ARTVERGNÜGEN #89 – Unsere 11 Kunsthighlights für 2016

Neues Jahr, neues Glück. Mit voller Kraft startet das Kunstjahr 2016 und verspricht Großes. Unmöglich, da eine Auswahl zu treffen, die alles unter einen Hut bekommt. Doch wir wagen einen Blick in die Glaskugel und verraten unsere (bisherigen) 11 Kunsthighlights, die die anderen verblassen lassen.

© Virtual Pop-Up Kino

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Virtual Reality Pop-Up Kino

Während Apple Geräte zum Preis eines Gebrauchtwagens verkauft, wird an einem Ersatz haptischer Screens geforscht. Virtual Reality – also das Szenario einer rein digitalen, nicht greifbaren Nutzeroberfläche – begegnet dem User bisher (außer in der Form von 1,2 Google-Brillen-Testern und im experimentellen Kunstumfeld) wenig. In der Platoon Kunsthalle findet jetzt aber der erste Virtual-Reality-Kinoabend statt, wo ihr in einer isolierten Welt 360-Grad-Filme schauen könnt. Ist das die Zukunft?

© Staatliche Museen zu Berlin, 2015 / Foto: Achim Kleuker

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Die Botticelli Rennaissance

“Die Botticelli Rennaissance” fand in einer Kritikerumfrage zu den Ausstellungen des Jahres 2015 gleich doppelte Erwähnung. Der italienische Meister erschuf ein Frauenideal, das bis heute nicht an Aktualität verlor. Man denke an Lady Gagas Albumcover “Artpop” (2013), auf dem die Diva ganz ohne Stoff, erblondet, vor einem zersplitterten Venus-Bild posiert. Kurator Ruben Rebmann wirft sogar die These auf, dass Botticelli der Urschöpfer all dessen sei, was der Mensch als schön empfindet. Das Museum werde zum “Ort der Wagnisse und der Zumutung”, sagt Hanno Rauterberg (Die Zeit), wo der Besucher eine eigene Perspektive auf den Meister entwickeln soll, statt ihn fein abgepackt serviert zu bekommen.

  • Gemäldegalerie Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
  • Dienstag, Mittwoch, Freitag: 10.00–18.00 Uhr, Donnerstag: 10.00–20.00 Uhr, Samstag und Sonntag: 11.oo–18.00 Uhr
  • Noch bis 24. Januar 2016
© transmediale

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transmediale | CTM

Eine Überraschung ist es nicht, dass sich auch in diesem Jahr die transmediale auf unserer Empfehlungsliste wiederfindet. Immer wieder aufs Neue verdient sie einen Platz im Artvergnügen weil sie tut, was Aufgabe der Kunst ist, auch wenn einigen der Zugang zu ihr nur sehr schwer fällt: Sie bereitet gesellschaftliche Themen mit kritischer Stimme auf. Konkret lenkt sie das Spotlight auf die Ängste unserer Gesellschaft unter dem Regime eines digitalen Kapitalismus’. Unterschiedlichste Formate laden dabei ein zu einer tiefgehenden Konversation – und machen das Festival damit zu einem großen “Conversation Piece”. Eine Kooperationsausstellung mit dem musikalischen Partner CTM gehört traditionell dazu, so wie auch das Vorspiel in und von knapp 30 verschiedenen großen und kleinen Institutionen überall in der Stadt.

Vorspiel: 15. Januar – 7. Februar 2016
Eröffnung: 15. Januar, 18.30 Uhr
ACUD MACHT NEU, Veteranenstraße 21

Ausstellung “Seismographic Sounds“: 30. Januar –30. März 2016
Eröffnung 29. Januar 2016, 19.00 Uhr
Kunstquartier Bethanien, Mariannenplatz 2

© Stephen Shore, Courtesy 303 Gallery, New York & Sprüth Magers, Berlin

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Stephen Shore | Retrospektive

Stephen Shore war kein Perfektionist. Weder lag ihm an übertriebener Inszenierung, noch dem Einfangen des perfekten Moments oder einem spektakulären Sensationsschuss. Für ihn war das Hier und Jetzt entscheidend, die Authentizität von Bildern und die ehrliche Wiedergabe von Realität, auch wenn sie von außen noch so banal schien. Das alles macht die Bilder von Shore herrlich nahbar und unaufgeregt, ganz so wie wir uns unsere Zeit manchmal zurückwünschen.

© Basim Magdy

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Basim Magdy – Deutsche Bank KunstHalle

“Vielleicht interessiere ich mich für Themen, die nicht unbedingt angenehm sind, aber ich muss sagen, dass die schönste Reaktion auf mein Werk für mich ein Lächeln oder ein Lachen ist”, sagt Basim Magdy selbst über seine Werke und überzeugt damit weltweit das Kunstpublikum. Dabei gelingt ihm ein spielerischer Umgang aller – wirklich aller – Medien, die ihm vor die Füße fallen: ob Malerei, Video, Animation, Sound, Zeichnung, Skupltur oder Installation – Magdy führt sie zusammen und ergründet mit ihnen die Macht zwischen Realität und Fiktion in unseren Medien. Das macht ihn auch zum “Künstler des Jahres 2016” der Deutschen Bank und wird mit der ersten institutionellen Einzelausstellung geehrt.

