ABENDBROT MIT SARAH #2 – Fratelli La Bionda in Kreuzberg
Der Auftrag ist eigentlich simpel: "Geh essen und erzähl uns, wie’s war". Was sich zunächst wie die einfachste Sache der Welt anhört, hat seine nicht zu unterschätzenden Tücken. Für meine zweite Folge ABENDBROT wollte ich mal komplett ins kalte Wasser springen und total spekulativ drauflos futtern. Die Karte des Omoni hatte ich schon vor dem ABENDBROT hoch- und runter gegessen und war mir der Großartigkeit des Ladens dementsprechend sicher. Nicht so im Fratelli La Bionda, einem Italiener am Marheinekeplatz. Völliges Niemandsland in meinem inneren Hängeregister der Dinneroptionen. Aber durchaus verheißungsvoll - denn gute Italiener kann man ja nie genug kennen.
Also habe ich beim Bier mit meiner Freundin Anna beschlossen, den Weg ins Herz von Kreuzberg 61 anzutreten um mal zu schauen, was dieser Laden von dem ich schon viel gehört hatte, kann. Anna Rose, die eine talentierte Fotografin ist und unter anderem für die VICE, Freunde von Freunden und die Groove fotografiert, war sofort dabei und so machten wir einen kleinen Ausflug in den arrivierteren Teil Kreuzbergs.
Das Fratelli La Bionda gehört neben der Vineria Gallina in der Schlesischen Straße zur gleichen Familie wie der Goldene Hahn - Berliner Establishment quasi. Der Name ist eine Reminiszenz an die Kindheit des Chefs Paolo - zu der Musik des gleichnamigen Italo Disco Duos der 70er hat er das erste Mal geknutscht und fand, dies könne nur ein gutes Omen für den Laden sein.
Im Lokal angekommen empfing uns eine lustige Mischung aus Leuten: Ein paar langhaarige Metal-Typen, deren AAA-Pässe am Stuhl baumelten und die sich scheinbar eine Grundlage für den Abend schaffen wollten neben älteren Sozialpädagogenpärchen aus der Nachbarschaft und einer Gruppe junger Italiener, die sich über verschiedene Pastaberge hermachten. Das Ganze vor einer poppigen Kulisse aus lila gestrichenen Wänden und retro Filmpostern. Ein bisschen zuviel Gestaltungswille für meinem Geschmack - aber okay, wir waren ja wegen des Essens hier.
Zwischen den Holztischen flitzte ein motivierter Kellner umher, der aussah wie Louis de Funès kleiner Bruder im Movember, und präsentierte die Schiefertafel mit den Gerichten des Tages. Was darauf stand klang verheißungsvoll: Oktopusscarpaccio, Auberginen Caponata, Roast Beef mit grüner Soße (nom-nom-hä?), gegrillte Jakobsmuscheln... Wir bestellten die gemischte Vorspeisenplatte in der Hoffnung, einen guten Querschnitt dieser Leckereien zu testen, bekamen aber leider nur gewöhnliche Antipasti. Da ich seit Jahren daran verzweifle, einen ebenbürtigen Ersatz für die Buon Gustaio Pizza im Casolare zu finden, war als nächstes eine halbe Pizza mit frischem Spinat und Salsiccia an der Reihe. Die war gut, aber relativ wuchtig und nicht zu vergleichen mit den legendären dünnen Teigfladen der unfreundlichen Chaoten am Planufer.
Das fatale Ergebnis dieses semi-strategischen Drauflosfutterns war, dass wir beide pappsatt waren und vor dem Vorstoß in kulinarisch interessante Gefilde, kapitulieren mussten. Was dem insgesamt schönen Abend aber nur einen kleinen Abbruch tat - der Wein war lecker, die Leute nett und wir haben mal wieder einen neuen Kiez erkundet.Wer die Vielseitigkeit von Fratelli La Bionda’s Karte auf Herz und Nieren testen und es besser machen will als ich, sollte am 26. November einen Tisch reservieren. Für den Abend kommt der Chefkoch des Goldenen Hahn, Pasquale, vorbei um gemeinsam mit Küchenchef Andrea, der nach Kopenhagen geht, ein kapitales Menü zu kochen. Mehr Infos zu diesem Abend gibt’s hier.
Fratelli La Bionda
Bergmannstr. 31
10961 Berlin
Tel. 030.63 901770
Montag bis Samstag ab 18 Uhr
Sonntag ab 17 Uhr