ABENDBROT MIT AIDA #29 Rembrandt Burger in Friedrichshain

© Kyra Meyer

Dies ist die letzte reguläre Folge »Abendbrot mit Aida«, bevor ich nicht in Baby- sondern in Masterpause gehe. Ich bin nämlich vor ein paar Wochen in die ab-so-lu-te Foodie-Hauptstadt London gezogen und futtere mich wie die hungrige Raupe durch die Gassen. Dazwischen studiere ich auch. Nächstes Mal gibt es noch ein Best-Of meinerseits und danach übernimmt die fantastische Sarah Weinknecht. Sarah isst mindestens genauso gerne wie ich und ist eine Supertype. Ihr Lachen kann man kilometerweit hören, ihr Geschmack ist fantastisch und ihr gute Laune extrem ansteckend! Ich komme wahrscheinlich in einem Jahr zurück und bin dann ganz klug. Danke für die tolle Zeit, das ganze leckere Essen und eure vielen, vielen Kommentare. Auf Instagram und meinem Blog könnt ihr weiter meinen Abenteuern folgen. Ich werde euch vermissen!

Okay, okay, langsam wird es tatsächlich offensichtlich: Ich mag Burger. Nein, falsch: Ich liebe Burger. Oh ja. Ob 300 Gramm feinstes Rindfleisch oder vegetarisch mit Gemüse vom Grill, ich steh' auf Burger. Es gibt nur weniges, was ich noch lieber mag als Burger, und da stehen ganz vorne: Fritten. Pommes Frites oder, wie sie in meiner neuen Wahlheimat London heißen, »Chips« sind für mich das Aller-aller-aller-grösste. Dabei ist es gar nicht so leicht, an gute Fritten ranzukommen! Was als Fast Food #1 gilt und wohl noch weiter verbreitet ist als Bockwurst mit Brötchen, wird meist lieblos in die Fritteuse geschmissen und wahlweise zuviel oder zu wenig frittiert. Beschissen gewürzt mit glutamatreicher, komisch rötlicher »Pommes-Würze« lassen sie sich schwer runterwürgen ohne eine Literflasche Cola zum Runterspülen.

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Viel besser als die meisten Imbissbuden in Deutschland kriegen allerdings die Holländer Fritten hin. Für dieses komische platte Ländchen da oben links haben Fritten eine quasi-religiöse Bedeutung. So kommt es jedenfalls rüber, wenn uns Maurice, der Koch und einer der beiden Köpfe von Rembrandt-Burger, von Fritten erzählt. Und seiner Heimat Holland. Und woran man die perfekte Fritte erkennt. Wenn er erzählt, sind vorher nur schnöde beachtete Fritten plötzlich so spannend wie alle Hitchcock-Filme zusammengenommen (und das Fenster zum Hof zählt doppelt). Er ist Holländer und stammt tatsächlich aus einer holländischen Imbissbuden-Familie, mit Fritten ist er also aufgewachsen. Sein partner in crime Denis allerdings kommt aus einer ganz anderen Ecke. Als Bio-Informatiker liegt es nicht gerade nahe, in der schönsten Straße Berlins* einen niederländischen Burgerladen zu eröffnen. Wo die Brötchen vom Bäcker im Kiez kommen, das Fleisch vom Metzger ein paar Straßen rauf und Maurice selbst jeden Morgen das Gemüse und den Salat nach Saisonangebot kauft. Und natürlich ging es auch ihm um Fritten. Das hat sie dann vor zwei Jahren zusammengebracht, den niederländischen Koch aus der Imbissfamilie und den Bio-Informatiker aus Deutschland. Lange haben sie nach einem Laden in der Gegend gesucht, weil sie selbst teilweise immer noch im Richard-Sorge-Kiez wohnen, weil es hier schön ist und weil die Leute hier auch gutes Essen zu schätzen wissen.

