ABENDBROT MIT SARAH #8 – Indonesisch Essen im Tuk-Tuk & Mabuhay
Thailändisch, vietnameschisch, koreanisch, japanisch, chinesisch - in Berlin können wir uns nicht über einseitige asiatische Essens-Optionen beschweren. Trotzdem beobachte ich mit großen Augen, wie manche Gerichte wie Bibimbap, Papaya Salat oder Ramen in kurzer Zeit in aller Munde sind, während andere gegen den verdienten Fame scheinbar imprägniert sind wie neue Teflonpfannen. Ein Opfer dieses Aufmerksamkeitsdefizits ist meiner Meinung nach definitiv die indonesische Küche. Keine Ahnung, warum das riesige Land unten rechts auf der Weltkarte kulinarisch so wenige Verbindungen nach Deutschland hat und warum hierzulande auch aufmerksame Foodies oft nicht mehr als Mie Goreng oder Saté Spießchen kennen.
Seitdem ich 2008 das erste Mal in Indonesien war, träume ich von einem echten "Warung" in Berlin - einem kleinen Restaurant, in dem man sich "Nasi Campur" aka Reis mit vielen kleinen Portionen verschiedenster Beilagen wie Terong Balado (in roter Chilisauce marinierte Aubergine) oder Cah Kangkung (gedünsteter Wasserspinat) zusammenstellen kann. Für mich die perfekte eierlegende Wollmilchsau - je nach Lust und Laune kann man super gesund im Gemüse schwimmen oder Deep Fried Corn Fritters, gegrillten Snapper und Kürbiscurry zu einer herzhaften Variante kombinieren. Zugänglich, herzhaft, vielseitig. Obwohl es unmöglich ist, die Küche eines Landes, das aus 17.000 Inseln besteht und den verschiedensten kulturellen und klimatischen Einflüssen unterliegt, in einem kurzen Blogpost zu beschreiben, haben mich diese Merkmale zum Fan werden lassen.
In kulinarischer Vorbereitung auf meine diesjährige Reise, wollte ich herausfinden, ob man in Berlin original indonesisch essen kann. Nach einer kurzen Internetrecherche, rief ich meinen Kumpel Fabian Frost an, der genau wie ich nach einer Reise als bekehrter Fan der Indo-Küche wiederkam, und schlug vor, das "Tuk-Tuk" in der Grossgörschenstrasse zu testen. Der Name bezieht sich übrigens nicht auf die kleinen motorisierten Dreiräder sondern auf einen Ort in Nord-Sumatra. Marlen Müller, mit der ich schon im Mitterhofer schlemmen war, hat mich zur zweiten Station, dem “Mabuhay” in der Köthenerstraße begleitet.
(Oben: Tuk-Tuk / Unten: Mabuhay)
So viele Parallelen die Karten der beiden Läden haben, so unterschiedlich waren unsere Erlebnisse. Im Tuk-Tuk, das ein bisschen aussieht wie die Kulisse eines 80er Jahre Abenteuerfilms, saßen Familien und adrette ältere Pärchen, die ihre Urlaubserinnerungen auffrischen wollten. Im Mabuhay, einem eher imbissartigen Restaurant im Erdgeschoss einer morbiden Platte direkt am U-Bahnhof Mendelsson-Bartholdy-Platz quetschten sich an einem Sonntagabend eine Menge Indonesier und einige hungrige Teenies an die kleinen Tischchen. Und sogar der Anbau, der charmetechnisch auf dem Level des Erste-Hilfe-Zeltes beim Berlin Marathon rangiert, war besetzt. Ein gutes Zeichen
Um einen Vergleich zu haben, bestellte ich in beiden Läden zur Vorspeise eine Portion “Gado-Gado”, das inofizielle Nationalgericht der Indonesier: blanchiertes Gemüse (im Tuk-Tuk eher salatig für 4 Euro, im Mabuhay vollwertige Mahlzeit mit viel Gemüse und Reisbeilage für 5,50 Euro) wird mit einer dickflüssigen Ernusssoße serviert und ist ein toller vegetarischer Snack. Beide Portionen hätten ein bisschen Chilli vertragen, aber waren auch so lecker. Da mir die frische Variante mit Salatblättern und einer Mischung aus rohem und gegartem Gemüse besser gefiel, ging die erste Runde 1:0 ans Tuk-Tuk.
