Berliner*innen am Sonntag: Käsekuchen und Spa mit Friedrich Mücke

© Hella Wittenberg

Der Sonntag ist heilig! Wir haben uns gefragt, was waschechte, zugezogene oder ganz frisch gebackene Berliner an diesem besten Tag der Woche eigentlich so tun? Lassen sie alle Viere gerade sein oder wird doch gearbeitet, was das Zeug hält? Sind sie „Tatort“-Menschen oder Netflix-Binger*innen, Museumsgänger*innen oder festgewachsen am Balkon? Brunchen sie mit Freund*innen oder trifft man sie allein im Wald beim Meditieren an? Wir haben bei unseren liebsten Berliner*innen nachgefragt.

Das sagt Schauspieler Friedrich Mücke über seinen Sonntag

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Sonntagvormittag: St. Hedwigs-Kathedrale und Zeitung lesen

Ist der Sonntag für dich ein besonderer Tag?
Du könntest mich in Unkenntnis des Wochentags in die Stadt stellen und ich sage dir, ob Sonntag ist oder nicht. Es liegt eine andere Stimmung in der Luft. Als Berliner, der jetzt in München lebt, erinnere ich mich sonntags am liebsten an die Zeit als Kind, als der Tag so eine Sehnsucht nach der Verlängerung des Wochenendes mit sich brachte. Aber gleichzeitig lag so ein Versprechen im nächsten Tag. Im Grunde ist der Sonntag der poetischste Tag der Woche.

Wie startet du sonntags?
Ich stehe gerne um 7.30 Uhr auf und nutze die Zeit für mich. In meiner Kindheit gehörte ein Besuch in der St. Hedwigs-Kathedrale dazu. Da bin ich mit meinem Vater von Köpenick bis nach Mitte reingefahren, nur um dort den Chören und der Orgelmusik bei der Messe zuzuhören. Um dahin zu kommen, sind wir mit der S-Bahn gefahren. Mein Vater hat dabei Zeitung gelesen und ich habe sie mir auch immer geschnappt, selbst als ich sie noch kaum entziffern konnte. Deswegen verbinde ich Sonntage auch ganz stark mit dem Geruch von Druckerschwärze.

Sonntag ist der poetischste Tag der Woche.

Sonntagnachmittag: Käsekuchen essen und Playlisten bauen

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Was unterscheidet den Vormittag vom Nachmittag bei dir?
Der Kuchen natürlich. Am liebsten Käsekuchen. Um 16 Uhr selbstgebackenen Kuchen essen und Tee trinken. Ohne das wäre ein Sonntag echt arm. Ansonsten versuchen wir Familienausflüge zu machen. Aber wenn das mal nicht geht, fließt die Zeit so vor sich hin. Ich gucke Filme und höre viel Musik. Ich liebe es, ganz bewusst nach Musik zu suchen, sie zu sammeln, zu ordnen und Playlisten zu erstellen.

Du legst auch als DJ Pop-Classics aus den 80ern und 90ern auf. Bist du eigentlich ein nostalgischer Mensch?
Ich stehe zu meinen nostalgischen Moves. Doch bei manchen Dingen finde ich Nostalgie einfach nur schlimm. Bei Retro-Musik zum Beispiel denke ich mir immer: Ihr dürft euch auf die alten Sachen beziehen, aber nicht, weil es schon mal cool war, sondern weil ihr es authentisch fühlt.

Wann beginnt etwas für einen ein Retro-Ding zu werden?
Wenn überhaupt hat das was mit dem Älterwerden zu tun. Der 35. war bei mir in der Hinsicht schon ganz schön laut. Da dachte ich: Krass, das ist die Hälfte des Lebens! Zum ersten Mal habe ich da einen größeren gedanklichen Abriss gemacht. Ich habe mich gefragt, was ich bisher geschafft habe, woran ich mich noch so erinnere und wie es mir damit eigentlich geht.

Ich stehe zu meinen nostalgischen Moves.

In deinem neuen Film „Wie gut ist deine Beziehung?“ geht es auch darum, zu erkennen, dass man so für den Partner genug ist, wie man ist. Doch wie lernt man für sich selbst genug zu sein?
Dafür muss man die Bereitschaft haben, sich selbst anzuschauen und dabei auch anerkennen, was einem weniger gefällt und was man ändern möchte. Wer seine Muster entschlüsselt, lernt viel über sich und kann gleichzeitig eine gewisse Ruhe finden.

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Aber für dich scheint Sonntag nicht der Tag der Veränderung zu sein.
Das ist ein Faultag. Da finde ich auch Spa richtig geil. Aber ich muss eben nichts leisten – außer vielleicht das, was meine Kinder von mir fordern.

Sonntagabend: Stulle mit Brot und Kabarett

Wie startet bei dir der Sonntagabend?
Mit einem gemeinsamen Abendessen um 18 Uhr. Das finde ich besonders schön. Wobei ich aber nicht gerne an dem Tag koche. Eher gibt es da „Stulle mit Brot“. Denn Kochen ist für mich wie ein Instrument spielen: Das mach ich alleine. Ich liebe es, in Ruhe zu kochen.Wenn bei einem Rezept zehn Minuten angegeben sind, schaffe ich es, die Zubereitung ewig hinzuziehen. Alles andere würde mir nichts geben. Das ist wie Klavierspielen. Wenn du ein gutes Stück hast, dann spiele das doch bitte lange. Das potenziert das Gefühl. Ich finde, das ist wie eine Reise zu sich selbst. Und die schaffe ich nicht in zehn Minuten.

Was steht danach an?
Vor ein paar Jahren war es noch der „Tatort“, mittlerweile gehe ich auch gern mal am Sonntag ins Kabarett oder eben ins Kino.

Wort zum Sonntag: Man muss sich beeilen, wenn man etwas sehen will, alles verschwindet ... (Paul Cézanne)

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