was nervt euch?
Wir finden es sehr schön, dass die Szene noch recht klein und überschaubar ist. Man lernt sich schnell kennen und die Community ist echt stark, freundlich, hilfsbereit und offen. Sie wächst auch unglaublich schnell und es gibt immer etwas Neues zu probieren. Was uns ein bisschen nervt ist, dass es so schwierig ist, guten Fisch zu bekommen. Wir sind in Hamburg und Sydney aufgewachsen, dort war das viel einfacher. Es sieht aber so aus, als hätten wir endlich jemanden in Berlin gefunden. Jones Fischladen in Pankow hat eine tolle Auswahl an frischem, regionalen Fisch.

Von welchem Gegenstand in euren Küchen könntet ihr euch niemals trennen?
Von guten Messern und von unserem Zester. Wir lieben es mit Zitrusschalen zu arbeiten.

Xenia könnte niemals auf ihre japanischen Messer (mit Gaffer!) verzichten, Sophie liebt ihre Zeste. © Nora Tabel

Was ist eure Lieblingsmahlzeit? 

Xenia: Abendessen, weil man keine wirklichen Grenzen hat, was man kochen kann.

Sophie: Frühstück natürlich! Das spiegelt sich bei der Kreation von Das Brunch auch wider. Ich mag es einfach so gerne, wenn man den Tag mit einem abwechslungsreichen Mahl beginnt und dann noch genug Zeit für alles andere hat.

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Die blaue Tischdecke kommt aus Italien. © Nora Tabel
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Welche Foodblogs lest ihr regelmäßig?
Wir lieben unter anderen molly yeh. Sie war während des Nosh Berlin Food Festivals bei unserem Dinner und hat sogar eines unserer Rezepte veröffentlicht. Noghlemey und Cardamom and Tea lesen wir auch gerne.

Welches ist euer Lieblingskochbuch?
Ugh, schwere Frage. Die Rezepte von Diana Henry sind unglaublich gut, ihre Geschmackskombinationen sind immer genial. Wir lieben aber auch Nigella Lawson für ihre lässige Art und Weise und Donna Hay für ihren Stil, besonders ihr Foodstyling.

Das Brunch, eure Persian Feasts – gibt es bald auch etwas permanentes von rocket & basil?
Ja! Sehr bald hoffentlich. Mehr können wir dazu momentan noch nicht sagen, aber wir arbeiten hart daran.

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Die bunten Schüsseln und Untersetzer sind Mitbringsel von Reisen nach Istanbul und Dubai. © Nora Tabel
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Vielen, vielen Dank, liebe Sophie und Xenia, dass wir einen Blick in die Küche eurer Eltern werfen durften und für den kulinarisches Ausflug in den Iran. Wir sind gespannt, wie es mit rocket & basil weitergeht. Wir halten euch auf dem laufenden!

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