(Oben: Gado-Gado im Tuk-Tuk / Unten: Gado-Gado im Mabuhay)
Als Hauptspeise fuhr man im Indiana-Jones-Etablissement richtig auf. Auf unseren Tisch wurde eine “Rijstafel” gebaut: Verschiedenartige Reissorten (putih = weiß, merah = braun und kuning = mit Curcuma gelb gefärbt) bildeten die Grundlage, um von sieben verschiedenen Schälchen zu kosten. Von Jackfruit in Kokosnussmilch über scharfes Rindercurry bis hin zu grünem Bohnensalat kann man bei dieser Art des Essens eine Vielzahl an Geschmäckern testen (für realtiv großzügig kalkulierte 20 Euro pro Person). Schade fand ich, dass quantitativ wenig Gemüse auf unseren Tellern landete. Mit einer großen Schale Wasserspinat als Beilage wäre ich einfach zufrieden gestellt gewesen. So haben wir uns über Tofu, Tempeh (der viel zu wenig beachtete frittierte kleine Bruder von Tofu aus fermentierten Sojabohnen) und Saucen hergemacht. Auch gut.
(Rijstafel im Tuk-Tuk)
Im Mabuhay haben wir “Oseng Oseng Tahu Tempeh” (eine Art Gemüse Stir Fry mit Tofu und Tempeh für 5,50 Euro) und ein “Rendang Curry” (6,50 Euro) als Fleisch-Option bestellt. Dieses Curry ist quasi kulinarisches Aushängeschild von Sumatra, der westlichsten indonesischen Insel, wo meist relativ scharf gegessen wird. Drei Stunden geköchelt war das Fleisch super zart und genau richtig pikant - eine definitive Empfehlung auf der Karte und Grund, warum es nach der Hauptspeise 1:1 stand.
(Essen im Mabuhay)
Zum Abschluss gab es in beiden Läden das asiatische Über-Dessert: Pisang Goreng, fies-süße gebackene Banane mit Vanille Eis. Im Mabuhay bescherte uns die Schokosauce und die großzügige Honigportion, die sich über die Bananen ergoss, ein veritables Sugarhigh, das mich leicht nervös und zappelig nach Hause trippeln ließ. Im Vergleich hat das Tuk Tuk leicht die Nase vorn, da die Bananen weniger süß waren. 2:1.
(Oben: Nachtisch im Tuk-Tuk / Unten: Dessert im Mabuhay)
Als Fazit lässt sich sagen: Um einen ersten Eindruck von indonesischer Küche zu bekommen, sind beide Läden auf jeden Fall ein guter Start. Das Mabuhay für einen schnellen Hunger zwischendurch (Achtung, um die Mittagszeit ist der Laden brechend voll), das Tuk-Tuk mit seinem kuriosen Setting, wenn man ein bisschen länger sitzen will. Aber es gibt auf jeden Fall noch Spielraum und ich bin gespannt, ob es bald eine moderne Variante des “Warung” Konzepts mit den vielen kleinen Beilagen und der großen Bandbreite an Gemüsen gibt. Ich wäre Fan.
Noch mehr Impressionen aus dem Tuk-Tuk:
Und noch mehr Eindrücke aus dem Mabuhay:
Danke, Marlen und Fabian, für die Fotos!
Noch mehr Abendbrot gibt es übrigens hier. Vor zwei Wochen war ich im Wirtshaus zum Mitterhofer in Kreuzberg.