ARTVERGNÜGEN #18 - Berlin Art Week Rückschau, International Art English, Vernissage im Künstlerhaus Bethanien

Losgelöst jeglicher Objektivität, werfe ich einen Blick zurück auf die erste Berlin Art Week und im Speziellen die abc (Favorit aller Ausstellungs-Messen). Ich zeige euch ein paar Impressionen des Spektakels, stelle euch ein Forschungsprojekt zum Thema Kunstjargon vor und versuche den Schwung mit ins Künstlerhaus Bethanien zu nehmen, dort gibt es bis Ende Oktober eine vergnügte Gruppenausstellung.

Berlin Art Week - Rückschau
Wären bei der abc feine Stoffe in feinen Schnitten in den Ständen gehangen, hätte auch dies nicht verwundert. Gut sah sie aus, die Art Week, eine Ansammlung schöngemachter und schöner Menschen. Erwähnenswert aber, dass sowohl die abc, als auch die Preview mit persönlichen Highlights beeindruckten. Die abc machte dabei mit ihren reduziert kuratierten, auf ein bis zwei künstlerische Positionen reduzierten, Ständen noch ein klein wenig mehr Spaß. Die Damen von Niche, die Berliner Kunst-und Architekturguides, und Stil in Berlin diskutierten das Kunstspektakel nachträglich anhand der Kriterien Attraktivität (“Sexiest gallerist”), Unterhaltung (“Friendliest-funniest gallerist”) und Qualität (“Best Booth”). Die Dokumentation des Gesprächs gibt's hier nachzulesen.


Sofia Hulten “History in imaginary time” bei Konrad Fischer


Marcel Frey bei Thomas Fischer. Designobjekte und Alltagsgegenstände arrangiert zur Gesamtskulptur.


Clemens von Wedemeyer “Sun Cinema” bei KOW. Der Aufbaus eines Open Air Kinos in der mesopotamischen Ebene, nahe der syrisch-türkischen Grenze.
Bild © VG Bild-Kunst, Bonn


Rinus Van de Velde bei Zink Galerie


Lego Art Box auf der Preview


Radu Belcin bei Nasui private collection (Preview)

Als logische Fortführung der großen Kunsthandwerks und - handelswoche und für all jene, die dabei ein Manko kunsthistorischer Erdung empfunden haben, eine ganz besondere Kaufempfehlung: das Art History Poster von Vuk Vidor.

International Art English von Triple Canopy
“International Art English” hält allen Kunstkommentatoren den Spiegel vor. Alex Rule und David Levine (Triple Canopy) analysierten die Sprache der e-flux-Mailings, das gewaltigste Instrument der digitalen Kunstpresse, nach syntaktischen Mustern; im Artists Space auf der abc wurde das Projekt erstmalig präsentiert. Nun lasst euch das mal in den Ohren zergehen: “Saadane Afif will unfold his ideas beyond the specific and anecdotal limits of his Paris experience to encompass a more general scope, a new and broader dimension of meaning.” Tatsächlich: Standard im Kunstjournalismus. Das Ergebnis der jahrelangen Forschung ist das satirische Bild einer Sprache, in der das Wort Reality viermal häufiger gebraucht wird als in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts; so die Aussage des British National Corpus (BNC). Das Konzept von “the real” begegnet dem e-flux Leser 178 Mal häufiger als dem nicht Nicht-Abonnenten. Es ist eine Welt, in der Künstler zu 'hinterfragen', 'enkodieren', 'transformieren',' untergraben' und 'überlagern' scheinen. Es ist eine Welt in der Worte, die so im Englischen nicht exisitieren, einfach erfunden werden: aus global entsteht globality, aus potential potentiality und aus experience experiencability; und der space wird mit Präfixen – para-, proto-, post-, and hyper- – einfach verfielfacht. Hier gibt's die ausführliche Studie nachzulesen.

Vernissage im Künstlerhaus Bethanien
So amüsiert sollte man den Schwung der vergangenen Woche mitnehmen und am Donnerstag bei der Vernissage im Künstlerhaus Bethanien vorbei gehen. Die Gruppenshow der dortigen Residents fühlt sich immer ein klein wenig an wie ein Biennalenbesuch: die Projekte des Portugiesen Mauro Cerqueira sind inspiriert von einem Repertoire alltäglicher Szenen, Menschen und Objekte im Altstadtviertel Portos. Die Norwegerin Linn Pedersen zeigt skulpturale Fotografien. Der Ire Richard Mosse fotografierte auf seiner Reise in den östlichen Kongo Rebellen mit einem heute nicht mehr produzierten Infrarot-Farbfilm Kodak Aerochrome. Und der kanadische Beitrag kommt von Daniel Young und Chrstian Giroux, die Anlehnung nehmen an Architekturtheorie und Nachkriegsmoderne.

bis 21.Oktober
Künstlerhaus Bethanien: Kottbusser Straße 10
Eröffnung am 27.09. von 19 - 22 Uhr
Di – So, 14 – 19 h
Eintritt frei

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