ABENDBROT MIT SARAH #3 – Txokoa in Neukölln

© Martina Hemm

Was sich anhört wie eine ausgedachte Mittelalter-Sprache im Game of Thrones Universum, ist baskisch und die ziemlich präzise Ortsbeschreibung meines neuen Lieblings-Spaniers: Txokoa bedeutet 'Ecke' und liegt an eben dieser von Weser- und Friedelstraße in Neukölln. Bis jetzt war ich nie ein großer Fan von Tapas Bars. Zum Wein sind ein paar Leckereien auf dem Holzbrett gereicht immer toll, aber wenn ich zum Dinner in ein solches Etablissement gegangen bin, rollte ich meistens mit zuviel Öl und Knoblauch intus wieder raus.

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Ich war also etwas skeptisch, als meine Freundin Martina mir vom Txokoa vorschwärmte. Aber da sie zwei Jahre in Madrid gewohnt hat und auch sonst ein absoluter Alles-Checker in Sachen Essen ist, wollte ich mich gerne eines besseren belehren lassen.

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Und dieser Plan ist absolut aufgegangen. Das Txokoa wurde im Juli dieses Jahres von dem in Chile geborenen Sommelier Giovanni Miranda und dem baskischen Koch Ager Urigüen eröffnet und hat sich seitdem zu einem Highlight in der Gegend entwickelt. Die beiden bringen zwar durchaus klassische Gerichte wie Pimientos de Padrón oder Gambas al Ajillo auf den Tisch, aber bereiten diese ganz besonders zu. Da köchelt der Pulpo schonmal drei Stunden auf niedriger Temperatur und ohne weitere Zutaten in einem Vakuumbeutel, um dann neben Zimtkartoffeln (!) butterweich auf dem Teller zu landen. Das Ibérico Filet ist nach 24 Stunden Garzeit so zart, dass man es nur streng angucken muss, bevor es in mundgerechte Stücke zerfällt. Mit unglaublich leckeren Shitakepilzen und Maniok Chips serviert eine echte Empfehlung auf der Karte.

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Aber auch für die Vegetarier ist gesorgt. Das Fenchelrisotto - ohne Reis - ist ein interessantes Experiment, in dem der Fenchel auf drei Arten zubereitet wird: Gewürfelt, schaumig geschlagen und als Mousse. Geräucherter Käse mit Quittengelee oder Trüffel-Kroketten brauchen keine toten Tiere, um gut zu schmecken.

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Zum Nachtisch gab’s einen halbflüssigen Schokoladenkuchen mit Mandarinensorbet und Wasabicreme, was einen super Schlusspunkt hinter die vielseitigen Leckereien setzte. Nach sechs kleinen Gerichten und zwei Gäsern Wein addierte sich unsere Gesamtrechnung final auf faire 50€.

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Wem das Konzept etwas überambitioniert und chi-chi-mäßig vorkommt, kann beruhigt sein. Der Laden ist zwar kein Ort, um mal eben ein aufkommendes Hungergefühl zu stillen, aber Giovanni und Ager sind trotz ihres hohen Anspruchs und Kreativität am Herd absolut nett und das Restaurant ein toller Ort, um ins Wochenende zu starten, die Eltern auszuführen oder kulinarisch versierte Dates zu erfreuen. Der große Raum mit Holzboden und grau gestrichenen Wänden ist gemütlich, aber nicht übertrieben durchgestlyt. Und ich musste ein bisschen grinsen, als ich beim Rausgehen die seltsam hässlichen Orchideen auf dem Fensterbrett entdeckte. Kleine Fehler machen das Gesamterlebnis eben manchmal erst rund.

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Txokoa
Weserstraße 6, 12047 Berlin
Montag - Donnerstag 18 bis 23 Uhr
Freitag - Samstag 18 bis 23:30 Uhr
Telefon: 01578 7513568

Fotos: Martina Hemm

Letzte Woche war Sarah im Fratelli La Bionda in Kreuzberg. Alle anderen Folgen vom Abendbrot mit ihr oder Aida findet ihr hier.

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