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Aber braucht Berlin wirklich noch einen Burgerladen? Die Antwort lautet: Ja! Zumindest, wenn der Laden so außergewöhnlich ist wie Rembrandt-Burger. Das Rembrandt-Thema wird auch tatsächlich durchgezogen, Essen ist ja schließlich auch irgendwie Kunst und ein guter Burger sowieso – und so haben hinter den Tresen die berühmten Vorsteher der Tuchmacherzunft alle Burger in der Hand und nicht Stift und Papier. Ich grinse und freu mich, ein schöner Witz. Apropos schön – hier gibt es mit großer Amsterdam-Fototapete die bestimmt schönste Restaurant-Küche Berlins zu sehen. Habe ich da gerade Restaurant gesagt? Oh ja, denn Maurice legt nicht nur Wert darauf, dass hier Slow Food serviert wird, sondern vor allem auch darauf, dass man hier auch einfach ein wenig sitzen kann und die Zeit genießen, sich nicht hetzen, nicht gleich den Tisch frei machen muss. Das ist sympathisch, und tatsächlich, der Laden lädt auch sehr dazu ein. Es riecht nicht wie andernorts nach Fett, wie es einem Burgerladen ja auch zusteht, sondern ist wirklich sehr hübsch, es gibt auch niederländische Limo und Bier, Süssigkeiten und Snacks wie Kroket und Frikandel.

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Aber die Burger! Oh die Burger, die sind eine Wucht. Die Portionen sind riesig, ein Burger mit richtigem Brötchen, knackig-frischem Salat und meist Rotwein-Zwiebeln mit einem Berg Fritten. Mein Tipp: Unbedingt den Frittenmix aus normalen holländischen und Süßkartoffel-Fritten nehmen. Dazu passt die hausgemachte Mango-Mayo und die Joppie-Saus (ach, Holländisch ist einfach so niedlich!) richtig gut dazu. Ein kleiner Trick: Jeden Burger gibt es auch in kleinerer Version. Und sogar ich habe bei meinen zugegeben zahlreichen privaten Besuchen auch mehrmals lieber auf die kleinere Version zurückgegriffen, die immer noch ausreicht, das hungrigste Mädchen Berlins (← mich!) ins Fress-Nirvana zu befördern.

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Nur für »kleine Besucher« gibt es jeden Burger auch in der günstigsten Kinder-Version. Spezielle Kinder-Menüs, wo es dann nur Spaghetti mit Tomatensoße und Burger mit Ketchup gibt, finden Maurice und Denis nämlich doof. »Ich wollte als Kind immer das haben, was auch die Großen hatten«, erzählt Maurice und trifft damit einen wunden Punkt: Wie sollen Kinder einen eigenen Geschmack entwickeln, wenn sie immer nur ein spezielles, besonders unraffiniertes Gericht vorgesetzt bekommen? Dann muss man sich auch nicht wundern, wenn der Nachwuchs mäkelig wird und nur Nudeln mit Ketchup haben will.

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Mit Rembrandt-Burger haben die beiden jedenfalls eine kleine Oase auf der sonst so ruhigen Richard-Sorge-Straße geschaffen. Ein perfekter Ort, um in die Sonne zu blinzeln und eine holländische Limo zu schlürfen, gigantische Burger-Fritten-Gebirge zu vernichten (meine Favoriten: »Rembrandt Burger« mit Ziegenkäse und Walnüssen und »Veggie Grilled« mit Gemüse vom Grill und Ziegenkäse. Ja, ich mag Ziegenkäse. Ein Blick auf Tagesangebote ist aber auch immer zu empfehlen!) und ein wenig zu verweilen, durch die Gala zu blättern, bevor man ein paar Schritte weitergeht und im schönsten Kino Berlins**, den Tilsiter Lichtspielen, in den Sessel plumpst. Friedrichshain, ich vermiss' dich schon!

*Jepp, das ist ganz schön subjektiv.
**Nö, das ist jetzt aber volle Kanne objektiv.

Die Fotos hat, wie schon einige Male zuvor, meine beste Freundin Kyra Meyer gemacht. Sie ist klasse. Wer bis zum nächsten Abendbrot noch mehr mit mir futtern möchte, dem sei mein Blog Improkitchen an den Magen gelegt. Bald ist die Sommerpause nämlich vorbei!

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