© Lee Miller Archives England 2015

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Lee Miller | Fotografien

Die Biografie der US-amerikanischen Fotografin und Fotojournalistin Lee Miller ist so vielseitig und spannend, dass man sich fragt,wie all das in ein einziges Leben passen konnte: Als Assistentin und Muse von Man Ray im Paris der 1930er Jahre kam sie selbst zur Fotografie und reiste mit ihrer Kamera durch die Welt, um Menschen, Landschaften und Architektur festzuhalten. Später dann hielt sie für die britische Vogue in Reportagen die Folgen der Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg in England fest und berichtete ab 1944 als Kriegskorrespondentin von vorderster amerikanischer Front. Großes Aufsehen erlangte sie mit einem eindrucksvollen Bild, das sie nach Kriegsende in der Badewanne von Adolf Hitler zeigt und während ihrer Reise zu Orten entstand, an denen der Krieg besonders tiefe Spuren hinterlassen hatte.

© artberlin

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Gallery Weekend und Berlin Art Week

Dringende save the dates. An diesen Tagen plant ihr lieber keine Kurztrips. Denn selten im Jahr versprüht die Stadt mehr feinästhetisches Odeur und Partyvibes als zum Gallery Weekend. 40 Galerien öffnen vom 29. April bis 1. Mai für euch. Zur Berlin Art Week vom 13. bis 18. September empfangen euch dann noch mehr Repräsentanten einer internationalen Galeristenriege auf Kunstmessen wie der abc.

© Berlin Biennale

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Berlin Biennale

Eine Ankündigung so unumwunden und schön, dass wir sie direkt wiedergeben wollen: “Die 9. Berlin Biennale könnte zeitgenössische Kunst involvieren. Die Prancing Elites könnten die offiziellen MarkenbotschafterInnen der 9. Berlin Biennale werden. Ein Pop-Album von bildenden KünstlerInnen könnte die Pressemitteilung ersetzen. Performancekunst könnte die Zukunft fortschrittlicher Innenarchitektur sein und Krankheitstage der PerformerInnen könnten vergütet werden. Die KW Institute for Contemporary Art könnten Quadratmeter mit der Mall of Berlin tauschen. Die 9. Berlin Biennale könnte die Gegenwart in Drag wiedergeben. Oder auch nicht”. Diese Worte stammen vom diesjährigen kuratorischen Team des New Yorker Kollektivs DIS mit den Mitgliedern Lauren Boyle, Solomon Chase, Marco Roso und David Toro, deren Aufgabe es sein wird, auch in 2016 die Stadt Berlin mit ihren Künstlern und Kunstliebhabern durch zeitgenössische Kunst in einen Dialog zu bringen.

  • 4. Juni – 18. September 2016
  • Verschiedene Orte in Berlin
© Konrad Fischer Galerie

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Carl Andre | Sculpture as Place

Eine Retrospektive aus mehr als 50 Jahren künstlerischen Schaffens: Mit rund 50 Skulpturen, über 200 Gedichten, die selten ausgestellten Assemblagen “Dada Forgeries” und eine Auswahl von Fotografien und Ephemera wird euch der US-amerikanische Bildhauer Carl Andre nahe gebracht, der als einer der wichtigsten Künstler des Minimalismus gilt. Holz, Granit, Kupfer, Kreide und Ziegelsteine sind dabei die Materialien, die ihm helfen, das Phänomen des Raumes greifbar zu gestalten.

© Manifesta

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Retrospektive bei CFA & Manifesta in Zürich

Auch andere Mütter haben schöne Söhne. Was wir damit sagen wollen: Gute Kunst findet nicht nur in Berlin statt. Beispiel Manifesta. Die nomadische Biennale stationiert in diesem Jahr in Zürich. In der “zweitlangweiligsten Stadt Europas” (Quelle: Tripadvisor) mit der sagenhaften Arbeitslosenquote von 3 Prozent liegt die Frage nahe: “What people do for work?” Sie wurde zum Thema der 11. Ausgabe. Erstmalig der Kuration eines Künstlers unterstellt, nämlich dem Video- und Konzeptkünstler Christian Jankowski, entsteht jedes der 35 beauftragten Arbeiten in Zusammenarbeit mit lokalen Arbeitskräften – darunter Michelin-dotierte-Köche, Polizisten und Ärzte. Am 15. Januar eröffnet begleitend eine Jankowski-Retrospektive in der Berliner CFA Galerie. Kuratorin: Nina Hoss. Ja DIE Nina Hoss. Ein Experiment, so wie die Besetzung von Jankowski als Kurator in Zürich.

Manifesta an verschiedenen Spielstätten in Zürich
11. Juni – 18. September 2016
Early Bird Tickets bis 31.Januar (- 50%) ab 14 Euro

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Europäischer Monat der Fotografie Berlin

Noch finden sich nur spärlich Informationen zum Programm des 7. Monats der Fotografie, aber fest steht, dass nach zweijähriger Wartezeit das größte Festival zum Thema Fotografie gewiss nicht enttäuschen wird. Bereits über 2 Millionen Besucher und 2.000 teilnehmende Fotografen verbucht das Event und bringt mit größer werdendem Interesse der Öffentlichkeit auch mehr und mehr interessante Positionen ans Licht, die auch für Kenner Überraschungen bereithalten wird.

  • 01.–31. Oktober 2016
  • Verschiedene Orte in Berlin

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